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Wissenschaft
Als europaweit einzigartige Institution ermittelt und katalogisiert die Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg seit 1976 Leichenpredigten. Zwischen 1550 und 1750 entstanden, sind sie von entscheidender Bedeutung zur Erforschung der Frühen Neuzeit.
Von Marburg aus wurden bis 2005 schwerpunktmäßig die Leichenpredigten-Bestände in den Regionen Hessen und Schlesien bearbeitet, seit 2006 in Thüringen. Die Bestände in Sachsen werden von der 1991 eingerichteten Dependance der Forschungsstelle an der Technischen Universität Dresden ausgewertet. Beide Einrichtungen sind Arbeitsstellen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz.
Mittlerweile hat sich die Forschungsstelle für Personalschriften zu einem Archiv, zu einer Serviceeinrichtung und einem Kompetenzzentrum für Personalschriften entwickelt, das die Leichenpredigten-Forschung fördert und vorantreibt.
Mit Hilfe der EDV ermittelt und wertet die Forschungsstelle für Personalschriften gedruckte Leichenpredigten aus der Zeit zwischen Reformation und Aufklärung aus. Ihr Interesse gilt dabei insbesondere den in diesen Quellen enthaltenen Biographien der Verstorbenen. Sie hat dazu ein sog. Intensivauswertungsschema mit 174 Fragen entwickelt. Über 3.300 solcherart ausgewerteter Leichenpredigten liegen inzwischen zur Nutzung vor. Sie haben insgesamt 3,5 Millionen Einzeldaten erbracht, die im Rechenzentrum der Philipps-Universität Marburg gespeichert sind. Als multi- und interdisziplinäre Quellen werden die Leichenpredigten von den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen genutzt:
o Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
o Stadt- und Kulturgeschichte
o Universitäts- und Bildungsgeschichte
o Theologie und Thanatologie
o Genealogie und Biographie
o Literatur-, Kunst- und Musikgeschichte
o Medizin- und Pharmaziegeschichte
o Epigraphik und Heraldik
o Ikonographie und Emblematik
o Historische Demographie
o Historische Familienforschung
Aus Anlaß des 30jährigen bzw. 15jährigen Bestehens der beiden Forschungsstellen findet am 31. Oktober 2006 im Fürstensaal des Marburger Landgrafenschlosses ein Festakt mit geladenen Gästen statt.
Wie der Leiter beider Forschungsstellen, Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz, mitteilt, werden an der Veranstaltung die Präsidentin der Mainzer Akademie, Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll, und der Präsident der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Volker Nienhaus, teilnehmen. Grußworte werden sprechen u.a. die Staatssekretäre der Wissenschaftsministerien in Hessen, Sachsen und Thüringen, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Dr. Knut Nevermann und Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg.
Den Festvortrag über die wissenschaftliche Bedeutung der Arbeit mit Leichenpredigten als historisch einmaliger Quelle und über die Forschungsstelle für Personalschriften als beispielhaftes geisteswissenschaftliches Langzeitprojekt hält die Frankfurter Historikerin und Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte.
Die Ausstellung "Vor dem Untergang bewahrt" im Foyer der Marburger Universitätsbibliothek informiert noch bis zum 9. November 2006 über die Projekte der Forschungsstelle in Schlesien zwischen 1981 und 2005.
Hinweis für Pressevertreter: Einladungskarten, Pressemappe und printfähiges Bildmaterial unter lenzs@staff.uni-marburg.de
http://web.uni-marburg.de/fpmr/html/fs/festaktprog.html - Programm
Titelblatt der handkolorierten Leichenpredigt auf August Kurfürst von Sachsen, 1586
Universitätsbibliothek Marburg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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