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12.10.2006 12:06

Kulturen, Migration und seelische Gesundheit

Philipp Kressirer Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    16. Herbstsymposium des Instituts für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Universität München greift eine hoch aktuelle, gesellschaftliche Problematik auf

    Migrationsprozessse finden weltweit statt. Man spricht von Migration, wenn jemand länger als ein Jahr außerhalb seines Herkunftslandes verbringt. Gründe sind der Wunsch nach Schutz und Überle-ben, nach Sicherung des Lebensunterhaltes (Einkommen weniger als 1 Dollar /Tag in manchen Dritte-Welt-Ländern), nach Arbeit, nach der Möglichkeit, Lesen und Schreiben zu lernen oder eine sehr gute Ausbildung zu bekommen. "Die Vorstellungen, was Krankheit ist und was krank macht, sind kulturel-len Einflüssen unterworfen und können sehr unterschiedlich ausfallen. Es gibt unterschiedliche Wege zur Heilung und unterschiedliche Heiler", erklärt Professor Reiner Frank vom Institut für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Universität München.

    Hilfesuchende aus anderen Kulturen stellen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen 10 und 30% der Patienten, in vielen Jugendhilfeeinrichtungen noch mehr. Ob Migrantenfamilien selber um Hilfe bitten oder ob andere Instanzen sie schicken - an die Mitarbeiter stellen sie häufig besondere Anforderungen. Nicht nur unterschiedliche Annahmen über Gesundheit und Krankheit, über Famili-enbeziehungen und Geschlechterrollen, sondern ganz besonders unterschiedliche Annahmen über Sinn und Möglichkeiten der jeweiligen Einrichtungen können häufig zu Missverständnissen und Vorbehal-ten führen.

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicedienste der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Ju-gendhilfe stehen daher vor der Aufgabe, Minoritäten ein bedarfsorientiertes Angebot zu machen und ihre Dienste für diesen wachsenden Personenkreis zu öffnen. Beim Symposium wird ein Modell vor-gestellt, das auf vier Schwerpunktthemen basiert:

    o Training der Professionellen, sowohl zu Themen des kulturellen und sozialen Hintergrundes der Patienten als auch zu den kulturellen Traditionen unserer eigenen Praktiken und Routinen
    o Entwicklung von Netzwerken zu den Migrantencommunitys, ihren Repräsentanten und zu den anderen Servicediensten der Region
    o Entwicklung migranten- und minoritätenorientierter Serviceangebote
    o Kultursensible Team- und Organisationsentwicklung

    Eines der Themen des Symposiums ist auch die Gesundheit von Migrantenkindern. "Ausländische Kinder sind unter den jungen Patienten von Kliniken überrepräsentiert. Und bei Erwachsenen anderer Nationalitäten dauern Klinikaufenthalte länger. Es werden häufiger technische Untersuchungen durch-geführt", berichtet Professor Frank.

    Es gibt außerdem eine Reihe von Untersuchungen über gesundheitliche und insbesondere über seeli-sche Probleme von Kindern und Jugendlichen. Sie kommen mehrheitlich zu dem Schluss, dass Migra-tion alleine keine seelischen Probleme hervorrufen muss. Vielmehr spielen Anlass und Umstände, die Lebenssituation der Familie und die Bedingungen im aufnehmenden Land eine gewichtige Rolle. Die Anpassung an die neuen Lebensbedingungen ist ein länger dauernder Prozess.

    "Es gibt bei allen Problemen eine ganze Reihe positiver Beispiele von Migrationsprozessen", zieht Professor Frank Bilanz. "Das Symposium soll u.a. dazu beitragen, bestehende Aktivitäten noch besser bekannt zu machen und zusammenzuführen."

    Das Münchner Kinder- und Jugendpsychiatrische Herbstsymposium hat Tradition: Zum 16. Mal findet die Veranstaltung des Instituts für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Reiner Frank statt. Und zwar am

    Samstag, 14.Oktober 2006
    von 9.15 bis 16 Uhr
    im Großen Hörsaal des Instituts für Physiologie
    Pettenkoferstraße 14
    80336 München

    Das Thema "Kulturen, Migration und seelische Gesundheit" wird von neun Referentinnen und Refe-renten unter unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Angemeldet haben sich 250 Teilnehmer, u.a. Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialpädagogen.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Reiner Frank
    Leitung Ambulanz und Poliklinik
    Institut und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
    Psychotherapie am Klinikum der Universität München
    Lindwurmstraße 2a
    80336 München
    Tel: 089/5160-5156
    E-Mail: Reiner.Frank@med.uni-muenchen.de

    Klinikum der Universität München
    Im Klinikum der Universität München werden an den Standorten Großhadern und Innenstadt jährlich rund 85.000 Patienten stationär und 371.000 Patienten ambulant behandelt. Die 44 Fachkliniken, Institute und Abtei-lungen verfügen über etwa 2.400 Betten. Von insgesamt 9000 Beschäftigten sind rund 1800 Mediziner. Jährlich finden zahlreiche medizinische und wissenschaftliche Kongresse und Tagungen, sowie Kurse und Informations-veranstaltungen für Patienten statt. Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Gesundheitsein-richtungen in Deutschland und hat im Jahr 2004 mehr als 52 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Seit 1. Juni 2006 ist das Klinikum der Universität München eine Anstalt des öffentlichen Rechts.

    Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.klinikum.uni-muenchen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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