idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.07.2006 10:17

Computerlinguisten helfen bei der Behandlung von Blutkrebs

Dr. Ute Schönfelder Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    BMBF-finanziertes interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Universität Jena gestartet

    Jena (19.07.06) Was versteht man unter einer "hämatopoetischen Stammzellentransplantation"? Dies ist sicherlich keine Frage, die man typischerweise einem Sprachwissenschaftler stellt. Doch Prof. Dr. Udo Hahn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat die richtige Antwort dennoch parat. Der Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Germanistische Sprachwissenschaft/Computerlinguistik arbeitet derzeit mit Kollegen daran, ein Wissensmanagementsystem aufzubauen, das es Medizinern ermöglicht, eben jene "hämatopoetische Stammzellentransplantation" (HSCT) für Patienten sicherer zu machen. "Gleichzeitig wollen wir damit den klinischen Erfolg dieser Therapie verbessern, von der vor allem Patienten mit Leukämie und anderen bösartigen Blutkrankheiten abhängig sind", erklärt Prof. Hahn. Dazu startete der Jenaer Computerlinguist mit Forschern der Medizinischen Hochschule Hannover und der Clarity GmbH das gemeinsame Forschungsprojekt "StemNet", das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) in den nächsten drei Jahren insgesamt mit 1,7 Millionen Euro finanziert wird.

    Bei einer HSCT werden die kranken blutbildenden Zellen des betroffenen Patienten durch die eines gesunden Spenders ersetzt, was dem Patienten im Idealfall anschließend ein beschwerdefreies Leben ermöglicht. Doch bevor es dazu kommen kann, muss die Verträglichkeit der Stammzellen eines Patienten mit der einer Reihe potenzieller Spender überprüft werden, denn in der Regel stimmen ihre Gewebemerkmale nicht genau überein. Im Extremfall kann es deshalb nach einer Stammzellentransplantation zu Abstoßungsreaktionen des Immunsystems bis hin zum Tod des Patienten kommen.

    Um das Abstoßungsrisiko bzw. die Gewebeverträglichkeit im Vorfeld einer Transplantation beurteilen zu können, werden bislang die individuellen Gewebemerkmale des Empfängers mit denen möglicher Spender abgeglichen. "Dies ist jedoch eine rein numerische Analyse", weiß Prof. Hahn. "Ein solches Verfahren erlaubt es zwar, eine Rangfolge der am besten geeigneten Spender zu erstellen. Doch die Fehlerrate ist verhältnismäßig hoch, weil viele der nicht-numerischen Parameter, die in klinischen Dokumenten oder Fachartikeln diskutiert werden, so nicht erfasst werden können". Deshalb wollen Hahn und seine Projektpartner aus einer Vielzahl weiterer Patientendaten, z. B. genetischen Informationen, zusätzliche Parameter identifizieren, die auf die Gewebeverträglichkeit Einfluss nehmen.

    Dafür entwickeln die Sprachwissenschaftler von der Universität Jena im Rahmen des Forschungsprojekts ein System zur automatischen Analyse medizinischer und biologischer Fachtexte, mit dessen Hilfe sich diese relevanten Parameter in Datenbanken, wissenschaftlichen Veröffentlichungen und anderen Beständen über das Internet automatisch aufspüren und unter Verträglichkeitsgesichtspunkten bewerten lassen. "Idealerweise entsteht so eine biomedizinische Wissensdatenbank, die permanent aktualisiert, weiter ausgebaut und öffentlich zugänglich sein wird", erhofft sich Prof. Hahn von "StemNet".

    Diese Datenbank soll Medizinern künftig als Grundlage dienen, geeignete Stammzellenspender mit noch höherer Sicherheit für die Patienten auszuwählen. Gelingt dieses Forschungsprojekt, könnte computerlinguistische und sprachwissenschaftliche Forschung einen wesentlichen Beitrag zur Rettung von Menschenleben leisten - eine bislang für kaum möglich gehaltene Konsequenz von Ergebnissen aus einem geisteswissenschaftlichen Umfeld.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Udo Hahn
    Institut für Germanistische Sprachwissenschaft der Universität Jena
    Fürstengraben 30, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944320
    Fax: 03641 / 944321
    E-Mail: udo.hahn[at]uni-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Udo Hahn.
    Prof. Dr. Udo Hahn.
    Foto: FSU-Archiv
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).