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Wissenschaft
Greifswalder Philosoph schließt Lücken in der Erforschung der Geschichtsphilosophie
Geschichtsphilosophie ist der Versuch, Geschichte als Einheit mit klarer Verlaufsrichtung philosophisch zu deuten. Sie ist eine recht junge Erfindung aus dem Zeitalter der Aufklärung. Dennoch hat Geschichtsphilosophie rasch eine kulturelle Deutungsmacht gewonnen, die weit über philosophische Debatten hinausweist. Geschichtsphilosophische Stichworte wie "Fortschritt" und "Entwicklung" sind längst zu Versatzstücken der Populärkultur geworden. Entsprechend wichtig ist die interdisziplinäre Erforschung von Geschichtsphilosophie.
Deshalb überrascht, wie wenig bislang gerade die Entstehungsgeschichte der Geschichtsphilosophie von etwa 1700 bis 1780 erforscht worden ist. Diesem Missstand will das neue Buch des in Greifswald lehrenden Schweizer Philosophen Andreas Urs Sommer (Foto) abhelfen. Es befragt eine Reihe von Repräsentanten aufklärerischen Philosophierens nach ihrem Beitrag zum Entstehungsprozess der modernen Geschichtsphilosophie. Dabei reicht das Spektrum der untersuchten Autoren von Bayle und Bolingbroke über Vico, Buffon, Lichtenberg, Turgot, Iselin, Mercier bis zu Lessing und Kant. Geschichtsphilosophie erweist sich dabei als ein gesamteuropäisches und disziplinenübergreifendes Projekt von grosser Tragweite.
In Sommers Buch werden auch aufklärungszeitliche theologische Bemühungen herangezogen, Geschichte als Einheit zu deuten. Dabei erweist sich, dass die Geschichtstheologie, als deren Schwundform ("Säkularisat") man die Geschichtsphilosophie lange betrachtet hat, nicht nur selbst in vielfältigen Formen auftritt, sondern unter aufklärerischen Vorzeichen starke Tendenzen zur Selbstmodernisierung zeigt. Inspiriert von der Geschichtsphilosophie, bricht auch die Geschichtstheologie zu neuen Ufern auf.
Das Buch macht Geschichtsphilosophie als Experimentalphilosophie auf neue Art verstehbar.
Andreas Urs Sommer
Sinnstiftung durch Geschichte? Zur Entstehung spekulativ-universalistischer Geschichtsphilosophie zwischen Bayle und Kant
Schwabe Verlag, Basel, 2006
583 Seiten. Gebunden. Fr. 82.- / € 57.50
ISBN-13: 978-3-7965-2214-7
ISBN-10: 3-7965-2214-9
Erschienen am 30. Juli 2006
Interessenten: Historiker(innen), Philosoph(inn)en, Theolog(inn)en, Literaturwissenschaftler(innen)
Der Autor
Andreas Urs Sommer, geboren 1972 in Zofingen (Schweiz), studierte Philosophie, Kirchen- und Dogmengeschichte und Deutsche Literaturwissenschaft in Basel, Göttingen und Freiburg im Breisgau, war dann an der Princeton University und an der University of London tätig. Seit 2000 ist er Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Greifswald tätig. Unter seinen zahlreichen Publikationen sind folgende Bücher zu nennen: Der Geist der Historie und das Ende des Christentum (1997); Albert Schweitzer - Fritz Buri. Existenzphilosophie und Christentum (als Hg., 2000); Die Hortung. Eine Philosophie des Sammelns (2000); Friedrich Nietzsche: "Der Antichrist". Ein philosophisch-historischer Kommentar (2000); Die Kunst, selber zu denken. Ein philosophischer Dictionnaire (2002, 22003); Geschichte als Trost? Isaak Iselins Geschichtsphilosophie (2002); Die Kunst des Zweifelns. Anleitung zum skeptischen Philosophieren (2005).
Ansprechpartner
Institut für Philosophie
PD Dr. phil. habil. Andreas Urs Sommer
Baderstraße 6 - 7, 17487 Greifswald
T +49 3834 86-34 50
F +49 3834 86-34 51
E asommer@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de/~philoso/
http://www.uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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