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31.01.2000 14:36

Fachhochschule und Klinikum Mannheim machen Notarzt noch schlagkräftiger

Prof. Joerg M. Fliege Abteilung Kommunikation und Marketing
Hochschule Mannheim - University of Applied Sciences

    Ein in Form von vier Diplomarbeiten entstandenes Programm für einen Pen-PC ermöglicht dem Notarzt weit besser als zuvor, seine Einsätze zu protokollieren. Der Datensatz kann direkt als Fax per Funk übertragen werden, so dass die Notaufnahme des Krankenhauses sofort informiert ist. Damit wird eine nahtlose Weiterversorgung gewährleistet.

    In einem Kooperationsprojekt zwischen der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg und der Fachhochschule Mannheim - Hochschule für Technik und Gestaltung konnte die mit dem Notfalleinsatz des Notarztwagens verbundene Dokumentation entscheidend verbessert werden.

    Das Kooperationsprojekt wurde von Dr. Joachim Gröschel und Dr. Klaus Ellinger vom Institut für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Klinikum Mannheim geplant und betreut, und gemeinsam mit vier Diplomanden und zwei studentischen Hilfskräften unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Seewaldt vom Institut für Softwaretechnik der FH realisiert. Gesponsert wurde das Projekt von der Firma Marquette-Hellige, die einen Großteil der Kosten der Entwicklungs- und Testphase übernahm.

    Kernstück ist ein sogenannter "Pen-PC", ein kleiner tragbarer Computer, bei dem die Dateneingabe mit einem Stift (Pen) anstatt einer Tastatur erfolgt. Die von den Diplomanden entwickelte komplexe Software bringt jeweils eine "Eingabemaske" auf den Bildschirm, die nach Art eines Formulars Befunde, Diagnosen und durchgeführte Maßnahmen auflistet. Beim aktuellen Einsatz ruft der Notarzt einfach diese Listen auf und tippt mit dem Stift die entsprechenden Merkmale an. Entsprechende weitere Eingabemasken stellt der kleine Computer für die verschiedenen Aspekte des Notfalleinsatzes, wie Einsatzzeiten, Krankengeschichte, Diagnosen, therapeutische Maßnahmen usw. zur Verfügung. Über ein integriertes Kartenlesegerät kann sogar die Krankenversicherungskarte des Patienten eingelesen werden. Nur gelegentlich ist das Aufrufen der "Softwaretastatur" erforderlich, mit der in den Masken nicht vorgesehene Eingaben durch Antippen der auf dem Schirm dargestellten Buchstaben erfolgen können.

    Ein im Notarztwagen ständig mitgeführtes und bei vielen Einsätzen verwendetes Gerät ist der EKG/Defibrillator, der elektronisch wichtige Blutkreislaufdaten wie Puls, zeitlichen Verlauf der Herzmuskelströme (EKG), Blutsauerstoffsättigung und erforderlichenfalls auch Zeitpunkt verabreichter Elektroschocks (Defibrillationen) zur Beendigung von Herzrhythmusstörungen erfasst. Zu diesem Gerät haben die Diplomanden eine "Schnittstelle" geschaffen, über die alle Messdaten kabellos automatisch in den Computer übertragen und mit dem Protokoll gespeichert werden können. Damit ist eine viel exaktere Dokumentation des Einsatzgeschehens als bisher möglich.

    Im Einzelfall womöglich sogar lebensrettend kann das im Computer eingebaute "Funkmodem" sein, das im Prinzip ein zur Datenübertragung eingerichtetes Handy darstellt. Mit ihm kann schon auf der Fahrt zum Krankenhaus das erstellte Protokoll ggf. inklusive EKG als Fax übertragen werden, so dass die Notaufnahme bereits informiert ist und sofort bei der Ankunft des Patienten die weiterführenden Maßnahmen einleiten kann. Die schnelle Übertragung des EKGs zur umfassenden Herzinfarktdiagnostik vom Einsatzort an einen Herzspezialisten im Krankenhaus kann zu verbesserter Therapie vor Ort genutzt werden und verkürzt die Vorlaufzeiten in der Klinik.

    Die von zwei angehenden FH-Ingenieuren der Technischen Informatik im Rahmen ihrer Diplomarbeit nach ausführlicher Anforderungsanalyse erstellte erste Ausführung der Software wurde im Sommer 1998 auf dem Notarztwagen des Klinikums Mannheim in der Praxis getestet. Dabei ermittelten zwei Doktoranden des Instituts für Anästhesiologie die Zuverlässigkeit der Datenübertragung im ganzen Einsatzgebiet und die Akzeptanz des Systems durch die Notärzte. Mit den protokollierten Verbesserungs- und Erweiterungswünschen wurde von den beiden nachfolgenden Diplomanden das umfangreiche Programm völlig überarbeitet und das Gesamtsystem einsatzklar gemacht. Das Klinikum Mannheim führt es derzeit in den Routineeinsatz seines Notarztstandortes ein.

    Mit dem jetzt abgeschlossenen Projekt ist die Basis für weitere Entwicklungen geschaffen. In erster Linie soll eine stärkere Vernetzung des Notarztes erreicht werden. Hierzu ist geplant, Daten mit der Rettungsleistelle und dem Krankenhaus über das "Funkmodem" auszutauschen. Außerdem kann über diesen Weg auf Datenbanken zugegriffen werden, die den Helfern vor Ort wichtige Informationen z.B. über Vergiftungen oder Gefahrstoffe liefern können. Auch ein Zugriff auf zentral gespeicherte und gepflegte Notfalldaten der Patienten ist vorgesehen.

    Sozusagen als Nebenprodukt werden nun die Daten des ärztlichen Protokolls elektronisch gespeichert, einschließlich des EKG, das zuvor nur auf Papier vorlag. Die Daten lassen sich damit in eine Notfalldatenbank einspeisen. In anonymisierter Form können sie zu statistischen Zwecken verwendet werden. Damit tragen die Informationen zur Optimierung von Therapien, Geräteausstattungen und Einsatztaktiken zum Nutzen der Patienten wesentlich bei.


    Bilder

    Vor der Rückfahrt vervollständigt der Notarzt noch schnell sein Protokoll
    Vor der Rückfahrt vervollständigt der Notarzt noch schnell sein Protokoll

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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