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Wissenschaft
Abschlusstagung der Forschungsgruppe "Verkörperte Kommunikation" vom 6. bis 9. September am Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Öffentlicher Vortrag zur Gebärdensprache
Es ist fast ein wenig wie Telepathie: ein Blick, eine Geste, ein paar Worte, und schon wandert eine Idee, ein Plan, ein Hinweis von einem Menschen zum anderen, manchmal reicht dazu schon eine hochgezogene Augenbraue. Wenn Menschen kommunizieren, ist das mehr als ein verbaler Austausch. Noch bevor das erste Wort gesprochen wird, reagieren ihre Körper aufeinander, Rhythmus, Antizipation und Imitation verbinden die Kommunikationspartner zu einem dynamischen System, Gesten, Mimik und Sprachmelodie modifizieren, begleiten und ergänzen das gesprochene Wort. Es entsteht ein "kommunikativer Tanz", der erst vor dem Hintergrund einer geteilten Welt Sinn hat.
Ein Jahr lang haben Kognitions- und Neurowissenschaftler, Informatiker, Linguisten, Philosophen und Biologen im Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung an einem neuen Verständnis der zwischenmenschlichen Kommunikation gearbeitet. In der Forschungsgruppe Verkörperte Kommunikation bei Menschen und Maschinen haben sie dazu unter der Leitung von Prof. Ipke Wachsmuth (Bielefeld) und Prof. Günther Knoblich (Newark) aktuellste Erkenntnisse aus vielen Disziplinen zusammengetragen und analysiert. Ihre ersten Ergebnisse werden die Forscher auf der Abschlusstagung der Forschungsgruppe vom 6. bis 9. September vorstellen und mit internationalen Fachkollegen diskutieren. Dabei geht es ebenso um elementare Bedingungen der verkörperten Kommunikation wie Feedback-Signale, Wahrnehmung und Imitation und deren neuronale Grundlagen, wie auch um die Bedeutung der Emotionen in der Kommunikation, um Kooperation und komplexe Handlungen.
Der kanadische Psychologe John Barresi berichtet über die Bedeutung der gemeinsamen Welt, ein nur scheinbar banales, für das Gelingen von Kommunikation aber ganz entscheidendes Phänomen. Der Psychologe Scott Jordan (Illinois University) und der Neurowissenschaftler Gregor Schöner (Bochum) erklären, warum herkömmliche Beschreibungen für die komplexe zwischenmenschliche Kommunikation unzureichend sind, und schlagen die dynamische Systemtheorie als neues Beschreibungsmedium vor. Der Vortrag des Hirnforschers Michael Arbib (Los Angeles) befasst sich mit der Struktur komplexer Handlungen, Hans Markowitsch (Bielefeld) wird über die Möglichkeiten berichten, aus Fällen gestörter Kommunikation Aufschlüsse über deren Funktionieren zu gewinnen. Eine Sektion widmet sich der Evolution kommunikativer Fähigkeiten, eine weitere dem Modellieren verkörperter Kommunikation mit maschinellen Systemen, denn den Teufel im Detail einer eleganten Theorie erkennt man oft erst, wenn man versucht, sie zu realisieren.
Einladung zu öffentlichem Vortrag über Gebärdensprache und Spiegelneuronen mit Theremin-Musik am Mittwoch
Ein wissenschaftliches Bonbon ist am Mittwochabend, 6. September, 20.00 Uhr, der öffentliche Vortrag der Linguistin und Neurowissenschaftlerin Karen Emmorey (San Diego), die über ihre Forschungen zur Gebärdensprache der Gehörlosen berichtet. Ihr Vortrag (in englischer Sprache) geht darauf ein, welchen Einfluss das Körperliche auf die Struktur von Zeichensprachen hat und welche Rolle dabei die so genannten Spiegelneuronen spielen. Den musikalischen Rahmen bildet der Auftritt eines führenden deutschen Theremin-Spielers, Rolf Sudmann. Sein elektronisches Instrument reagiert mit zwei Antennen auf Körperbewegungen und wird durch den Einsatz beider Hände berührungsfrei gespielt.
Tagungssprache ist Englisch.
Weitere Informationen unter:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2006/09-06-Wachsmuth.html
www.uni-bielefeld.de/ZIF/FG/2005Communication/index2.html
Anfragen zur Tagungsorganisation an:
Tagungsbüro des ZiF, Telefon 0521/106-2768; E-Mail: Marina.Hoffmann@uni-bielefeld.de
Inhaltliche Fragen an:
Dr. Manuela Lenzen (Wissenschaftliche Assistentin der Forschungsgruppe), Telefon 0521/106-2785,
E-Mail: Manuela.Lenzen@uni-bielefeld.de
Pressemitteilung Nr. 143/2006
Universität Bielefeld
Informations- und Pressestelle
Dr. Hans-Martin Kruckis
Telefon: 0521/106-4074 (Sekretariat: 4146)
Fax: 0521/106-2964
E-Mail: hans-martin.kruckis@uni-bielefeld.de
Internet: www.uni-bielefeld.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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