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16.12.1999 09:22

Mit der Sonne durch die Wüste

Detlef Bremkens Dez. 3 KIT Kommunikation, Innovation, Transfer
Fachhochschule Bochum

    Drei Mechatronik-Studenten der Fachhochschule Bochum stellten beim Solarmobil-Rennen in Australien die Konkurrenz "in den Schatten".
    Von Marcus Römer

    Im Rahmen des ersten Mechatronik-Tages an der FH Bochum wurde den Studenten Thorsten Leschinski (27), Andreas Lins (24) und Holger Wölke (24) in einer Feierstunde das Diplom der Mechatronik der FH Bochum und der Bachelor der Partner-Universität South Bank University London überreicht. Sie wurden damit auch für ihre besonderen Leistungen in der Entwicklung eines leistungsfähigen Solarmobils geehrt.

    Das Fach Mechatronik bietet die FH Bochum seit 1994 an. Als erste FH in Deutschland, die diese besondere Fächerkombination eingerichtet hat, leistet sie hiermit bis heute Pionierarbeit - auch in Zusammenarbeit mit der Université Blaise Pascal im französischen Clermont-Ferrand und der South Bank University London. Auf wachsende globale Anforderungen reagierend, versteht sich die Mechatronik als interdisziplinäres Ingenieurs-Studium, als Reform "einseitig" ausbildender Studiengänge. Das Studium der Mechatronik ist auf die aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarkts perfekt zugeschnitten. Sie bildet die Schnittstelle zwischen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Studenten der Mechatronik werden somit sowohl zu Generalisten als auch Spezialisten ausgebildet.

    Der Landtagsabgeordnete und erfahrene Wissenschaftspolitiker Prof. Dr. Horst Posdorf sagte anlässlich der Würdigung: "Was an der FH Bochum passiert, halte ich für sehr wichtig. Nur wer über den Tellerrand schaut, wird in der Lage sein, eigene Gewohnheiten und Handlungen in Frage zu stellen."

    Im Laufe ihrer vierjährigen Ausbildung verbrachten die Studenten Leschinski, Lins und Wölke ihr letztes - praxisorientiertes - Jahr an der South Bank University London. Im Rahmen ihres allgemeinen Mechatronik-Studiums gehörte es zu ihrer Aufgabe, ein Solarmobil zu bauen. Für dieses Projekt hatten die Studenten ein Jahr Zeit, von dem ein halbes Jahr für den Bau des High-Tech-Gefährts einschließlich der jeweiligen Diplomarbeit aufgewandt wurde.

    Die drei Studenten hatten sich die Arbeit am Solarmobil aufgeteilt und auch ihre jeweiligen Diplom-Arbeiten daraufhin abgestimmt. Thorsten Leschinski schrieb "Design of a Telemetry-System of Cars powered by solar energy", Andreas Lins schrieb "Design and manufacturing of an electric motor test rig" und Holger Wölke schrieb "Design of 3D-CAD-Drawings and development of a steering system of a car powered by solar energy".

    "Mad Dog", so der Name ihres Solarmobils, erwies sich als erstaunlich effektiv und robust. Somit brachte es die idealen Voraussetzungen mit, an der bisher alle drei Jahre stattfindenden (jetzt alle zwei Jahre) Solarmobil-Rallye in Australien teilzunehmen. Mit einer Energieleistung von 1,5 Kilowatt - das ist ungefähr so viel wie ein Fön oder Toaster hat - Top-Leistungen zu erzielen, eine verlockende Idee. Die Strecke führte sie 3000 Kilometer weit vom nördlichen Darwin ins südliche Adelaide, größtenteils durch unbesiedelte Wüste.

    In einem Feld von 41 Teilnehmern belegte das Bochumer Team einen hervorragenden 2. Platz in seiner Klasse und konnte somit den Großteil der Konkurrenz in den Schatten stellen. Viele Fahrer waren zudem "Profis" und hatten Fahrzeuge, für deren Bau teilweise Firmenbudgets von bis zu drei Millionen Dollar zur Verfügung standen. Insgesamt - einer Auswertung aller fünf Klassen - belegten die Bochumer einen respektablen 20. Platz.

    In den jeweiligen Etappen schliefen die Rallye-Fahrer in Camps, die sie selbst neben der Strecke aufbauen mussten. Auch für ihre Verpflegung (jeden Morgen Haferschleim) und für die Wartung bzw. Pflege ihres Fahrzeugs mussten sie selbst sorgen. "Das war eine gute Erfahrung", sagt Holger Wölke. "Es gibt in Australien hochgiftige Spinnen und Schlangen."

    Insgesamt sechs Tage mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 km/h brauchte das Team für die Strecke - und die klimatischen Bedingungen hätten kaum extremer sein können. Nach dem Start im Norden Australiens mit seinem subtropischen Klima und Temperaturen von 35 Grad Celsius im Schatten mussten sich die "Rallye-Studenten" im Süden auf mitteleuropäische Temperaturen mit Kälteeinbrüchen zur Nacht einstellen. Ein echtes Abenteuer mit einem Schuß Survival-Training. Nicht selten kreuzte ein "Willy-Willy", ein Micro-Wirbelsturm ihren Weg. "Wir mussten höllisch aufpassen", sagt Andreas Lins, neben drei britischen Professoren der einzige "Studentenfahrer" im Team. Und Holger Wölke erinnert sich an ein paar grausame Bilder: "Alle paar Kilometer lag ein totes Känguruh neben der Strecke. Die setzen sich nachts aufgrund der Wärme einfach auf die Straße. Dann werden sie von Trucks überfahren."

    In der Körperhygiene mussten die drei Abenteurer natürlich auch Abstriche machen. "Toiletten gab's selbstverständlich nicht. Wir mussten uns mit Schaufeln Löcher in die Erde graben . . .", sagt Thorsten Leschinski. Duschen konnte man nur selten.

    Holger Wölke nutzte den Australien-Aufenthalt darüber hinaus zur Erfüllung eines Traums. Da er das Solarmobil nicht selbst steuerte, konnte er mit seinem Motorrad "Easy Rider" spielen. "Das war klasse", meint er begeistert.

    Nach dem Rennen wollte keiner der drei sofort wieder ins heimatliche Deutschland fahren. Sie verbrachten mehrere Wochen Urlaub, um die Schönheit es Landes in seiner Ganzheit zu erforschen. Lins und Wölke führte der Weg sogar bis auf die zauberhafte Insel Tasmanien.

    Vor der Zeremonie, innerhalb derer die Diplome verliehen wurden, hatten die drei Studenten nochmals die Gelegenheit, vor einem voll besetzten Hörsaal ihr Projekt im einzelnen zu präsentieren und interessierte Fragen sowohl von Kommilitonen als auch Experten der Ingenieurwissenschaften zu beantworten. Zur Diplom-Verleihung selbst war auch Professor Andy Shacklock von der Londoner South Bank University angereist, der das Solarmobil-Projekt betreut hatte.

    Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der Unternehmen, die zu diesem Bochumer Mechatronik-Tag ihre Vertreter an die FH geschickt hatten. Diese Vertreter stellten allen Mechatronik-Studierenden Möglichkeiten und Angebote zu Praxisstudiensemestern im Ausland vor. Weiter boten die Firmen-Delegierten den Studierenden Themen für ihre jeweiligen Diplom-Arbeiten an.

    Leschinski, Lins und Wölke haben bereits Job-Zusagen von mehreren Firmen. Die Entscheidung, für welche sie jeweils arbeiten wollen, werden sie Anfang nächsten Jahres treffen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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