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Wissenschaft
Naturschutz und Fischereiwirtschaft wollen wissenschaftliche Daten zum Kormoran verbessern
Stralsund/Bonn, 28.09.2006: Gestern endete in Stralsund die Fachtagung "Kormoran", die gemeinsam vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Deutschen Meeresmuseum ausge-richtet wurde. Mehr als 160 Wissenschaftler und Vertreter der Fischerei und des Naturschutzes diskutierten zwei Tage intensiv über die Bestandsentwicklung des Kormorans und die Auswirkun-gen auf Fischbestände und die Fischerei in Deutschland und Europa. In Fachvorträgen wurde das Thema unter juristischen, ornithologischen, fischereiwissenschaftlichen und ethischen Aspekten behandelt. Als konkrete Ergebnisse der Tagung wurde von Fischereivertretern und Naturschutzor-ganisationen beschlossen, die Datengrundlange durch gemeinsame Zählungen des Kormoranbe-standes, Untersuchungen zur Nahrungsökologie des Kormorans und wissenschaftliche Literatur-studien zu verbessern. Trotz kontroverser Standpunkte wurde vereinbart, vergleichbare Veranstal-tungen in regelmäßigen Abständen durchzuführen und den konstruktiven Dialog zwischen Fischerei und Naturschutz fortzusetzen.
BfN-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann begrüßte die Tagung als Chance, konstruktiv das Thema Kormoran und Fischerei zu diskutieren. Vogtmann vertrat die Ansicht, dass durch die Durchführung einer solchen Tagung und eines entsprechenden Dialoges zu einem früheren Zeitpunkt zahlreiche Konflikte in der Vergangenheit hätten vermieden werden können. Sowohl die Fischerei als auch der Naturschutz, so Vogtmann, wollten die biologische Vielfalt in Gewässeröko-systemen bewahren.
Bei den Tagungsteilnehmern bestand Einverständnis darin, dass lokale Managementmaßnahmen nicht geeignet sind, um die Entwicklung der Kormoranpopulation nachhaltig zu beeinflussen. Eine Reduktion der Kormoranbestände wäre nach Ansicht von Experten nur auf europäischer Ebene möglich. Dies wurde von Naturschutzvertretern mit Verweis auf die europäische Gesetzgebung zurückgewiesen. Von deutscher Fischereiseite wurde eine Reduktion der Kormorane auf 50 % des heutigen Bestandes gefordert. Es konnte kein Konsens zwischen der Fischerei- und Naturschutz-seite gefunden werden, ob Populationseingriffe in dieser Höhe mit der EU-Vogelschutzrichtlinie vereinbar sind und eine entsprechende politische und gesellschaftliche Akzeptanz finden. Als weiteres Ergebnis der Tagung wurde deutlich, dass der Einfluss von Kormoranen auf Fischbe-stände in verschiedenen Regionen Deutschlands differenziert betrachtet werden muss. Während Kormorane in Teichwirtschaften und kleinen Mittelgebirgsbächen erhebliche fischereiwirtschaftli-che Schäden anrichten können, sind erhebliche Auswirkungen auf die Fischgemeinschaften in Seen und Küstengebieten wissenschaftlich nicht nachweisbar.
BfN-Präsident Vogtmann hob die konstruktive Diskussion zwischen der Fischerei und dem Naturschutz hervor und beurteilte die Veranstaltung als ersten wichtigen Schritt, um in Zukunft das Thema Kormoran weiter auf einer sachlichen Ebene zwischen den Interessensvertretern zu diskutieren.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Tier / Land / Forst
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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