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Wissenschaft
Forschungspreis zu Schmerzschwelle bei depressiven Patienten geht an Prof. Bär vom Universitätsklinikum Jena
Jena. Wer an einer Depression erkrankt, leidet oft auch häufiger unter Schmerzen: Depressive klagen etwa doppelt bis dreimal so häufig wie gesunde Menschen über Schmerzen. Dies ist aber nicht auf einen verstärkten Hang zum Jammern zurückzuführen - bei einer depressiven Erkrankung verändert sich das Schmerzempfinden, wie Forscher des Universitätsklinikums Jena jetzt erstmals nachgewiesen haben. Tiefe, aus dem Körperinneren kommende Schmerzen werden von depressiven Menschen tatsächlich viel stärker empfunden als von Gesunden.
Der Jenaer Psychiater Prof. Karl-Jürgen Bär konnte in einer Studie zeigen, dass sich bei einer depressiven Erkrankung die Schmerzwahrnehmung und damit die Schmerzschwelle deutlich verschieben. Abhängig von der Art des Schmerzes wird dieser stärker oder auch schwächer empfunden als von nicht-depressiven Menschen. Für diese Forschungsarbeit erhält Prof. Karl-Jürgen Bär heute, am 12. Oktober, auf dem Berliner Schmerzkongress den mit 7000 Euro dotierten ersten Preis für Klinische Schmerzforschung der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes.
Verschiedene Schmerzen werden unterschiedlich empfunden
In der ausgezeichneten Jenaer Studie haben Bär und sein Mitarbeiter Dr. Michael Böttger die Erklärung für ein Paradox der Schmerzempfindung gefunden: "Aus den Erfahrungen in der Klinik wissen wir, dass depressive Patienten in über 60 Prozent der Fälle über körperliche Schmerzen klagen - im Rücken, Bauch und Kopf. In unserer Studie vor drei Jahren haben wir aber bei depressiven Patienten eine höhere Schmerzschwelle als bei Gesunden festgestellt", so Karl-Jürgen Bär zu den Ausgangspunkten seiner Untersuchungen. Jetzt konnten die Jenaer Psychiater in einer Untersuchung an 30 Probanden zeigen, dass diese Unempfindlichkeit nur bei oberflächlichen Schmerzreizen an der Haut wie durch Hitze, Kälte oder Strom auftritt. "In diesen Fällen haben Menschen mit einer Depression den Schmerz später gespürt als die gesunden Probanden", so Bär. Viel früher spürten sie dagegen einen durch Mangeldurchblutung im Armmuskel verursachten Schmerz. "Diesen sogenannten ischämischen Schmerz, der tiefen Körperschmerzen wie im Rücken oder Magen ähnelt, haben depressive Patienten bereits nach 30 Sekunden als höchst unangenehm empfunden", erklärt Prof. Bär. "Gesunde Studienteilnehmer klagten erst nach 50 Sekunden - konnten den Schmerz also fast doppelt so lang ertragen."
Schmerzsymptome bei Depression stärker beachten
Diese unterschiedlichen Schmerzschwellen deuten nach Meinung von Karl-Jürgen Bär auf zwei Dinge hin: "Erstens - es gibt offenbar Verknüpfungen zwischen Depression und Schmerzempfinden im Gehirn, die konkret im Bereich des Kortex zu liegen scheinen", schlussfolgert Bär. "Zweitens müssen wir die Klagen depressiver Patienten über Schmerzen stärker beachten als bisher und diese behandeln." Denn klinische Daten zeigen, dass Patienten mit Schmerzsymptomen dreimal häufiger einen Rückfall in die Depression erleiden. Die nächste Aufgabe sieht der Psychiater Bär daher jetzt in der gezielten Bekämpfung des inneren Schmerzes. "Wir wissen jetzt, dass tiefe Schmerzen bei Depressionen ein echtes Problem darstellen. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden wir nun untersuchen, mit Hilfe welcher Antidepressiva wir genau diesen inneren Schmerz beeinflussen können."
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 3 52 82
E-Mail: Karl-Juergen.Baer[at]med.uni-jena.de
Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär, Psychiater am Universitätsklinikum Jena, erhält heute Preis für Forschun ...
Foto. UKJ
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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