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Wissenschaft
Symposium über die Ratio in der Naturheilkunde am 18. Dezember an der Universität Jena
Jena (15.12.99) "In der heutigen Gesellschaft dominieren chronische Befindlichkeitsstörungen mit körperlichen Symptomen", betont Prof. Dr. Christine Uhlemann aus dem Institut für Physiotherapie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Rund 70 Prozent aller Kranken leiden nach ihrer Ansicht an solch chronischen Störungen. Neben so genannten 'schulmedizinischen' Behandlungen plädiert sie für den Einsatz der Klassischen Naturheilverfahren, denn "die Patienten wollen das" und können bei den Naturheilverfahren "kognitiv am Gesundungsprozess beteiligt werden".
Um über diesen umstrittenen Bereich zu informieren, leitet Prof. Uhlemann am 18. Dezember ein "Symposium über die Ratio und Plausibilität in der Naturheilkunde", das hinterfragt, wie weit "Naturheilverfahren integrativer Bestandteil der 'Schulmedizin'" sind. Fast 100 Mediziner aus ganz Deutschland haben sich zu der öffentlichen Tagung angemeldet, die von 9-14 Uhr im Hörsaal 3 im Uni-Campus (Carl-Zeiß-Str. 3) stattfindet. Veranstaltet wird das Symposium, das erste seiner Art, vom Jenaer Uni-Institut für Physiotherapie, der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation sowie dem Rheumazentrum Jena.
Jena ist dazu der geeignete Ort, wurde doch hier 1924 der vermutlich erste deutsche Lehrstuhl für "Naturheillehre und der Naturheilverfahren" eingerichtet und mit Prof. Dr. Emil Klein besetzt - allerdings gegen die Widerstände vieler, wie die Jenaer Medizinhistorikerin PD. Dr. Susanne Zimmermann darlegen wird. Und bereits 1933 musste Klein, nicht nur weil er Jude war, den Lehrstuhl, der daraufhin umgewidmet wurde, räumen.
"Es ist die Aufgabe einer Hochschule, ihre Schüler das zu lehren, was sie später anwenden sollen", sagt Prof. Uhlemann. Daher ist sie davon überzeugt, dass Klassische Naturheilverfahren zum Fächerkanon in der Medizin gehören müssen. Naturheilverfahren sind nicht an eine Philosophie gebunden, sondern überprüfbar und damit wirkungsphysiologisch erklärbar, tritt Uhlemann den Skeptikern gegenüber. Die Verfahren setzen sich aus fünf Säulen zusammen: der Hydrotherapie, also der Wasserbehandlung wie sie etwa aus Kneipp-Kuren bekannt ist; der Bewegungstherapie und Massagen; der Phytotherapie, den Arzneien pflanzlicher Herkunft; der Ernährungstherapie, wie Diäten; und der Ordnungstherapie. Diese Säule, bei der Körper, Seele und Geist in Einklang gebracht werden sollen, "bietet die größte Angriffsfläche, weil dies schwer zu überprüfen ist", weiß die Fachärztin für Physiotherapie. Studien sind allerdings schwierig anzufertigen - denn es gibt beispielsweise keine Placebo-Massage. "Ich kann Naturheilverfahren nicht mit den Methoden der 'Schulmedizin' messen", weiß die engagierte Medizinerin. Doch Beobachtungen aus der Praxis bestätigen die Wirksamkeit der Naturheilverfahren: So ist etwa die Anwendung eines Heusacks gegen Schmerz- und Muskelspannungen bei über 80 % erfolgreich, hat Uhlemann beobachtet. Neue Studien aus dem Jenaer Institut beweisen überdies, dass bei der Behandlung chronischer Nackenschmerzen "die klassische Akupunktur mit einer signifikanten Dominanz besser abgeschnitten hat als Laserbehandlungen". Eine andere Untersuchung zur Wirksamkeit von Knoblauch bei Patienten mit Sklerodermie hat bestätigt, dass der Blutfluß günstig beeinflußt wird. Dies heilt zwar keine Krankheit, lindert aber einige Beschwerden wirksam.
Für die Jenaer Fachärztin steht es außer Frage, dass bei Unfällen oder vielen schweren Erkrankungen nur die 'Schulmediziner' helfen können. "Die Mistel heilt keinen Krebs", so Prof. Uhlemann, "nimmt aber die Spitze der Befindlichkeitsstörungen", weist sie auf die Anwendungsmöglichkeiten der Naturheilverfahren.
Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Christine Uhlemann
Institut für Physiotherapie der Universität Jena
Erlanger Allee 101
07740 Jena
Tel.: 03641/939503
Fax. 03641/939365
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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