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18.09.2006 12:43

Die Geschichte aufarbeiten, die Opfer als Individuen würdigen

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Heidelberger Tagung am 20.-22. September 2006 befasst sich mit der nationalsozialistischen Euthanasie"-Aktion T4 und ihren Konsequenzen für die Ethik der Gegenwart

    Welche historischen Bedingungen haben eine der schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte begleitet? Welche Einzelschicksale mussten von den Opfern und ihren Familien ertragen werden? Und welche Konsequenzen sollte aus diesem Geschehen für die Ethik der Gegenwart gezogen werden?

    Vom 20. bis 22. September 2006 findet im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg ein Kolloquium statt, das sich mit dem Stand der historischen Forschung zur nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktion T4, der ersten systematisch durchgeführten Massenvernichtungsaktion im Nationalsozialismus, befasst. Die Tagung wird vom Institut für Medizingeschichte der Universität Heidelberg (Professor Dr. Wolfgang Eckart, Dr. Maike Rotzoll) und der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg (Professor Dr. Christoph Mundt, Dr. Gerrit Hohendorf) veranstaltet.

    Der Deckname "T4" geht auf den Sitz der Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4 zurück, in der von 1939 bis 1945 die Ermordung von über 200.000 psychisch kranken und geistig behinderten Menschen organisiert wurde. Im Oktober 1939 erteilte Hitler eine Ermächtigung zum "Gnadentod für unheilbar Kranke". Etwa 70.000 Anstaltspatienten wurden in den Jahren 1940 und 1941 in einer der sechs Tötungsanstalten durch Gas ermordet. Ihre Angehörigen erhielten Schreiben mit gefälschten Angaben zu Todesursachen und Sterbeorten.

    Die "Euthanasie"-Aktion T4 gilt als Probelauf für den millionenfachen Massenmord an den europäischen Juden. Rund 30.000 Krankenakten der "Euthanasie-Aktion T4" wurden Anfang der neunziger Jahre im ehemaligen Zentralarchiv des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR entdeckt; zuvor galten sie als verschollen. Die Akten wurden vom Berliner Bundesarchiv übernommen und wurden dort u.a. von Heidelberger Wissenschaftlern in einer Stichprobe von 3.000 Krankenakten eingehend untersucht.

    Bei der Heidelberger Tagung, an der namhafte Historiker aus dem In- und Ausland wie Henry Friedlander, New York, teilnehmen, werden die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes vorgestellt. Erstmals können gesicherte Aussagen über die soziale und regionale Herkunft der Opfer sowie Anlass und Verlauf der Anstaltsbehandlung gemacht werden. Thema der Podiumsdiskussion am Freitag, dem 22. September, sind neue Erkenntnisse zu den Kriterien der Selektion der Opfer.

    Kann die "Aktion T4" als Radikalisierung der rassenhygienischen Maßnahmen des NS-Staates verstanden werden oder stand die ökonomische Brauchbarkeit der Anstaltspatienten, die Bewertung ihrer Arbeitsleistung, im Vordergrund der Selektionsentscheidungen? Welche Rolle spielten medizinische Kriterien wie das Diktum der Unheilbarkeit der Erkrankung? Weitere Themen sind die ideologischen Voraussetzungen, die Entwicklung, die Durchführung der T4-Aktion in verschiedenen Regionen, die Haltung der Bevölkerung und der Kirchen sowie die Nachwirkungen der NS-Euthanasie bis in die Gegenwart.

    Besonderes Anliegen der Tagung ist es, die Opfer in Ihrer Individualität zu würdigen und ihre Lebensgeschichten dazustellen. Hierzu ist am Donnerstagnachmittag eine eigene Sektion vorgesehen.

    Journalisten sind herzlich eingeladen, nach Anmeldung an der Tagung teilzunehmen!

    Veranstaltungsort: Internationales Wissenschaftsforum Heidelberg, Hauptstr. 242, 69117 Heidelberg, www.iwh.uni-hd.de

    Zeit: Mittwoch, 22.9.2006, 13.00h bis Freitag, 22.9.2006, 18.00h

    Programm der Tagung im Internet
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/pressestelle/pdf/programm_t4.pdf

    Rückfragen und Anmeldung bei:

    Dr. Maike Rotzoll, Institut für Geschichte der Medizin, Im Neuenheimer
    Feld 327, 69120 Heidelberg, maike.rotzoll@histmed.uni-heidelberg.de, Tel. 06221/54-8960

    Dr. Gerrit Hohendorf, Psychiatrische Klinik Heidelberg, Vossstraße 4,
    69115 Heidelberg, gerrit.hohendorf@urz.uni-heidelberg.de, tel. 06221/56-2750, Mobil 0177/4932510.

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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