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Wissenschaft
Die Bietergemeinschaft der Firmen J. Heinr. Kramer und KAEFER aus Bremerhaven hat den Zuschlag für den Bau der Forschungsstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung erhalten. Sie hatte das beste Angebot abgegeben. Die voraussichtlich im antarktischen Sommer 2008/2009 in Betrieb gehende Forschungsbasis ersetzt die bisherige Neumayer-Station. Diese wird dann das Ende ihrer Betriebszeit erreicht haben. Eine innovative, vom Alfred-Wegener-Institut patentierte Bauweise mit hydraulischen Stelzen ermöglicht es, dass die neue Station dauerhaft auf dem Eis stehen kann.
Der Bau einer neuen Antarktisstation wurde notwendig, da die seit 1991 betriebene derzeitige Neumayer-Station durch den ständigen Schneefall immer tiefer im Eis verschwindet und damit das Ende ihrer Haltbarkeit erreicht. Die Station liegt mittlerweile unter einer zwölf Meter dicken Schnee- und Eisschicht und wird durch den Druck deformiert. Das Auftragsvolumen für den Bau der neuen Forschungsstation beträgt rund 21 Millionen Euro. Neumayer III wird in Bremerhaven gebaut und in allen wichtigen Komponenten auf Funktion getestet. In Einzelteile zerlegt wird die Station dann per Frachtschiff in die Antarktis transportiert. Baubeginn in der Antarktis ist für die dortige Sommersaison 2007/08 geplant. In der darauf folgenden Saison 2008/09 soll die Station dann fertig gestellt und in Betrieb genommen werden.
"Das im Wettbewerb abgegebene, überzeugende Angebot der Firmen Kramer und KAEFER ist ein hervorragendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Bremerhaven", sagt Rainer Paulenz, Verwaltungsdirektor des Alfred-Wegener-Instituts. "Ganz sicher wird der Bau der neuen deutschen Antarktisstation von der räumlichen Nähe zwischen dem Institut und den Auftragnehmern sowie von der Erfahrung der Firma Kramer aus dem Bau von Neumayer II profitieren."
Seit 1981 betreibt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung ganzjährig besetzte Forschungsstationen in der Antarktis. Die in den Observatorien für Geophysik, Meteorologie und Luftchemie gewonnenen Langzeitdaten sind von großer Bedeutung für die globale Umweltforschung und die Klimaforschung. Zudem dient die Station als Basis für Expeditionen auf das Inlandeis. Im antarktischen Sommer sind bis zu sechzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen und Fachbereichen gleichzeitig an der Station tätig.
Da die Forschungsstation mit Schiffen versorgt wird, befindet sie sich in relativer Nähe zur Eiskante auf dem Schelfeis. Diese Position stellt hohe Anforderungen an die Konstruktion der Gebäude. Zum einen fließt das Schelfeis ähnlich einem Gletscher dem Meer entgegen. Dabei bewegt sich das Eis überall unterschiedlich schnell, so dass Scherkräfte auf das Fundament wirken. Außerdem werden etwa achtzig Zentimeter Schnee pro Jahr neu aufgelagert. Hinzu kommen niedrige Temperaturen von bis zu minus 47 Grad Celsius und starke Winde, die zu Schneeverwehungen führen. Bislang wurden die meisten Forschungsstationen deshalb unter dem Eis angelegt. Bei Neumayer III werden nun erstmalig hydraulisch bewegliche Stelzen verwendet, die das Gebäude tragen. Diese gewährleisten, dass die neue Forschungsstation angehoben werden kann und somit immer den gleichen Abstand zur Eisoberfläche hat. Ingo Kramer, Inhaber der Firma J. Heinr. Kramer, sagt zu den Herausforderungen, die mit dem Bau verbunden sind: "Wir sind stolz darauf, dass wir unsere technische Kompetenz und Erfahrung aus antarktischen Regionen für dieses weltweit einmalige und anspruchsvolle Bauprojekt erneut zur Verfügung stellen können." Auch Manfred Borowsky, Leiter des Standorts Bremerhaven der KAEFER Isoliertechnik GmbH & Co. KG, ist sicher, dass die Bietergemeinschaft den Anforderungen gewachsen ist: "Anspruchsvolle Großprojekte wie der Bau von Neumayer III sind bei unseren Experten aus Bau, Schiffbau und Offshore in den richtigen Händen."
Voraussichtliche technische Daten der Antarktisstation Neumayer III:
Länge: 68 m
Breite: 25 m
Höhe: 28 m
Höhe über dem Schneegrund: 6 m
Eisdicke unter der Station: 240 m
Gesamtgewicht: 2600 t
Nutzfläche Gebäude: 1900 m2
Energieversorgung: Dieselgeneratoren, Windkraftanlage
Betriebsdauer: 25 Jahre
Hinweise für Redaktionen:
Ihre Ansprechpartnerin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist Dr. Susanne Diederich (Tel: 0471 4831-1376, E-Mail: medien@awi-bremerhaven.de), in der Logistik Dr. Saad El Dine El Naggar (Tel: 0471 4831-1193, E-Mail: selnaggar@awi-bremerhaven.de).
Sobald wichtige Komponenten der Neumayer-Station in Bremerhaven getestet werden, wird die Presse Gelegenheit bekommen, sich ausführlich über den Baufortschritt zu informieren. Dies wird voraussichtlich ab Frühjahr 2007 der Fall sein.
Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
http://www.awi-bremerhaven.de/AWI/Presse/PM/index-d.html - druckbare Bilder
Visualisierung der geplanten deutschen Antarktis-Station Neumayer III.
Graphik: Fernando Valero-Delgado, Christian Michaelis, Alfred-Wegener-Institut.
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Die jetzige Neumayer-Station: Aussägen von Schnee im Verbindungsgang zur Fahrzeughalle, die Decke se ...
Foto: Astrid Richter, Alfred-Wegener-Institut.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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