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22.09.2006 16:41

Alois Alzheimer-Preis 2006 für Professor Dr. Tobias Hartmann (Homburg) und Professor Dr. Johannes Schröder (Heidelberg)

Saar - Uni - Presseteam Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Universität Frankfurt verleiht Alois Alzheimer-Preis 2006
    an Professor Dr. Tobias Hartmann (Homburg) und Professor Dr. Johannes Schröder (Heidelberg)

    Commerzbank-Stiftung fördert Grundlagenforscher und Kliniker

    Prof. Dr. Tobias Hartmann vom Institut für Neurobiologie und Neurodegeneration der Universität des Saarlandes und Prof. Dr. Johannes Schröder von der Sektion Gerontopsychiatrische Forschung am Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universitätsklinik Heidelberg haben den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Alois Alzheimer-Preis der Universität Frankfurt erhalten. Ausgezeichnet wurden sie für die grundlegende Aufklärung der Rolle des Fettstoffwechsels bei der Alzheimer Krankheit (Hartmann) und die systematische Untersuchung der leichten kognitiven Beeinträchtigung, deren Überwachung der Früherkennung und -behandlung der Krankheit dient (Schröder). Beide Preisträger arbeiten seit Jahren erfolgreich zusammen. Die Universität verleiht den Alois Alzheimer-Preis, der alle zwei Jahre vergeben wird, zum zweiten Mal. Die Preissumme stiftete die Commerzbank-Stiftung, die sich bereits 1997 in der Aufbauphase des Alzheimer Forschungszentrums Frankfurt am Main (AFZF) engagierte.

    Prof. Dr. Tobias Hartmann untersucht mit seinen Forschungsarbeiten in der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg die Rolle der so genannten amyloiden Eiweißstoffe näher, deren auffällige Ablagerungen bereits Alois Alzheimer im Gehirn seiner Patienten entdeckte. Die heute als Amyloide-Plaques bekannte Erscheinung gilt als typisches Zeichen der Alzheimer Krankheit. Doch wie kommt es dazu? Wie Prof. Hartmann feststellte, handelt es sich um die Entgleisung eines Prozesses, der eigentlich dazu dient, den Cholesterinspiegel im Körper zu senken: Je mehr Cholesterin im Blut ist, desto mehr Amyloid wird im Körper produziert, um den Wert zu senken. Unter bestimmten Umständen "verklumpen" die normalerweise regulierenden Eiweiße und lagern sich zu Plaques im Gehirn zusammen. Daher steigt mit erhöhtem Cholesterinspiegel auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die Aufklärung dieses komplexen natürlichen Steuerungsmechanismus eröffnet neue Ansätze für die Therapie: So haben Untersuchungen gezeigt, dass den Cholesterinspiegel senkende Medikamente (Statine) die Entstehung der amyloiden Eiweißstoffe verringern und möglicherweise zur Therapie der Alzheimer Krankheit beitragen könnten. Auch Untersuchungen mit essentiellen Fettsäuren lassen hoffen, dass diese künftig zur Prävention der Krankheit eingesetzt werden könnten.
    Die Produktionsrate des Amyloids ermöglicht es außerdem vorherzusagen, in welchem Alter die seltene, erblich bedingte Form der Alzheimer Demenz ausbricht. Dies fand Hartmann unlängst in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Prof. Schröders heraus. "Es freut mich, dass dieser Preis ins Alzheimer Jubiläumsjahr fällt und die Umsetzung unserer Grundlagenforschung in Therapieansätze auszeichnet wird", erklärt Professor Hartmann anlässlich der Preisverleihung.

