idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.01.2000 14:16

Lebertransplantation ist zum Routineeingriff geworden

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Vor gut 15 Jahren wurde an der Würzburger Universitätsklinik erstmals eine Niere transplantiert: Am 2. Dezember 1984 erhielt ein damals 33 Jahre alter Patient ein neues Organ, das ihn neun Jahre lang von der Dialysebehandlung unabhängig machte. Damit war der Grundstein für eine sich stetig entwickelnde Transplantationsmedizin an der Universität Würzburg gelegt.

    Seitdem wurden insgesamt 460 Nieren verpflanzt. Seit 1989 werden am Klinikum der Universität Würzburg auch Herzen, seit 1992 Lebern transplantiert. Ebenfalls 1992 wurde mit der Lebendspende für Nieren begonnen, 1999 folgte die erste kombinierte Nieren-Bauchspeicheldrüsen-Transplantation.

    Mehr als 45 Patienten haben sich in der Chirurgischen Universitätsklinik unter der Leitung von Prof. Dr. Arnulf Thiede von dem Transplantationsteam um die Chirurgen PD Dr. Wolfgang Timmermann, PD Dr. Heinz-Jochen Gassel und PD Dr. Detlev Meyer einer Lebertransplantation unterzogen. Inzwischen werden diese zeitlich und personell aufwendigen Eingriffe routinemäßig durchgeführt, so Dr. Timmermann. Damit könne vielen Patienten im Einzugsbereich der Universität Würzburg, die an chronischen Lebererkrankungen (Leberzirrhose) leiden, geholfen werden. Aber auch Patienten mit einem akuten Leberversagen, wie es nach Vergiftungen auftritt, können durch eine Transplantation gerettet werden.

    Dank der Fortschritte in der Transplantationsmedizin kann die Mehrzahl der Patienten nach der Transplantation ein weitgehend normales Leben führen. Dr. Timmermann stellte bei einem Pressegespräch im Klinikum die 32-jährige Anne Pfaff aus Volkach (Landkreis Kitzingen) vor, die am 11. Juli 1999 eine neue Leber erhalten hat. Zur Lebererkrankung war es bei ihr im Jahr zuvor nach einer schweren Entzündung mit Blutvergiftung (Sepsis) gekommen. In einer solchen Situation wird in der Regel die gesamte Leber eines Organspenders transplantiert. In Ausnahmesituationen können Lebern auch geteilt werden: Dann wird der größere Teil einem Erwachsenen, der kleinere Teil einem Kind eingepflanzt.

    Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg und die Intensivierung der Lebertransplantationen in Unterfranken ist die Information der Bevölkerung, der niedergelassenen Ärzte und der Krankenhäuser über das Verfahren und die Kooperation mit dem Transplantationszentrum an der Universität Würzburg: Es müssen alle Patienten erkannt und informiert werden, deren Lebererkrankung durch eine Transplantation zu behandeln ist. Dann gilt es, in engem Kontakt der behandelnden Ärzte mit dem Transplantationszentrum, den optimalen Zeitpunkt für die Transplantation zu ermitteln. Das Transplantationszentrum ist die organisatorische Einheit aller an der Transplantationsmedizin mitarbeitenden Kliniken und Institute der Universität.

    Eine Unterstützung ihrer Arbeit zur Weiterentwicklung der Transplantationsmedizin erhoffen sich die Würzburger Ärzte vom Transplantationsgesetz, das am 1. Dezember 1997 in Deutschland in Kraft trat. Laut Dr. Sven Eisenreich, dem neuen Ärztlichen Transplantationskoordinator in Würzburg, hat das Gesetz im Bereich der Organspende erstmals Rechtssicherheit gebracht. Es schreibt eine erweiterte Zustimmungslösung vor, und damit ist der (mutmaßliche) Wille des Gestorbenen ausschlaggebend für die Entscheidung über eine Organspende: Liegt keine konkrete Einwilligung des Toten vor, so können die Angehörigen in seinem Sinne entscheiden.

    Das Gesetz sieht weiterhin eine organisatorische Trennung der Bereiche Organentnahme, Organvermittlung und Organübertragung vor. Damit soll möglichen Interessenkonflikten vorgebeugt werden. Für den Bereich der Organentnahme (Koordinierungsstelle) wird voraussichtlich auch künftig die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mit ihren bundesweiten Organisationsbüros zuständig sein. Die DSO nimmt diese Aufgabe bereits seit 1984 wahr. Die Organvermittlung wird vermutlich auch in Zukunft durch die niederländische Stiftung Eurotransplant abgewickelt. Die Organübertragung selbst wird in eigens dafür zugelassenen Zentren durchgeführt.

    Wichtig auch für die klinische Arbeit ist laut Dr. Eisenreich die gesetzliche Verpflichtung von Ärzten, mögliche Organspender umgehend zu melden und Patienten mit einem Organversagen im Endstadium mit deren Einverständnis den Transplantationszentren vorzustellen und dort nach medizinischer Abklärung auf die Warteliste für ein Organ nehmen zu lassen. Damit soll für alle Patienten Chancengleichheit hergestellt werden.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).