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Kontroverse Studien und wirtschaftliche Interessen - woran sollen sich Patienten halten? Kann das Gesundheitssystem auf Dauer die Kosten tragen, wenn man bedenkt, dass sich die Hautkrebsrate alle 10 Jahre verdoppelt? Eine Antwort suchen Experten in einer hochrangig besetzten Tagung in Bochum: "Adjuvante Therapie des malignen Melanoms - Quo Vadis?" (29. Januar 2000, 9-13 Uhr, Kongresszentrum Gastronomie im Stadtpark, Klinikstr. 41-45, 44791 Bochum)
Bochum, 27.01.2000
Nr. 28
Im Kampf gegen den Schwarzen Hautkrebs
Interferone: Zwischen Wirkung und Wirtschaft
RUB-Tagung zu einem äußerst umstrittenen Thema
Kontroverse Studien und wirtschaftliche Interessen - woran sollen sich Patienten halten? Kann das Gesundheitssystem auf Dauer die Kosten tragen, wenn man bedenkt, dass sich die Hautkrebsrate alle 10 Jahre verdoppelt? Eine Antwort suchen Experten in einer hochrangig besetzten Tagung in Bochum: "Adjuvante Therapie des malignen Melanoms - Quo Vadis?" (29. Januar 2000, 9-13 Uhr, Kongresszentrum Gastronomie im Stadtpark, Klinikstr. 41-45, 44791 Bochum). Auf Einladung von Prof. Dr. Peter Altmeyer, Dr. Klaus Hoffmann und Prof. Dr. Norbert Brockmeyer (Dermatologische Klinik im St. Josef-Hospital Bochum - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum) stellen Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich und den USA ihre aktuellen Studien vor und debattieren auf einer Podiumsdiskussion über die "Kontroverse Studienlage - Umsetzungsvorschläge für die Praxis". Die Medien sind herzlich willkommen.
Mit Früherkennung viel Geld sparen
Hautkrebse sind die häufigsten und bösartigsten Krebserkrankungen des Menschen. Natürlich bietet Früherkennung des Schwarzen Hautkrebses (maligne Melanom) die besten Heilungschancen: Ist dieser früh erkannt und herausgeschnitten worden, kann der Patient beruhigt nach Hause entlassen werden. Deswegen fordern die Bochumer Dermatologen, die sich seit Jahren mit großen Erfolgen für ein Hautkrebsscreening einsetzen, dass in das Sozialgesetzbuch Hautkrebsvorsorguntersuchungen aufgenommen und von den Krankenkassen auch bezahlt werden. In diesem Zusammenhang bemängeln die Bochumer Ärzte, dass für die Gesamtheit aller Präventionsmaßnahmen für alle Krankheiten in Deutschland nur jährlich 5,- DM pro Patient zur Verfügung stehen; gerade beim Hautkrebs könnte man mit der Prävention sehr viel Geld sparen.
Wenn der Krebs spät erkannt wird
Wenn aber der Tumor bereits eine Dicke von nur 1 Millimeter erreicht hat, bei der er Metastasen entwickelt, stehen die Ärzte vor einer äußerst schwierigen Situation: Nach der Operation müssen sie mit Interferon therapieren - einer körpereigenen Substanz, deren künstliche Herstellung extrem teuer ist. Nach Ansicht der meisten Experten wirkt Interferon nur hochdosiert; dann aber kostet die Therapie bis zehn Mal (ca. 100.000 DM/Jahr) mehr als niedrig dosiert, ein Vorgehen, das andere Experten nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen der erheblichen Nebenwirkungen in Frage stellen.
Ärzte und Patienten in der Zwickmühle
Interferone stimulieren das Immunsystem des Menschen, so dass die Immunzellen die Tumorzellen bekämpfen und abtöten können. Interferon wirkt aber auch direkt gegen Tumorzellen und zerstört sie. Leider ist die künstliche Herstellung dieser Substanz sehr teuer. Daher gibt es aus finanziellen Erwägungen das Interesse, die Therapie mit so einem Medikament zu beschneiden, wenn nicht dessen Wirksamkeit 100%ig belegt ist.
