idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Erste Ureinwohnerin Kanadas erlangt Doktortitel
an deutscher Universität
Jo-Ann Espiskenew ist die erste Ureinwohnerin Kanadas, die in Deutschland ihre Promotion abgeschlossen hat. Für ihre wissenschaftliche Arbeit und Forschung über die zeitgenössische indigene Literatur in Kanada erhielt die Wissenschaftlerin jetzt von der Universität Greifswald die Note magna cum laude. Betreut wurde die Arbeit vom Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Anglistik/Amerikanistik und Lehrstuhlinhaber für North American Studies, Prof. Hartmut Lutz, sowie von dem in Kanada an der Universität von Manitoba lehrenden Zweitgutachter Prof. Warren Cariou.
In ihrer Dissertation geht die Akademikerin der komplexen Frage nach, ob und wie zeitgenössische indigene Literatur in Kanada eine seelische Heilungsfunktion erfüllen kann, die vergleichbar ist mit derjenigen, die traditionell das mündliche Geschichtenerzählen der Ureinwohner auszeichnet.
Die Arbeit gibt einen präzisen politischen und wissenschaftlichen Überblick der einschlägigen Aspekte kolonialer politischer Strategien, die an der Wurzel der mannigfaltigen Probleme und Konflikte liegen, mit der die indigene Bevölkerung (=UreinwohnerInnen) Kanadas heute konfrontiert wird. Die Autorin definiert postkolonialen Stress als Ergebnis gewachsener politischer und historischer Kolonisationsprozesse und stellt demzufolge fest, dass eine Heilung des Leids, das vom "internen Kolonialismus"(= sozialwissenschaftliche Theorie, bezeichnet u. a. das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen in einem Staat, wobei die Herrschaft von einer einzigen ausgeübt wird) hervorgerufen wird, nicht alleine durch die Versorgung der Wunden geschehen kann. Sie sind nur Symptome. Die Ursachen liegen in den sozio-ökonomischen Strukturen, die weiterhin intakt bleiben. Ohne eine Änderung dieser Strukturen kann eine Heilung nur unvollständig erfolgen, wohingegen eine tiefer gehende Heilung notwendigerweise die gesamte soziale Struktur betreffen würde. Der möglicherweise größte Verdienst dieser Arbeit liegt in Jo-Ann Episkenews beständiger Ehrlichkeit, ihrem Mut zur Selbstkritik und ihrer Fähigkeit, über das "Indianische Klagelied" hinaus zu sehen. Statt Schuldzuweisungen einseitig zu verteilen, sucht sie auch nach Fehlern im Verhalten der Ureinwohner, welches sie weder romantisch verklärt noch entzaubert.
Jo-Ann Episkenew ist studierte Kanadistin aus Regina, in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Sie gehört der ethnischen Gruppe der Métis an. Die Métis sind neben den First Nations und Inuit die dritte Gruppe, die laut der kanadischen Verfassung zu Kanadas Ureinwohnern zählt. Erst im Alter von 34 Jahren, jedoch nicht untypisch für den Werdegang indigener Frauen, nahm Jo-Ann Episkew ein Studium an der Universität auf. Ab diesem Zeitpunkt leistete sie Pionierarbeit, die sie zu einem einzigartigen und ermutigenden Vorbild für indigene Jugendliche werden ließ. Ihren Master-Abschluss erhielt Episkenew 1994. Bedingt durch den Mangel an offiziell qualifizierten UniversitätsdozentInnen mit indigener Abstammung begann sie direkt im Anschluss ihre Lehrtätigkeit an der Universität, wo sie im Verlauf der Zeit in verschiedene administrative Positionen gewählt wurde. Seitdem gewann Jo-Ann Episkenew mehrere Preise, darunter 1999 den Regina Métis Women Award for Outstanding Contributions in Education. Heute ist Jo-Ann Episkenew geschäftsführende Direktorin des Englisch-Instituts an der First Nations University of Canada in Regina.
Dissertation
Jo-Ann Episkenew: Beyond Catharsis: Truth, Reconciliation, and Healing In and Through Indigenous Literature
(Jenseits der Katharsis: Wahrheit, Versöhnung und Heilung in und durch indigene Literatur)
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Philosophische Fakultät
Institut für Anglistik/Amerikanistik
Geschäftsführender Direktor, Lehrstuhl North American Studies
Prof. Dr. Hartmut Lutz
Steinbeckerstraße 15, 17487 Greifswald
T +49 3834 86-33 53
F +49 3834 86-33 65
E lutz@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de/~anglam/staff/lutz/index.htm
http://www.uni-greifswald.de
Die kanadische Ureinwohnerin Jo-Ann Episkenew lebt zusammen mit ihrem Mann Clayton Episkenew in Regi ...
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Personalia, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).