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12.01.2000 11:05

Licht um den Arm gewickelt:Designstudie zur Phototherapie

MA Birgit Fleischmann Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kunsthochschule Berlin-Weißensee - Hochschule für Gestaltung

    Einen interessanten Lösungsvorschlag für die verbesserte Anwendung der Phototherapie hat der Meisterschüler Martin Spangenberg aus dem Fachgebiet Produkt-Design der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB) nun in einer Studie (Diplomarbeit) erarbeitet. Sein Praxispartner war die Firma OptoMed in Berlin-Adlershof, betreut wurde der Student von Professor Dietmar Palloks.

    Etwa fünf Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland leidet an Neurodermitis, einer Hautkrankheit, deren Ursachen noch nicht vollständig erforscht sind. Und die Zahl der Betroffenen nimmt zu. Die konventionelle Therapie sieht eine Behandlung mit kortisonhaltigen Medikamenten vor, womit allerdings unangenehme, teilweise gefährliche Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. Als wirksame Ergänzung zu Kortison-Präparaten wird die Phototherapie angesehen.

    Bei der Phototherapie werden bestimmte Spektralbereiche künstlich erzeugten Lichts therapeutisch genutzt. Sie kann bei verschiedenen entzündlichen Hautkrankheiten helfen. Doch diese Art der schonenden Therapie wird bisher von den niedergelassenen Hautärzten kaum angewendet, da die Praxen über die nötigen Erfahrungen und auch das Inventar in der Regel nicht verfügen. Somit bleiben den Patienten nur die dermatologischen Abteilungen der großen medizinischen Einrich-tungen. Hier stehen mit UV-Röhren ausgestattete Licht-Kabinen bereit, in denen der Patient etwa 20 Minuten stehen oder liegen muß. Solche Geräte sind allerdings für Bettlägerige, für geschwächte Menschen und zum Beispiel für Rollstuhlfahrer nicht oder nur schwer benutzbar.

    Einen interessanten Lösungsvorschlag für die verbesserte Anwendung der Phototherapie hat der Meisterschüler Martin Spangenberg aus dem Fachgebiet Produkt-Design der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB) nun in einer Studie (Diplomarbeit) erarbeitet. Sein Praxispartner war die Firma OptoMed in Berlin-Adlershof, betreut wurde der Student von Professor Dietmar Palloks.

    Spangenberg testete eine Licht-Kabine zunächst im Selbstversuch. Neben der bedrückenden Enge und der zunehmenden Erwärmung, fiel ihm auf, daß die Kabine nicht ungefährlich war. Bei einem Schwäche-anfall würde man gegen die UV-Leuchten fallen und sich im schlimmsten Fall an Glassplittern verletzen. Zu dem allgemeinen Unwohlsein in der engen, warmen Kabine kommt erschwerend hinzu, daß der Patient bei manchen Geräten während der Bestrahlung auf einer sich drehenden Plattform steht, um von allen Seiten gleichmäßig bestrahlt zu werden.

    Die Frage war nun, wie man durch gute Designlösungen diese Situation verbessern könnte. Die Lichttherapie sollte angenehmer - vielleicht sogar mobiler und zum Beispiel auch für ans Bett gebundene Menschen anwendbar werden.

    Bei seiner Recherche stieß Spangenberg unter anderem auf das vor einigen Jahren in den USA entwickelte und bei Neugeborenen-Gelbsucht angewendete Konzept der Blaulicht-Bestrahlung. Die betroffenen Babys lagen in der Klinik auf einer Matte, die ein feines Lichtleit-Gewebe enthält. Wenn man Blaulicht in eine Matte leiten kann, warum sollte dies nicht auch mit bestimmten Anteilen des UV-Spektrums möglich sein?

    Spangenberg griff die Idee auf und entwarf eine flexible Strahlerfläche - eine Art Lichtmatte, die in verschiedenen Größen vielseitig einsetzbar wäre. So kann sie beispielsweise wie eine Manschette um die bei Neurodermitis oft betroffenen Gelenkregionen (z. B. Ellbogen oder Kniekehle) gelegt werden: Das Licht wird buchstäblich um den Arm gewickelt. Auch als Ausführung für den ganzen Körper wäre sie denkbar. Die Lichtversorgung der Strahlerflächen über optische Fasern hätte den Vorteil einer Bestrahlung der Haut ohne die unangenehme Wärme (Kaltlichtbestrahlung).

    Mit der verformbaren Fläche macht Spangenberg das Licht flexibel: Man kann es auf unkomplizierte Weise an den Körper des Patienten bringen und die Strahlerflächen an unterschiedliche Körpergrößen anpassen. Ebenso wird die mobile Behandlungsstation möglich.

    Die entworfene bewegliche Strahlerfläche besteht aus einer hautneutralen, abwischbaren und lichtdurchlässigen Kunststoffhülle, welche eine lichtleitende Schicht und eine weitere, nach innen reflektierende Schicht enthält. Somit gibt die Strahlerfläche das Licht nur in einer Richtung ab. Über einen Anschluß wird sie mit einem Kabel an eine externe Lichtquelle angeschlossen. Für den Kopf der Patienten entwarf der Meisterschüler der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB) eine abgewandelte Fläche, die durch versteifendes Material rund um den Kopf gelegt werden kann, ohne das Gesicht zu berühren.

    Die Lichtquelle könnte auf einer mobilen Station installiert sein, auf der ebenfalls Strahlerflächen für unterschiedliche Einsätze bereitgehalten würden. Damit wäre es möglich, die Phototherapie auf Rädern zu den Patienten zu bringen.

    Derzeit ist Spangenbergs Entwurf noch nicht umzusetzen. Um sein Konzept realisieren zu können, braucht es noch Entwicklungsarbeit auf technischem und werkstofftechnischem Gebiet. So sieht Spangenberg seine Studie als gestalterische Anregung für eine zukünftige Lösung, mit welcher die Phototherapie flexibler und angenehmer gestaltet und zudem einem größeren Patientenkreis zugänglich gemacht werden könnte.

    Bildmaterial und weitere Informationen über eMail: martin.spangenberg@rz.hu-berlin.de oder Pressestelle der KHB, Birgit Fleischmann, Tel. 030-47705-222 Fax 030-47705-291.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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