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13.10.2006 11:22

Der die Gene springen lässt

Dr. Ute Schönfelder Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Prof. Winckler ist neuer Lehrstuhlinhaber für "Pharmazeutische Biologie" an der Universität Jena

    Jena (13.10.06) Für Patienten mit bestimmten Erbkrankheiten, wie der Bluterkrankheit, ist sie bisher die einzige Hoffnung auf Heilung: die Gentherapie. Dabei wird eine zusätzliche Kopie eines Gens in die betreffenden Körperzellen eingeschleust, die die Funktion des fehlerhaften körpereigenen Gens übernimmt. Doch was sich in der Theorie ganz einfach anhört, erweist sich in der Praxis nach wie vor als riskant. Immer wieder erschüttern Misserfolge die Hoffnungen von Medizinern und Patienten.

    "Bisher gibt es ein generelles Problem bei der Gentherapie", erklärt Prof. Dr. Thomas Winckler. "Zwar gelingt es inzwischen sehr gut, zusätzliches Erbmaterial in die gewünschten Zielzellen einzuschleusen", so der neue Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Biologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena weiter. "Doch an welcher Stelle sich das Ersatz-Gen vor Ort in die DNA-Kette einbaut, ist reiner Zufall."

    So kann es passieren, dass sich die eingeschleuste Genkopie mitten in ein anderes Gen einbaut, wodurch dieses fehlerhaft oder unlesbar wird. Die Folge können andere z. T. schwere Erkrankungen sein. So geschehen bei einer französischen Gentherapie-Studie im Jahr 2002. Damals wurden Kinder, die an einer schweren Immunschwäche litten, mittels Gentherapie behandelt. "Die Therapie schien auch zunächst erfolgreich zu verlaufen", erinnert sich Winckler. Denn bei zehn der elf Patienten normalisierte sich die Immunabwehr komplett. Doch die Freude darüber währte nur kurz - zwei der behandelten Kinder erkrankten als Folge der Gentherapie an Leukämie.

    "Wenn es gelänge, den Einbau der zusätzlichen Genkopien kontrolliert zu steuern, dann wäre man einen großen Schritt weiter", schätzt Prof. Winckler ein. Die Grundlagen solcher Steuerungsmechanismen untersuchen der Biologe und sein Forscherteam jetzt an der Universität Jena an einem Modellorganismus. "Dictyostelium discoideum", so der wissenschaftliche Name des zellulären Schleimpilzes, dessen Genom ihn für Wincklers Forschungen prädestiniert. "Das Erbgut dieser freilebenden Amöbe enthält Abschnitte, die sich innerhalb des Genoms frei bewegen", weiß Prof. Winckler. "Das Interessante an diesen "springenden Genen" von Dictyostelium ist, dass sie immer nur ganz bestimmte Orte im Genom ansteuern." Typischerweise sind das Stellen, in denen sich keine anderen Gene befinden, die dadurch Schaden nehmen könnten.

    "Wenn wir verstehen, wie die mobilen Genabschnitte von Dictyostelium diese sicheren "Landeplätze" im Genom erkennen und gezielt ansteuern, ließen sich diese Erkenntnisse auch dazu nutzen, die in der Gentherapie verwendeten Vektoren zielgerichtet an Orte zu dirigieren, wo sie keine Folgeschäden anrichten", ist Prof. Winckler überzeugt. Der 45-Jährige beschäftigt sich bereits seit seiner Diplomarbeit mit dem Modellorganismus "Dictyostelium discoideum". Winckler studierte an der Universität Konstanz Biologie, wo er nach seinem Studium 1991 auch promovierte. Anschließend ging er für ein Jahr an das Pariser Pasteur Institut. 1992 erhielt Thomas Winckler ein Postdoc Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und wechselte an das Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Frankfurt/M. Ab 1993 war er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Im Jahr 2000 habilitierte sich der gebürtige Cuxhavener im Fach "Pharmazeutische Biologie". Wie bereits in seiner Promotion, widmete er sich auch in seiner Habilitationsschrift dem Genom des Schleimpilzes "Dictyostelium discoideum". Dank dieser ausgewiesenen Expertise beteiligte sich Prof. Winckler auch an der Entschlüsselung des Genoms dieses Organismus. Ein internationales Forscherkonsortium publizierte das komplette Dictyostelium-Genom 2005 in der renommierten Fachzeitschrift "Nature".

    Kontakt:
    Prof. Dr. Thomas Winckler
    Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Semmelweisstraße 10, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 9 49 840
    Fax: 03641 / 9 49 842
    E-Mail: t.winckler[at]uni-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Thomas Winckler, Inhaber des Lehrstuhls für "Pharmazeutische Biologie" der Universität Jena.
    Prof. Dr. Thomas Winckler, Inhaber des Lehrstuhls für "Pharmazeutische Biologie" der Universität Jen ...
    Foto: Scheere/FSU-Fotozentrum
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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