Nur hochdosiert wirkungsvoll?
Es gibt viele Untersuchungen zur Therapie des malignen Melanoms in fortgeschrittenem Stadium mit Interferon. In diesen Studien wurde das Interferon teils sehr niedrig dosiert (3 Mill. Einheiten/qm Körperoberfläche) oder aber hochdosiert mit 20 Mill. Einheiten/qm Oberfläche verabreicht. Bei der Hochdosistherapie leidet der Patient nicht nur vermehrt unter teilweise sehr starken Nebenwirkungen (Fieber, Leberwertveränderungen), außerdem ist diese Therapie erheblich teuerer als eine niedrig dosierte Therapie. Damit prallen Interessen aufeinander, welche Therapie durchgeführt werden soll. Bisher hat allerdings nur die hochdosierte Interferontherapie bei Patienten mit Hochrisikomelanomen zu einer Lebensverlängerung der Patienten geführt. Alle anderen Therapieoptionen haben nur die Zeitspanne verlängert, in der keine neuen Tumore (Metastasen) aufgetreten sind. Die Gesamtüberlebenszeit wurde jedoch nicht beeinflußt. Der Vorteil der Hochdosistherapie wird jedoch von den Befürwortern einer niedrig dosierten Interferontherapie in Frage gestellt.
Patienten brauchen Sicherheit
Das nordrhein-westfälische Hautkrebszentrum an der RUB hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, in dieser für alle Patienten und Therapeuten unbefriedigenden Situation durch das Symposium "Adjuvante Therapie des malignen Melanoms - Quo vadis?" mit den ausgewiesenen internationalen Experten für die Behandlung des malignen Melanoms einen klaren Blick für die therapeutischen Möglichkeiten und Indikationen in den zur Zeit bestehenden Nebel der Spekulationen zu schaffen. Dazu dient insbesondere die Podiumsdiskussion über: "Kontroverse Stu-dienlage, Umsetzungsvorschläge für die Praxis" (Moderation: Prof. Brockmeyer). Die Bochumer Wissenschaftler erwarten von dieser Tagung eine Klärung der Frage, mit welchen Interferondosen Patienten mit weit fortgeschrittenen Melanomen behandelt werden sollen. Für die Patienten wollen sie die Frage klären, welche Hoffnungen dürfen sie an eine solche Therapie knüpfen und welche Erfolge stehen den sicherlich bei einer Hochdosistherapie zu erwartenden Nebenwirkungen gegenüber, auf alle Fälle aber eine klare Aussage, dass sich der Kampf der Patienten gegen diesen Tumor immer lohnt, wenn er auch im Einzelfall recht schwierig ist, und dass für diesen Bereich unbedingt die für eine solch teure Therapie notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit Krankenhäuser wie die Dermatologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum weiterhin solche Therapien durchführen können.
Andere Therapien
Die Interferontherapie ist nicht die einzige teure Therapie bei Melanompatienten. So setzen die Bochumer Dermatologen auch andere Medikamente ein wie Inter-leukine oder aber auch Impfungen gegen Melanomzellen, um das Immunsystem zu stärken, so dass Tumorzellen abgetötet werden, und neuerdings aus eine Ganzkörper-Hyperthermiebehandlung. Dies sind neue innovative Therapieansätze, die sehr viel Geld kosten. Dieses muss von den Trägern des Gesund-heitssystems zur Verfügung gestellt werden.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Peter Altmeyer, Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, Dr. Klaus Hoffmann, Dermatologische Klinik im St. Josef Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Gudrunstr. 56, 44791 Bochum, Tel. 0234/509-1, Fax: 0234/509-3445, E-Mail: K.Hoffmann@derma.de oder N.Brockmeyer@derma.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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