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20.09.2006 13:05

Wie werden internationale Modelle für die Bewältigung von Konflikten genutzt?

Dr. Margarete Wein Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    VolkswagenStiftung unterstützt neues Forschungsprojekt

    Institut für Ethnologie erhält 500 000 Euro für Untersuchungen zum Umgang mit Konflikten in sechs afrikanischen Ländern

    Die VolkswagenStiftung unterstützt ein Forschungsprojekt über die Auswirkungen international entwickelter Modelle zum Umgang mit Konflikten in afrikanischen Ländern mit rund 500 000 Euro. Initiiert wurde das Projekt von Prof. Dr. Richard Rottenburg und Dr. Thomas Kirsch vom Institut für Ethnologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Dr. Andrea Behrends vom selben Institut wird den Projektablauf koordinieren. Beteiligt sind auch Prof. Dr. Günther Schlee, Direktor des Max Planck Instituts für ethnologische Forschung in Halle/Saale und seine Mitarbeiterinnen, PD Dr. Jacqueline Knörr und Dr. Veronika Fuest, sowie je ein Professor und ein Doktorand aus Äthiopien, Liberia, Sierra Leone, Sudan, Südafrika und Tschad.
    "Der Ansatz der VolkswagenStiftung, Mittel für Lehre und Forschung und für den Ausbau inner-afrikanischer Netzwerke zur Verfügung zu stellen, ist wegweisend für die Afrikaforschung in Deutschland", gab Prof. Richard Rottenburg dazu bekannt. "Die Förderung unseres länderübergreifenden Forschungsprojekts führt das weiter, was bereits in Einzelprojekten sowohl am Institut für Ethnologie als auch am Max Planck Institut praktiziert wird: eine enge Zusammenarbeit mit afrikanischen Kollegen und Kolleginnen zu zeitgenössischen Themen der Afrikaforschung. Wir freuen uns über diese Auszeichnung."

    Die Länder im sub-saharischen Afrika sind eine krisengeschüttelte Region. Zahlreiche Kriege, hohe soziale Ungleichheit und Konflikte um Einfluss und Ressourcen, die oft als ethnische Konflikte dargestellt werden, prägen die gesellschaftliche Wirklichkeit der meist noch jungen Nationalstaaten. Der Umgang mit Gewalterfahrung, die entsprechenden Bewältigungsstrategien und Maßnahmen zum Friedensaufbau sind daher Themen von höchster Wichtigkeit für diese Region. Deshalb bringt die VolkswagenStiftung in ihrer Förderinitiative "Wissen für morgen - Kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika" jetzt drei Verbundprojekte zu diesem Themenkomplex auf den Weg. Sie alle zeichnet aus, dass sie eines der wichtigsten Anliegen der Stiftung mit Blick auf ein erfolgreiches "capacity building" in Afrika einlösen: dass im Zuge der Projekte der dortige wissenschaftliche Nachwuchs Möglichkeiten zur Höherqualifizierung erhält. Zudem werden innerafrikanische wissenschaftliche Netzwerke aufgebaut, gestärkt und erweitert.

    Das Projekt in Halle basiert auf der Beobachtung, dass Konflikte und Strategien der Konfliktbewältigung auch immer vom jeweiligen Kontext geprägt sind. Gerade im sub-saharischen Afrika haben vielfältige soziale Bündnisse und lokale Besonderheiten großen Einfluss auf diese Prozesse. Zugleich jedoch beziehen sich die "Konfliktmanagementstrategien" oft auf Ideen und Modelle, die überregionalen oder sogar globalen Ursprungs sind. Diese Beobachtung liegt dem halleschen Projekt zu Grunde. Das zwölfköpfige Wissenschaftlerteam möchte genauer betrachten, ob und in welcher Weise solche überregionalen rechtlichen und politischen Modelle den Umgang mit Konflikten beeinflussen: Wie wirken sie sich auf die Prävention, Dynamik und Lösung von Konflikten aus? Antworten auf diese Frage könnten direkt in die Arbeit von Entwicklungsorganisationen einfließen. Dabei fokussieren die Wissenschaftler die sechs oben genannten afrikanischen Staaten. Einige dieser Länder -Tschad und Sudan- sind derzeit in Bürgerkriege verstrickt, andere wie Liberia und Sierra Leone befinden sich gerade in einer Nachkriegssituation.

    Ausgangshypothese der Forscher ist, dass allgemeine Ideen und Modelle über Ursachen und Bedingungen von Konflikten Einfluss darauf nehmen, wie Menschen Konflikte beschreiben und lösen. Beispielsweise kann ein Konflikt als ethnischer Zusammenprall oder aber als Streit um Ressourcen verstanden werden. Im ersten Fall bieten sich Techniken des Konfliktmanagements an, die auf der Idee kollektiver, kulturell definierter Identitäten beruhen und nicht auf individuellen Ansprüchen. Im zweiten Fall hingegen lässt sich als Kriterium zur Unterscheidung zwischen den Gegnern heranziehen, wer alteingesessen - also quasi "Ureinwohner" - ist und wer nicht. Wie verbreiten sich demnach solche Modelle, und wie werden sie in verschiedene Kontexte übertragen? Werden sie dort eher abgelehnt oder mit "traditionellen" Formen des Konfliktmanagements zusammengeführt? Und: Ist Aneignung sinnvoll?

    Unter dem Dach dieser Fragen möchten die Wissenschaftler ein nachhaltiges und die Sprachgrenzen überwindendes Forschungsnetzwerk aufbauen. Sechs Doktorandinnen und Doktoranden aus den beteiligten afrikanischen Ländern erhalten dabei die Gelegenheit, sich bei internationaler Betreuung akademisch weiter zu qualifizieren. Geplant ist zudem ein kontinuierlicher Austausch zwischen den Projektpartnern über gegenseitige Forschungsaufenthalte und gemeinsame Treffen.

    Kontakt und Information:
    Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
    Institut für Ethnologie
    Dr. Andrea Behrends
    Telefon: 0345 552 4201
    E-Mail: andrea.behrends@ethnologie.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ethnologie.uni-halle.de/research/travelling_rr.htm - Nähere Informationen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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