    Professor Dr. Johannes Schröder und seine Gruppe an der Universitätsklinik in Heidelberg untersuchten über 12 Jahre die Häufigkeit und Entwicklung der leichten kognitiven Beeinträchtigung, die im Vorstadium der Krankheit auftritt. Zwar muss diese im Alter auftretende Störung nicht zwangsläufig zur Alzheimer Demenz führen, aber Schröder konnte in seiner kürzlich abgeschlossenen dritten Untersuchungswelle zeigen, dass Patienten mit diesen Symptomen häufiger erkranken als eine kognitiv gesunde Vergleichsgruppe. Eine leichte kognitive Beeinträchtigung trat den Ergebnissen der Kohortenstudien der Jahrgänge 1930 bis 1932 schon bei 14% der Anfang 60jährigen auf. Fünf Jahre später war der Anteil auf 23% gestiegen, und zehn Jahre später lag er bei 30%. Jenseits des 70. Lebensjahres entwickelten 15% der Teilnehmer eine Alzheimer Demenz. Diese Ergebnisse zeigen, dass die leichte kognitive Beeinträchtigung als Risikofaktor für eine Alzheimer Demenz zwar schon bei den "jungen Alten" vergleichsweise häufig auftritt, aber nicht unbedingt zu einer Erkrankung führen muss. Als mögliche schützende Faktoren gelten geistige und körperliche Aktivität sowie Lebendigkeit.
    (Schönknecht P., Pantel J., Kruse A., Schröder J. (2005) Prevalence and natural course of aging-associated cognitive decline in a population based sample of "young-old" subjects. American Journal of Psychiatry 172: 2071-77.)

    Unterstrichen wird die Bedeutung der leichten kognitiven Beeinträchtigung als Vorstufe der Alzheimer Demenz durch den neurobiologischen Befund, dass sie mit Veränderungen der Gehirnstruktur im so genannten entorhinalen Kortex einhergeht. Schröder und seine Mitarbeiter konnten diese mit Hilfe der volumetrischen Magnetresonanztomografie nachweisen. Diese Ergebnisse bestätigen das Stadienmodell der Alzheimer Demenz, das von dem Frankfurter Neuropathologen Prof. Dr. Heiko Braak entwickelt wurde.

    In Deutschland leiden nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft gegenwärtig mehr als eine Million Menschen an einer Demenzerkrankung, davon zwei Drittel an Alzheimer. Im Jahr 2050 werden es voraussichtlich zwei Millionen sein. Die Krankheit ist eine langsam, aber stetig voranschreitende Erkrankung des menschlichen Gehirns, bei der durch die Anhäufung von Proteinen (Plaques) Nervenzellen zerstört werden. Sie beginnt schleichend mit Gedächtnis- und Orientierungsstörungen und kann bis zur völligen Abhängigkeit der Betroffenen von Betreuung und Pflege führen. Zwei Drittel der Kranken werden von Angehörigen betreut. "Die Erkrankung ist bisher nicht heilbar", erläutert Prof. Dr. Konrad Maurer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorsitzender des Preisrichterkollegiums für den Alois Alzheimer-Preis. "Die Behandlung besteht aus einer medikamentösen Therapie und aus psychotherapeutischen Maßnahmen, wie Gedächtnistraining, aber auch einer ausreichenden Unterstützung der Angehörigen.."


    Konrad Maurer entdeckte übrigens 1995 im Keller seiner Klinik die Akte der Auguste D. und damit den ersten von Alois Alzheimer selbst in Frankfurt dokumentierten Fall dieser Erkrankung aus dem Jahre 1906. Das 100jährige Jubiläum der Erstbeschreibung wird daher am 22. September mit einem Festakt in der Paulskirche gewürdigt.



    Weitere Informationen:

    Prof. Dr. Konrad Maurer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Telefon 069/6301-5125, Fax 069/6301-5290, E-Mail: konrad.maurer@em.uni-frankfurt.de


    Professor Dr. Tobias Hartmann, Stiftungsprofessur "Neurodegeneration und Neurobiologie" an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Telefon: 06841- 47918
    tobias.hartmann@uniklinikum-saarland.de
    http://www.uniklinikum-saarland.de/de/aktuelles/pressemitteilungen/2006/08/11562...



    Informationen zum Welt-Alzheimer-Tag unter http://www.deutsche-alzheimer.de

    R. Motsch

    Universitätsklinikum des Saarlandes
    Öffentlichkeitsarbeit
    Gebäude 11
    66421 Homburg
    Telefon: 06841 16 22083

    oder über die 06841 1622211
    (Sekretariat der Direktion)
    Fax: 06841 16 22008

    http://www.uniklinikum-saarland.de/de


    Weitere Informationen:

    http://www.uniklinikum-saarland.de/de/aktuelles/pressemitteilungen/2006/08/11562... - Professor Dr. Tobias Hartmann


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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