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02.10.2006 14:16

"Nach dem Basler Konzil": Forschung zu den Reformdiskussionen in der Kirche

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    München, 02. Oktober 2006 -- In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erreichte die Diskussion um die Reform der Kirche einen Höhepunkt. Auf den Konzilien und in ihrem Umfeld wurde mit einer bisher nicht gekannten Intensität um die Gestalt der Kirche gerungen. Diesen vielstimmigen Diskurs will eine wissenschaftliche Tagung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München beleuchten. Sie findet vom 12. bis 14. Oktober 2006 im Historischen Kolleg, Kaulbachstraße 15, 80539 München, unter dem Titel "Nach dem Basler Konzil. Die Neuordnung der Kirche zwischen Konziliarismus und monarchischem Papat (ca. 1450-1475)" statt.

    Veranstaltet wird die international besetzte Tagung von Professor Claudia Märtl und Dr. Jürgen Dendorfer vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit". Die Teilnehmer zeigen, wie sich die Diskussion innerhalb der Kirche nach dem Ende des Basler Konzils an der Kurie, also den Leitungs- und Verwaltungsorganen des Heiligen Stuhls, in der Frührenaissance fortsetzte.
    Das Basler Konzil (1431-1449) war das letzte große mittelalterliche Reformkonzil. Es befasste sich neben großen Fragen der Glaubenslehre auch mit ganz konkreten Reformen, wie des Zölibats oder der Vergabe von kirchlichen Stellen. Nach dem das Konzil versucht hatte Papst Eugen IV. abzusetzen, verlor es mehr und mehr an Rückhalt. Als sich auch der Kaiser des deutschen Reiches von ihm abwandte, war 1449 sein Ende besiegelt.

    Doch wirkten die Basler Reformdiskussionen weiter. Sie führten zur Entwicklung alternativer Verfassungsmodelle - etwa der Leitung der Gesamtkirche durch ein Konzil und nicht durch den Papst oder der Teilhabe des Kardinalkollegs an der Kirchenführung. Die Suche nach Alternativen zur etablierten Kirchenstruktur ging mit der Bemühung einher, diese Ideenvielfalt theoretisch abzusichern und zu legitimieren. Nach dem Basler Konzil traten die pluralen Theorieoptionen in eine spannungsreiche Beziehung zur neu zu fundierenden päpstlichen Autorität. Vor allem in den ersten Jahrzehnten nach Konzilende hatten Theologen, die sich mit Problemen der kirchlichen Verfassung beschäftigten, einen erheblichen Einfluss an der Kurie. Die Kardinäle Nikolaus von Kues und Juan de Torquemada oder die Kurialen Piero da Monte, Domenico de Domenichi, Rodrigo Sanchez de Arevalo, Teodoro de Lellis und andere verfassten Reformvorschläge.

    Die Tagung will erste Ansätze für eine über das Werk einzelner Autoren hinausgehende Betrachtung dieser Diskussion bieten. Zudem soll der Stellenwert des innerkirchlichen Dissenses für die Geschichte des Papsttums erörtert werden. Gibt es Merkmale, welche die nachkonziliare Debatte von der Diskussion auf den vorhergehenden Konzilen unterscheiden? Wie lässt sich die zunehmende theoretische Vielfalt festmachen? Wer war an den Diskussionen maßgeblich beteiligt und für wen entstanden die umfangreichen Texte? Das sind Fragen, denen die Tagung unter anderem nachgehen möchte.

    Ansprechpartner:
    Dr. Jürgen Dendorfer
    Historisches Seminar der LMU München
    Abteilung für Mittelalterliche Geschichte
    Tel.: 089 / 2180-5449
    E-Mail: j.dendorfer@mg.fak09.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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