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Wissenschaft
ESA-Projektbüro an der Universität Jena zur Kartierung der Landoberfläche setzt Arbeit fort
Jena (16.08.06) Für den Laien scheint die Frage "Was ist ein Wald?" leicht zu beantworten: ein Gebiet, in dem Bäume wachsen. Doch für Geografen wie Dr. Martin Herold ist der Begriff nicht so eindeutig zu klären. "Je nach Klimazone, Artenvielfalt, Zustand der Bäume bzw. der Waldnutzung, gibt es weltweit mehr als 300 Definitionen von 'Wald'", macht der Experte für Fernerkundung von der Friedrich-Schiller-Universität Jena das Problem deutlich. "Bis heute meinen Europäer, Amerikaner oder Chinesen zum Teil ganz unterschiedliche Ökosysteme, wenn sie von 'Wald' reden." Und diese Unterschiede spiegeln sich auch in den entsprechenden geografischen Karten und nationalen Forstinventuren wider.
Doch um globale Veränderungen im Waldbestand, etwa durch Klimaveränderungen und Abholzung zu erfassen, sind gemeinsame Definitionen Voraussetzung. "Und dazu brauchen wir einheitliche Standards, nach denen die Landoberfläche erfasst und beurteilt wird", so Dr. Herold weiter. Diese einheitliche Grundlage innerhalb der internationalen Wissenschafts- und Anwendergemeinde zu entwickeln und mit Hilfe von Satellitendaten umzusetzen, das ist eines der Ziele, mit denen Fernerkundungsexperten und Raumfahrtbehörden das Programm GOFC-GOLD ("Global Observation of Forest Cover - Global Observation of Land Dynamics") ins Leben gerufen haben. Das hauptsächlich durch die europäische Raumfahrtbehörde ESA finanzierte europäische Projektbüro ist seit Anfang 2004 an der Universität Jena angesiedelt. Hier sammeln und bewerten die Geografen seither die unterschiedlichen Daten und Satellitenaufnahmen, die die Landbedeckung unseres Planeten und deren Veränderungen darstellen. Diese Arbeiten erfolgen insbesondere im Europa-übergreifenden GMES-Programm ("Global Monitoring for Environment and Security") sowie der globalen Umsetzung im Rahmen der "Group on Earth Observation" (GEO).
"Jena ist damit zum Knotenpunkt eines globalen Forschungsnetzwerkes geworden", sagt Prof. Dr. Christiane Schmullius, Professorin für Fernerkundung an der Jenaer Universität. Sie leitet das Projektbüro, das die Arbeit mit so renommierten Partnern wie der NASA, der ESA oder der Welternährungsorganisation FAO koordiniert. Und das ist Prof. Schmullius und ihren Kollegen in den vergangenen zweieinhalb Jahren offensichtlich gut gelungen. Denn der Hauptsponsor des Projektbüros, die Raumfahrtbehörde ESA, hat jetzt eine Verlängerung der Finanzierung bis Anfang 2010 angekündigt. Damit können die Jenaer Wissenschaftler ihre Arbeit auch in Zukunft fortsetzen.
"Jetzt folgt der Praxistest", freut sich Projektkoordinator Dr. Herold auf die bevorstehenden Aufgaben. So werden die Geografen aktiv an neuen und besseren Weltkarten mitarbeiten, u. a. im Rahmen des GLOBCOVER-Projektes der ESA. Weiterhin sollen z. B. ab dem Jahr 2010 für die alle fünf Jahre von der FAO veröffentlichten Daten über den weltweiten Waldbestand ("Forest Ressource Assessment") erstmals weltweit Satellitendaten im großen Stile genutzt werden - nach den Kriterien und Methoden, die in Jena mit ausgearbeitet wurden. Dazu werden auch Daten des neuen deutschen Erdbeobachtungssatelliten TERRASAR-X (geplanter Start Oktober 2006) eingesetzt.
Kontakt:
Prof. Dr. Christiane Schmullius / Dr. Martin Herold
Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948880, 03641 / 948887
Fax: 03641 / 948832
E-Mail: c.schmullius[at]uni-jena.de, m.h[at]uni-jena.de
http://www.gofc-gold.uni-jena.de
Ein Begriff - verschiedene Bedeutungen. Der Wald in der Sibirischen Taiga.
Foto: Knorr
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Regenwald in Afrika.
Foto: Herold
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Tier / Land / Forst
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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