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17.10.2006 11:09

Ergebnisse der weltweit größten Uranbergarbeiterstudie veröffentlicht

Dr. Dirk Daiber PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

    Lungenkrebsrisiko bleibt länger erhöht als bisher angenommen

    "Die Ergebnisse der deutschen Uranbergarbeiterstudie zeigen ein deutlich erhöhtes Lungenkrebsrisiko bei radonexponierten Bergarbeitern. Damit werden bisherige Annahmen zum Lebenszeitrisiko für Lungenkrebs bei radonbelasteten Bergarbeitern erhärtet. Die neue Studie weist aber darauf hin, dass ein Exponierter das erhöhte Lungenkrebsrisiko länger in sich trägt als bisher angenommen wurde", sagte Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) heute in Salzgitter. "Insbesondere die bisherige Annahme, dass das Risiko mit zunehmender Zeit nach Exposition deutlich abnimmt, muss korrigiert werden", so König weiter. Die neuen Ergebnisse des BfS zeigen, dass dies nicht der Fall ist.

    Die jetzt im British Journal of Cancer veröffentlichten Analysen dienten der Überprüfung des vorhandenen Wissens über den Zusammenhang von beruflicher Radonbelastung im Bergbau und dem Lungenkrebsrisiko. Das bisher vorhandene Wissen basiert auf der gemeinsamen Auswertung von 11 Bergarbeiterkohorten aus sieben verschiedenen Ländern. Die deutsche Personengruppe (Kohorte), welche 59.000 Bergarbeiter umfasst ist alleine so groß, wie die 11 Kohorten zusammen. Gegenüber den 11 Kohorten ist die deutsche Kohorte in sich homogener und stellt somit nicht nur aufgrund ihrer Größe eine sehr gute Basis zur Überprüfung bestehenden Wissens dar. "Damit wird die internationale Basis für das Wissen und die gesundheitlichen Effekte bei dieser Berufsgruppe nahezu verdoppelt", sagte König.

    Alle Studien zeigen, dass das Risiko mit steigender Strahlenbelastung zunimmt. Nach der Exposition bleibt dieses Risiko aber nicht in gleicher Höhe bestehen sondern nimmt mit zunehmender Zeit seit der Exposition ab.

    Die neue BfS Studie, zeigt, dass das höchste Lungenkrebsrisiko im Zeitraum zwischen 15 und 24 Jahren nach der Exposition, also später als bei den bisherigen Studien beobachtet wurde. Das Risiko nimmt aber mit zunehmender Zeit nach erfolgter Exposition nicht so stark ab, wie bisher angenommen. Auch die Abnahme des Risikos mit zunehmendem Alter ist in der neuen BfS Studie weniger deutlich ausgeprägt als bei den bisherigen Studien. Das Risiko ist also auch hier höher als bisher angenommen.

    Es zeigt sich, dass Uranbergarbeiter das Risiko an Lungenkrebs zu sterben länger in sich tragen, als bisher gedacht. Allein von den 59000 in der Studie erfassten Bergarbeitern ist zu erwarten, dass über 7000 an Lungenkrebs sterben werden.

    Vor dem Hintergrund des Ausbaus des Uranerzbergbaus, vor allem in Australien und in Afrika, sind die Ergebnisse der BfS-Studie für den Strahlenschutz von besonderer Bedeutung.

    Im weiteren Verlauf der Analyse der Kohorte werden vor allem die Auswirkungen kombinierter Belastungen durch Strahlung, Arsen und Staub auf das Lungenkrebsrisiko im Vordergrund stehen sowie die Analyse des Risikos für andere Krebserkrankungen.


    Hintergrund Uranbergarbeiterstudie:

    Mit dem Ziel, insbesondere die strahlenbedingten gesundheitlichen Auswirkungen des Uranerzbergbaus in Deutschland besser einschätzen zu können, hat das Bundesamt für Strahlenschutz nach der deutschen Vereinigung entsprechende Untersuchungen mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums begonnen. Hierzu wurde eine Kohorte (definierte Personengruppe) von Personen zusammengestellt, die in Sachsen und Thüringen im Uranerzbergbau beschäftigt waren. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen (z.B. den Berufsgenossenschaften) ist es dem BfS gelungen, mit 59.000 Personen die weltweit größte Kohorte von beruflich radonexponierten Bergarbeitern aufzubauen.
    In einer Kohortenstudie wird das Gesundheitsgeschehen in einer definierten Personengruppe über eine bestimmte Zeit beobachtet und dann mit der beruflichen Belastung in Verbindung gebracht. Bei den Bergarbeitern ist es die Strahlenbelastung durch Radon. Der größte gesundheitliche Schaden durch Radon ist das Auslösen von Lungenkrebs. So wurden seit den Beginn des Uranerzbergbaus in Sachsen und Thüringen (1946) bis 1999 rund 7.700 Lungenkrebsfälle als beruflich bedingt anerkannt. Jährlich kommen immer noch fast 200 Fälle hinzu.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geowissenschaften, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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