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26.01.2000 09:42

Hörsturz: Neues vielversprechendes Behandlungsverfahren wird an der Charité erprobt

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 2-2000

In der "Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde" der Charité wird ab Januar ein neues Verfahren zur Behandlung des Hörsturzes erprobt, das sich bereits in einer Vorstudie am Klinikum Großhadern in München als vielversprechend erwiesen hat. Dort wird das Verfahren nun ebenso wie an der Charité und bald auch in Hamburg und Bochum in einer Multi-Center-Studie an einer größeren Zahl von Patienten überprüft.
Unter Hörsturz versteht man den plötzlichen einseitigen Hörverlust wegen einer Funktionsstörung im Innenohr, häufig verbunden mit Druckgefühl und Ohrgeräuschen. Er ist für den Betroffenen ein dramatisches Ereignis, das jedes Jahr in Deutschland etwa 20 von 100 000 Menschen trifft. Seine Ursache in unbekannt, die Behandlung dementsprechend ohne wissenschaftlich gesicherte Grundlage. Allgemein wird angenommen, daß dem plötzlichen Hörverlust eine plötzliche Durchblutungsstörung in den Gefäßen des Innenohrs zugrunde liegt, vergleichbar den Gefäßverschlüssen bei Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die bisherige Behandlung besteht darin, 10 Tage lang Infusionen mit durchblutungsfördernden und gefäßerweiternden Medikamenten zu verabreichen. Außerdem wird in der Annahme, daß das Geschehen auch eine entzündliche Komponente habe, als entzündungshemmendes Mittel "Cortison" gegeben. Da sich ein Hörsturz in vielen Fällen aber auch ohne Behandlung innerhalb von Tagen bis Wochen teilweise oder vollständig zurückbilden kann, ist unklar, ob die Infusionsbehandlung wirksam oder überflüssig ist.
Die neue Therapie folgt der Erkenntnis, dass der Hörsturz gehäuft bei Personen auftritt, die Risikofaktoren für Gefäßverschlüsse haben, insbesondere erhöhte Werte von Fetten (Cholesterinen) und bestimmten Proteinen (Fibrinogen) im Blut, wodurch die Neigung der Blutplättchen zunimmt, miteinander zu verklumpen. Insbesondere kann dadurch der Blutfluß in kleinsten Gefäßen behindert oder unterbrochen werden.
Daher soll jetzt versucht werden, in einer einmaligen, ambulant durchzuführenden "Reinigung" des Blutes von Cholesterin und Fibrinogen den Hörverlust aufzuheben. Dazu wird im Rahmen der sogenannten H.E.L.P ( Heparin-Induzierten Extrakorporalen LDL-Präzipitations) -Apherese das Blut des Patienten aus einer Vene heraus über ein Filter geleitet, das die überhöhten Mengen von Cholesterin und Fibrinogen herauswäscht. Das gereinigte Blut wird in das Venensystem zurückgeführt. Dieser Vorgang dauert etwa zwei bis drei Stunden. Schon während dieses Zeitraums bemerkten sechs von sieben so in München behandelten Patienten, daß das Druckgefühl im Ohr nachließ und ihre Hörfähigkeit sich besserte. Dies könnte damit zusammenhängen, daß dank der verbesserten Fließeigenschaften des Blutes aus der Wand der kleinen Gefäße, die das Innenohr versorgen, auch wieder vermehrt der körpereigene Stoff Stickstoffmonoxyd (NO) freigesetzt werden kann, der natürlicherweise die Gefäße erweitert.
Patienten, die akut einen Hörsturz erleiden, können sich ab sofort über die "Chirurgische Rettungsstelle" am Campus Virchow-Klinikum der Charité mit der H.E.L.P.-Apherese behandeln lassen. Ansprechpartner ist die Leiterin der Studie, Frau Dr. med. Birgit Mazurek (Tel.: 030- 450-55 002).
Silvia Schattenfroh
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Charité
Medizinische Fakultät der
Humboldt Universität zu Berlin

Dekanat
Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

FON: (030) 450-70 400
FAX: (030) 450-70-940

e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de


Bilder

Ergänzung vom 04.02.2000

Frau Dr. med. Birgit Mazurek ist die Projekt-Leiterin für Berlin, die Gesamtleitung liegt bei Herrn Dr. Suckfüll, Klinikum Großhadern, München.
Von weiteren Anrufen unter der angegebenen Telefonnummer bitten wir abzusehen, da die derzeit täglich mehr als 150 Anrufer bereits eine große Belastung für die Arbeitsgruppe um Frau Dr. Mazurek darstellen. Wir danken für Ihr Verständnis.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch


 

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