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20.07.2006 09:11

Zusammenhang zwischen Obst- und Gemüseverzehr und Krebserkrankungen des oberen Verdauungstraktes - Neue Ergebnisse der EPIC-Studie

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

    Wer täglich Obst und Gemüse isst, hat ein geringeres Erkrankungsrisiko für
    Mund-, Rachen-, Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs. Dabei profitieren eher
    Männer als Frauen von einem solchen Ernährungsverhalten, da die
    Risikoabsenkung besonders bei Personen mit geringem Konsum (<300 Gramm/Tag)
    zum Tragen kommt. Dies ist ein Ergebnis der europaweiten EPIC*-Studie, das
    Professor Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung
    Potsdam-Rehbrücke und Co-Autoren in der Septemberausgabe der Fachzeitschrift
    "Cancer Causes and Control" publizierte. (Die Septemberausgabe von Cancer
    Cancer and Control 2006, 17(7):957-69, ist bereits über das Internet
    erhältlich.)

    In Deutschland sind zwei Studienzentren an EPIC beteiligt, das Deutsche
    Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und das Deutsche
    Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

    Die EPIC-Wissenschaftler analysierten Daten von 130.633 Männern und 215.271
    Frauen, die im Rahmen der EPIC-Studie von 1992 bis 1998 Auskunft über ihre
    Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände gegeben hatten. Bei der Auswertung
    berücksichtigten die Forscher alle wichtigen bekannten Faktoren, die das
    Erkrankungsrisiko für diese Krebsformen beeinflussen, wie beispielsweise den
    Tabak- oder Alkoholkonsum.

    Innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von etwa 5,8 Jahren erkrankten 255
    Studienteilnehmer und 97 Studienteilnehmerinnen erstmals an Mund-, Rachen-,
    Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs.

    Nach den Daten der EPIC-Studie sinkt das Risiko für diese Krebsarten pro 80
    Gramm täglich verzehrtem Obst und Gemüse durchschnittlich um 9 Prozent. Bei
    Männern verringerte sich das Krebsrisiko um 12 Prozent, während es sich bei
    Frauen um 4 Prozent verminderte. Dabei besteht eine Risikobeziehung
    anscheinend nur bis zu einem "Schwellenwert" von etwa 300 Gramm pro Tag. Das
    heißt, wer bereits mehr als 300 Gramm verzehrt, kann durch eine
    Verzehrsmengenerhöhung sein Erkrankungsrisiko vermutlich nicht noch weiter
    senken.

    "Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Auftreten der Erkrankung sind
    bemerkenswert. Obwohl die Zahl der weiblichen Studienteilnehmer deutlich
    größer war, gab es bei den männlichen Teilnehmern fast zweimal soviel
    Krebsneuerkrankungen. Ebenso war eine erhöhte Obst- und Gemüseaufnahme bei
    Männern mit einer stärkeren Risikosenkung verbunden", fasst Heiner Boeing,
    Leiter der Potsdamer EPIC-Studie die Resultate zusammen. "Ersteres lässt
    sich vermutlich auf den generell höheren Alkohol- und Zigarettenkonsum der
    männlichen Studienteilnehmer zurückführen. Letzteres ließe sich durch zwei
    unserer Beobachtungen erklären. Erstens ist die Obst- und Gemüseaufnahme
    gerade bei Männern in Nord-, West- und Mitteleuropa gering und liegt unter
    der Aufnahme von Frauen und zweitens profitieren von einer Verzehrserhöhung
    hauptsächlich Personen, die sonst nur wenig Obst und Gemüse essen. - Man
    sollte daher besonders Menschen mit einem sehr niedrigen Obst- und
    Gemüsekonsum dazu ermutigen, ihre tägliche Verzehrsmenge zu erhöhen."

    Hintergrundinformation:

    EPIC* (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie:
    eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen
    Ernährung und Krebs und anderen chronischen Erkrankungen aufdeckt. 23
    administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000
    Studienteilnehmern sind an der Studie beteiligt. Die EPIC-Studie wird von
    Dr. Elio Riboli (International Agency on Research of Cancer, Lyon,
    Frankreich) koordiniert. Die Potsdamer EPIC-Studie, an der 27.548 Frauen und
    Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren teilnehmen, leitet Professor Dr.
    Heiner Boeing.

    Zahlen:
    Jährlich erkranken weltweit etwa 390.000 Menschen neu and Mund- und
    Rachenkrebs. Hinzu kommen 160.000 neue Fälle an Kehlkopfkrebs und 412.000
    Neuerkrankungen an Speiseröhrenkrebs. Dies entspricht insgesamt 11 Prozent
    aller Krebsneuerkrankungen. Alkohol- und Zigarettenkonsum sind die
    wesentlichen Risikofaktoren für Plattenepithelkrebs-Erkrankungen (Squamous
    Cell Cancer) des oberen Verdauungstraktes.

    Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist
    Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84
    außeruniversitäre Forschungsinstitute und forschungsnahe
    Serviceeinrichtungen. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und
    verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind von
    überregionaler Bedeutung und werden von Bund und Ländern gemeinsam
    gefördert. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

    Kontakt:

    Professor Dr. Heiner Boeing
    Deutsches Institut für Ernährungsforschung
    Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
    Abteilung Epidemiologie
    Arthur-Scheunert-Allee 114-116
    D-14558 Nuthetal
    Tel: 033200/88-710
    E-Mail: boeing@dife.de

    Dr. Gisela Olias
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Deutsches Institut für Ernährungsforschung
    Potsdam-Rehbrücke
    Arthur-Scheunert-Allee 114-116
    14558 Nuthetal
    Tel: 033200/88-335, 88-278
    Fax: 033200/88-503
    E-Mail: presse@dife.de
    E-Mail: olias@dife.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dife.de/de/index.php?request=/de/forschung/projekte/epic.php Informationen zur EPIC-Studie


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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