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15.12.1999 08:29

Tuberkulose-Erreger machen nicht alle Menschen krank

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Bei manchen Infektionskrankheiten, besonders bei Tuberkulose und Leishmaniose, ist eine merkwürdige Erscheinung zu beobachten: Obwohl sehr viele Menschen mit den Erregern in Kontakt kommen, erkranken letzten Endes nur wenige. Warum das so ist, untersuchen Dr. Klaus Erb und Prof. Dr. Heidrun Moll am Zentrum für Infektionsforschung der Universität Würzburg.

    Bei der Tuberkulose atmet der Mensch die Bakterien direkt in die Lunge ein. Dagegen gelangen die meist in tropischen Regionen vorkommenden Leishmanien, die im Extremfall Infektionen mit tödlichem Ausgang hervorrufen, durch den Stich einer Sandmücke in den Körper. In beiden Fällen greifen die Erreger in erster Linie die so genannten Monozyten an. Dabei handelt es sich um Fresszellen, die eigentlich auf die Abtötung von Mikroorganismen spezialisiert sind. Allerdings haben die Erreger der Tuberkulose und der Leishmaniose raffinierte Mechanismen entwickelt, mit denen sie in diesen Zellen nicht nur überleben, sondern sich auch vermehren können.

    Trotzdem ist der Mensch den Parasiten nicht schutzlos ausgeliefert, wie Dr. Erb erklärt: Das Immunsystem bildet in der Regel T-Zellen, welche infizierte Monozyten erkennen können. Wenn das geschehen ist, setzen die T-Zellen Botenstoffe frei, welche die Monozyten zur Produktion von aggressiven Stickstoff- und Sauerstoffverbindungen anregen - und diese töten die Erreger dann ab. Derartige T-Zellen werden als T-Helfer-Zellen des Typs 1 (Th1) bezeichnet. Die meisten Infektionen werden durch ein rechtzeitiges Eingreifen der Th1-Zellen abgewehrt. Bei Menschen mit einem intakten Immunsystem ist es aber völlig unklar, warum manche nach einer Infektion erkranken und andere nicht.

    In den Ländern der "Dritten Welt" sind Infektionskrankheiten wie die Tuberkulose viel weiter verbreitet als in den Industrienationen. Das könnte laut Dr. Erb daran liegen, dass die Menschen dort einen anderen "Immunzustand" haben: Infektionen mit Würmern sind in diesen Ländern besonders stark verbreitet, und bei der Immunreaktion gegen Würmer werden T-Helfer-Zellen des Typs 2 (Th2) gebildet. Diese setzen dieselben Immunmechanismen in Gang, die auch bei der Entstehung von allergischen Reaktionen beteiligt sind.

    Folglich haben Menschen, die an einer Allergie leiden oder mit Würmern infiziert sind, im allgemeinen erhöhte Th2-Immunreaktionen. Problematisch daran ist: Durch diese Reaktionen verschlechtert sich die Aktivierung der Monozyten durch die Th1-Zellen und damit die Bekämpfung von Erregern. Daher vermuten die Würzburger Wissenschaftler, dass manche Personen anfälliger für Tuberkulose oder Leishmaniose sind, weil sie vermehrt Th2-Zellen besitzen.

    Um diese Frage zu klären, untersuchen Dr. Erb und Prof. Moll mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ob Mäuse, die an einer Allergie leiden bzw. mit Würmern infiziert sind, anfälliger für eine Tuberkulose oder Leishmaniose sind. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Untersuchungsergebnisse auch Rückschlüsse auf die Vorgänge beim Menschen erlauben. Die Würzburger Analysen werden durch klinische Studien der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Albert Beyers an der Universität Stellenbosch in Kapstadt (Südafrika) ergänzt: Dort wird untersucht, ob Menschen, die an Wurminfektionen leiden, häufiger an Tuberkulose erkranken.

    Weitere Informationen: Dr. Klaus Erb, T (0931) 31-2141, Fax (0931) 31-2578, E-Mail:
    Klaus.Erb@mail.uni-wuerzburg.de
    oder Prof. Dr. Heidrun Moll, T (0931) 31-2627, Fax (0931) 31-2578; E-Mail:
    Heidrun.Moll@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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