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Wissenschaft
BÖNNIGHEIM/KIRCHHEIM (hm) - Nach längerer Krankheit verstarb am 31. Juli 2006 im Alter von 78 Jahren Prof. Dr. Jürgen Mecheels, ehemaliger Leiter der Hohensteiner Institute und international anerkannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Textilforschung. An der Spitze des privaten Forschungs- und Dienstleistungszentrums prägte er bis 1995 maßgeblich das moderne, praxisorientierte Gesicht des Unternehmens und legte bereits 1961 mit der Gründung des Bekleidungsphysiologischen Instituts Hohenstein e. V. die wissenschaftliche Grundlage für das breite Serviceangebot, von dem heute die gesamte Textilbranche bis hin zur Textilreinigung und gewerblichen Wäscherei profitiert.
1928 als Sohn von Institutsgründer Prof. Dr. Otto Mecheels geboren, wuchs Jürgen Mecheels zunächst im rheinischen Mönchengladbach auf und gelangte gegen Ende des 2. Weltkriegs kriegsbedingt nach Süddeutschland. Lebenswerk des gelernten Textilchemikers Jürgen Mecheels ist die quantitative Bekleidungsphysiologie. Bereits während seiner Promotion entwickelte er das thermoregulatorische Funktionsmodell der menschlichen Haut, welches heute durch die ISO 11092 als Messgerät zur objektiven Bestimmung des Tragekomforts von Textilien beschrieben ist. 1976 präsentierte Jürgen Mecheels seine Erkenntnisse erstmals in den USA und baute Wissen und Technologien in diesem Fachgebiet gemäß dem modernen Konstruktionsprinzip Analyse - Konstruktion - Simulation unter anderem durch die Entwicklung der Gliederpuppe "Charlie" kontinuierlich aus. Die unter seiner Ägide erarbeiteten bekleidungsphysiologischen Forschungsergebnisse ermöglichten der Textil- und Bekleidungsindustrie, sich anhand von innovativen Produkten mit einem bis dahin unerreichten Tragekomfort für den Verbraucher wichtige neue Märkte zu erschließen. Seine Fachveröffentlichung Körper - Klima - Kleidung ist bis heute ein Standardwerk der Bekleidungsphysiologie.
Einen weiteren Meilenstein im Wirken von Jürgen Mecheels bildete die Einführung des Öko-Tex Standards 100, eines standardisierten Verfahrens zur Schadstoffprüfung von Textilprodukten, das er 1992 gemeinsam mit Prof. Wilhelm Herzog vom Österreichischen Textil-Forschungsinstitut in Wien entwickelte. Seine damals visionäre Überzeugung, dass der Verbraucher zunehmend auf gesundheitlich sichere Textilien setzt, findet sich heute in fast 40 Ländern millionenfach bestätigt: Mehr als 53.000 ausgestellte Zertifikate für Millionen von Einzelprodukten machen das Öko-Tex Label zum weltweit erfolgreichsten Prüfzeichen für humanökologisch optimierte Textilien.
Durch die schrittweise Erweiterung der Institutsgebäude und modernster technologischer Einrichtungen sorgte Jürgen Mecheels ab 1963 als Leiter des Forschungsinstituts Hohenstein, des Bekleidungsphysiologischen Instituts Hohenstein e. V. sowie der Technischen Akademie Hohenstein e. V. dafür, dass das Familienunternehmen bis 1995 zu einem international anerkannten Technologie- und Dienstleistungszentrum wuchs. 1970 übernahm er die wissenschaftliche Leitung und Geschäftsführung der heutigen Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege e. V., 1974 die Geschäftsführung der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege e. V. Während seines Berufslebens war Jürgen Mecheels darüber hinaus in zahlreichen Forschungsgremien tätig, so beispielsweise im Vorstand des wissenschaftlichen Rates der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen sowie in der Gutachtergruppe der AiF, aber auch als Gutachter bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Obmann eines VDI-Arbeitskreises. Beim Forschungskuratorium Gesamttextil war er Sprecher des Arbeitsrings der Institutsleiter, der Vereinigung von Leitern europäischer Textilforschungsinstitute (GEDRT) gehörte er zeitweise auch als Chairman an.
Neben seinem unermüdlichen Engagement für die Belange der gesamten Textilbranche, lag Jürgen Mecheels bis zuletzt vor allem das Wohlergehen der Mitarbeiter im familieneigenen Institut am Herzen, von denen er als fairer Chef geschätzt wurde, der jederzeit ein offenes Ohr für ihre Probleme hatte. Der von ihm geprägte kooperative Führungsstil und das Wissen, dass die Mitarbeiter das eigentliche Unternehmenskapital darstellen, bestimmt bis heute das Arbeitsklima an den Hohensteiner Instituten und schafft ein hohes Maß an Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit von Arbeitsbereichen und beschäftigtem Personal.
Jürgen Mecheels' Leistungen wurden mit dem Professortitel sowie dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Seine ganz private Passion galt dem Hochseesegeln, dem er bis in die jüngste Vergangenheit begeistert nachkam. Sein berufliches Lebenswerk führt seit 1995 sein Sohn Dr. Stefan Mecheels als Leiter der Hohensteiner Institute erfolgreich weiter.
Bönnigheim/Kirchheim 31.07.2006
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
überregional
Organisatorisches, Personalia
Deutsch
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