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31.08.2006 12:08

"Vom Ich zum Ich ist die Entfernung immens"

Dr. Martin Beyer Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Internationale Tagung an der Universität Bamberg zu Juan Goytisolos Spätwerk

    Der 1931 in Barcelona geborene Juan Goytisolo gilt als einer der bedeutendsten lebenden Schriftsteller Spaniens. Viele seiner über vierzig Bücher sind auf Deutsch erschienen, die meisten beim Suhrkamp-Verlag. Dem bislang weniger bekannten Spätwerk dieses sozialkritischen Autors, der unter der Franco-Diktatur ins Exil nach Frankreich ging, widmen sich am 8. und 9. September an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen. Die Organisatoren der Fachtagung mit dem Titel "Del yo al yo la distancia es inmensa: Pesquisas en la obra tardía de Juan Goytisolo" ("Vom Ich zum Ich ist die Entfernung immens: Untersuchungen zu Juan Goytisolos Spätwerk"), Prof. Dr. Marco Kunz (Universität Bamberg) und Dr. Brigitte Adriaensen (Universität Nijmegen), laden alle Interessierten zu den Vorträgen im Gebäude An der Universität 5, Raum 222 ein.
    Vierzehn Sprach- und Literaturwissenschaftler referieren in spanischer Sprache über verschiedene Aspekte von Goytisolos Schaffen. Am Freitag, 8. September, situiert beispielsweise um 10 Uhr Stuart Davis (Cambridge) Goytisolos späte Romane im Kontext seines Gesamtwerks. Stanley Black (Ulster) beschäftigt sich anschließend mit Fragen der Autobiographie und der literarischen Konstruktion des utopischen Ichs, während Sonja Herpoel (Utrecht) die Labyrinthe der Macht und die Masken des Ichs in Carajicomedia untersucht. Ab 14 Uhr kommentiert Alicja B?czyk-Tomaszewska (Pozna?) Goytisolos Gesellschaftsbild in La saga de los Marx, Marco Kunz (Bamberg) die kritische Auseinandersetzung mit der Literatur des spanischen Faschismus in Las semanas del jardín. Yannick Llored (Nancy) spricht über Erinnerung und Vergessen in Telón de boca. Goytisolos Kriegsjournalismus, d.h. seine Reportagen über die jüngsten Konflikte in Bosnien, Tschetschenien, Algerien und Palästina, steht im Mittelpunkt des Abschlussvortrags, den Alison Ribeiro de Menezes (Dublin) am Samstag, 9. September, um 12 Uhr hält.

    Zum Schriftsteller Juan Goytisolo:
    Der sozialkritische Schriftsteller Juan Goytisolo machte seit Mitte der 1950er mit seinem noch dem Neorealismus verpflichteten Frühwerk auf sich aufmerksam. Die meisten seiner Romane wurden von der Zensur der Franco-Diktatur verboten und mussten im Ausland publiziert werden. Goytisolo ging ins Exil nach Frankreich und lebte bis zum Tod seiner Frau, der Schriftstellerin Monique Lange, in Paris, mit langen Aufenthalten in den USA, wo er als Gastprofessor tätig war, und vor allem in Marokko. Heute wohnt er in Marrakesch. In Paris entdeckte Goytisolo im Kontakt mit nordafrikanischen Einwanderern die islamische Kultur und auch seine bis dahin latente Homosexualität, zwei Themen, die sein späteres Schaffen prägen sollten. Heute pflegt Goytisolo eine experimentelle Erzähltechnik und hinterfragt auf kompromisslose Art die Beziehungen zwischen Okzident und Orient. Seit Jahrzehnten bereist Goytisolo die Länder Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens und vermittelt in seinen Büchern ein differenziertes Bild der islamischen Welt. Auch seine Reportagen über die Kriege in Bosnien, Tschetschenien, Algerien und Palästina sind lesenswert. Nur wenige seiner literaturkritischen und politischen Essays wurden bisher ins Deutsche übersetzt.
    Die Bamberger Tagung ist Juan Goytisolos noch weniger bekannten Spätwerk gewidmet, d.h. den Romanen La saga de los Marx (dt. Die Marx-Saga, Suhrkamp), El sitio de los sitios (dt. Das Manuskript von Sarajevo, Suhrkamp), Las semanas del jardín, Carajicomedia und Telón de boca (dt. Der blinde Reiter, Suhrkamp) sowie seinen essayistischen Publikationen seit 1990.

    Das Programm der Tagung:
    Freitag, 8. September:
    10-12 Uhr: Stuart Davis (Cambridge) situiert Goytisolos späte Romane im Kontext seines Gesamtwerks. Stanley Black (Ulster) beschäftigt sich mit Fragen der Autobiographie und der literarischen Konstruktion des utopischen Ichs, während Sonja Herpoel (Utrecht) die Labyrinthe der Macht und die Masken des Ichs in Carajicomedia untersucht.
    14-15.45 Uhr: Alicja B?czyk-Tomaszewska (Pozna?) kommentiert Goytisolos Gesellschaftsbild in La saga de los Marx, Marco Kunz (Bamberg) die kritische Auseinandersetzung mit der Literatur des spanischen Faschismus in Las semanas del jardín, und Yannick Llored (Nancy) spricht über Erinnerung und Vergessen in Telón de boca.
    16.15-18.00 Uhr: Brigitte Adriaensen (Nijmegen) sucht nach Borges Spuren in Goytisolos Spätwerk. Gilberto Prado Galán (Ciudad de México) analysiert Goytisolos Sprachspiele und Yvette Bürki (Basel) Besonderheiten seines Wortschatzes (Arabismen, Archaismen, Neologismen).
    Samstag, 9. September:
    9-10.15: Luis Vicente de Aguinaga (Guadalajara, Mexiko) untersucht Goytisolos späte Versöhnung mit seiner Heimatstadt Barcelona und Juan Pascual Gay (Guanajuato) kommentiert Goytisolos literaturkritische Essays.
    10.30-11.45: Randolph Pope (Virginia) würdigt Goytisolos kritische Leidenschaft, insbesondere seinen Essay über das literarische Werk Azañas, des Präsidenten der spanischen Republik im Bürgerkrieg. Carla Perugini (Salerno) vergleicht Goytisolos Roman Carajicomedia mit seinem gleichnamigen Vorgänger aus dem 16. Jahrhundert.
    12-13.15: Den Abschlussvortrag hält Alison Ribeiro de Menezes (Dublin) über Goytisolos Kriegsjournalismus, d.h. seine Reportagen über die jüngsten Konflikte in Bosnien, Tschetschenien, Algerien und Palästina.
    Sämtliche Vorträge werden in spanischer Sprache gehalten.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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