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Wissenschaft
Medienmitteilung der Uni Bayreuth, Nr. 5/98, 10. Februar 1998
Gestern forderten 155 Wirtschaftswissenschaftler die Euroverschiebung
AUCH VIER BAYREUTHER VOLKSWIRTSCHAFTS-
PROFESSOREN UNTERSCHRIEBEN DAS MANIFEST
Prof. Fricke dagegen: Verzoegerung richtet mehr Schaden an
Bayreuth (UBT). Zu den 155 Professoren der Wirtschaftswissenschaften, die in einem gestern veroeffentlichten Manifest fuer eine Verschiebung der europaeischen Waehrungsunion und damit der Einfuehrung der gemeinsamen europaeischen Waehrung EURO plaediert haben, gehoeren auch die vier Bayreuther Volkswirtschaftsprofessoren Egon Goergens, Helmut Groener, Bernhard Herz und Peter Oberender. Ein weiterer Bayreuther Volkswirtschaftslehre-Professor, naemlich Dieter Fricke, hatte die Erklaerung, die gestern von der "Frankfur-ter Allgemeinen Zeitung" und der "Finan-cial Times" abgedruckt worden war, nicht unterschrieben.
Professor Goergens sagte heute, er vermute, die Erklaerung, die darauf abziele, in einem zeitlichen Zusammenhang noch einmal auf die anstehenden Probleme hinzuweisen, werde keine Konsequenzen haben. Die Diskussion habe auch keine neuen Argumente zutage gebracht. Der eigentliche Wert der Erklaerung liege in dem deutlichen Hinweis, die Konvergenzkriterien strikt einzuhalten, wenn der Versuch scheitere, sich auf eine geregelte Verschiebung der Waehrungsunion zu einigen.
Professor Goergens, der in Bayreuth den Lehrstuhl fuer Wirtschaftspolitik inne hat, raeumte ein, dass sich die Volkswirtschaftler in der Bundesrepublik ueber die Frage der Einfuehrung des EURO nicht einig seien. "Es gibt Kollegen, die den politisch beschlossenen Fahrplan befuerworten", sagte Professor Goergens. Es handele sich aber um "eine deutlich kleinere Zahl als die der Verschiebungsbefuerworter". Dieser Teil seiner Kollegen befuerchteten hauptsaechlich die politisch schaedlichen Wirkungen, die von einer Verschiebung der EURO-Einfuehrung ausgingen.
Zu dieser Fraktion gehoert der Bayreuther Finanzwissenschaftler Professor Dr. Dieter Fricke. Er haelt den theoretischen Ansatz der Kopplung von Staatsverschuldung und Inflation fuer "nicht haltbar", fuehrt aber noch den "Einwand praktischer Art" an, dass naemlich eine Verzoegerung der EURO-Einfuehrung mehr Schaden anrichtet als deren fahrplanmaessige Einfuehrung. Er merke an, sagte Professor Fricke weiter, dass fehlende Vollkommenheit nicht so schaedlich sei, wie die Verschiebung der EURO-Kriterien. Sonst bestehe Gefahr, die Chancen fuer die Einheit spaeter nicht mehr herstellen zu koennen. Der Wissenschaftler erinnerte daran, dass andere Laender wie etwa Italien oder Irland erhebliche Anstrengungen gemacht haetten, durch Reformen die anvisierten Kriterien zu erfuellen. Verschiebe man den Zeitpunkt der EURO- Einfuehrung, dann bedeute dies, dass man diese Anstrengungen nicht wuerdige. Dass dann noch einmal die Kraft zur Einigkeit hergestellt werden koenne, bezweifelte Professor Fricke.
Der Bayreuther Wirtschaftstheoretiker Professor Dr. Peter Oberender sagte, es gehe bei dem Aufruf auch darum, grundsaetzliche Fehler der politischen Einschaetzung nicht zuzulassen. "Wir sind alle fuer Europa und die spaetere Einfuehrung des EURO. Aber wenn die Politik heute falsche Entscheidungen trifft, muessen wir alle das morgen ausbaden", betonte Oberender. Dieses muesse verhindert werden.
Zu den 155 Unterzeichnern der Erklaerung gehoeren auch der fruehere Bayreuther Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Lothar Wegehenkel (jetzt TU Ilmenau) sowie ein Schueler des inzwischen emeritierten Bayreuther Volkswirtschaftlers Professor Dr. Helmut Groener, der jetzt in Duesseldorf lehrende Professor Dr. Heinz-Dieter Smeets.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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