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02.08.2006 08:56

Psychologe mit Übersicht

Dr. Ute Schönfelder Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Andreas Beelmann ist Forschungsprofessor am Institut für Psychologie der Uni Jena

    Jena (02.08.06) Mit ihrem dramatischen Hilferuf sorgte die Rektorin der Berliner Rütli-Schule im Frühjahr dieses Jahres bundesweit für Aufsehen. An der Hauptschule, so die Feststellung ihrer Rektorin, seien Aggressivität, Respektlosigkeit und Ignoranz gegenüber den Lehrer nicht mehr zu kontrollieren. "Doch Aggressionen und Gewalt sind auf vielen Schulhöfen verbreitet", weiß Professor Andreas Beelmann. Der Psychologe ist neuer Professor für "Forschungssynthese, Intervention und Evaluation" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und befasst sich seit vielen Jahren mit psychologischen Programmen zur Prävention von Gewalt und Kriminalität im Kindes- und Jugendalter.

    Doch wie wirksam sind solche Interventionen? "Es gibt zahlreiche Studien zu Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen, die dies untersuchen", so Andreas Beelmann. Da aber Inhalt und Umfang dieser Untersuchungen variieren, unterscheiden sich ihre Ergebnisse z. T. stark voneinander. "Häufig erhält man auch ganz widersprüchliche Befunde", stellt Prof. Beelmann immer wieder fest.

    Deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, aus den unterschiedlichen Teilaspekten ein Gesamtbild zu konstruieren und sich auf so genannte Meta-Analysen spezialisiert. Dazu sammelt er sämtliche Einzel-Untersuchungen zu einer bestimmten Fragestellung und wertet die Ergebnisse systematisch aus. "Auf diese Weise lassen sich nicht nur statistisch gesicherte Aussagen zur Wirksamkeit psychologischer Prävention und Intervention gewinnen", beschreibt der gebürtige Emsländer die Bedeutung seiner Arbeit. "Wir erhalten so auch Hinweise darauf, an welchen Stellen es noch Forschungslücken gibt oder welche Programme noch nicht ausreichend überprüft sind".

    Dass dies oftmals einer Sisyphus-Arbeit gleicht, stört Andreas Beelmann nicht. Bereits für seine Diplomarbeit zum Thema "Wirksamkeit sozialer Kompetenztrainings bei Kindern und Jugendlichen" hatte er gut Tausend wissenschaftliche Publikationen zusammengetragen und ausgewertet. "Das ist wohl eine Art Sucht", umschreibt er schmunzelnd seinen Drang, den gesamten Bestand eines Forschungsgebietes zu erfassen. Dieser "Sucht" kann Prof. Beelmann nun an der Friedrich-Schiller-Universität nachgehen. Seine in ganz Deutschland einzigartige Forschungsprofessur wird derzeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert, bevor sie in eine reguläre Professur der Jenaer Universität übergeht. Im Rahmen der DFG-Forschergruppe "Discrimination and Tolerance in Intergroup Relations" wird Prof. Beelmann in den kommenden Jahren jedoch nicht nur Meta-Analysen zur Gewaltprävention durchführen, sondern sie beispielsweise auch im Bereich der Vorurteils- und Rassismusforschung anwenden. Diese Ergebnisse sollen dann in die Entwicklung von Programmen zur Toleranzförderung an Schulen einfließen und damit zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme wie der Integration von Migranten beitragen.

    Seine wissenschaftliche Laufbahn begann Andreas Beelmann mit einem Studium der Psychologie, Soziologie und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld. Von 1991 bis 1994 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter an der Universität Bielefeld tätig. Dort promovierte er 1994 zum Thema "Frühförderung entwicklungsgefährdeter Kinder". Anschließend wechselte Beelmann an die Universität Erlangen-Nürnberg, wo er als Postdoktorand am Psychologischen Institut arbeitete. Nach seiner Habilitation im Jahr 2001 vertrat Prof. Beelmann zunächst die Professur für sozial-emotionale Lern- und Entwicklungsförderung an der Universität Köln, bevor er als Forschungsprofessor nach Jena kam. Und hier will der 44-Jährige vorerst auch bleiben: Seit seiner Berufung an die Friedrich-Schiller-Universität hat er bereits mehrere attraktive Angebote anderer Universitäten ablehnt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Andreas Beelmann
    Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Humboldtstr. 26, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945901
    Fax: 03641 / 945902
    E-Mail: Andreas.Beelmann@uni-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Andreas Beelmann
    Prof. Dr. Andreas Beelmann
    Foto: Scheere/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    regional
    Personalia
    Deutsch


     

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