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Wissenschaft
Professor Dr. Dr. h.c. Paul Kirchhof sieht Gefahr für die freie Entfaltung von Wirtschaft und Wissenschaft
Renommierter Bundesverfassungsrichter a.D. und Steuerexperte erhält in Pforzheim "Wissenschaftspreis für Hochschule und Wirtschaft"
Für seine außergewöhnlichen Verdienste im Bemühen um den Austauschprozess zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist Professor Dr. Dr. h.c. Paul Kirchhof mit dem Pforzheimer "Wissenschaftspreis für Hochschule und Wirtschaft" ausgezeichnet worden, der alle zwei Jahre an der Hochschule Pforzheim vergeben wird. Die Unternehmensgruppe Laboratoire Biosthétique Pforzheim-Paris, vertreten durch den geschäftsführenden Gesellschafter der Unternehmensgruppe, Ehrensenator Siegfried Weiser, hat den mit 25.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis gemeinsam mit dem Förderer- und Absolventenverein Technik und Wirtschaft der Hochschule Pforzheim verliehen.
In seiner Danksagung betonte der renommierte Bundesverfassungsrichter a.D. und Professor der Universität Heidelberg, Dr. Dr. h.c. Paul Kirchhof, dass er die gegenwärtige Gefahr für die freie Entfaltung von Wirtschaft und Wissenschaft im mangelnden Freiheitsvertrauen sehe, das den Staat veranlasse, in einer Fülle von Regelungen dem Bürger vorzuschreiben, wie er mit seiner Freiheit umzugehen habe - etwa mit dem Gleichstellungsgesetz, der Sonnenschein-Richtlinie oder der Steuerlenkung. Der Gesetzgeber solle, so Kirchhof, nicht nach "den Sternen des Optimums" greifen. Vielmehr gälte es, "gute Normalität zu regeln" und es auf dieser Grundlage dem Menschen zu überlassen, sein individuelles Glück zu definieren, anzustreben und zu verwirklichen. Vor allem müsse dem Gesetzgeber bewusst gemacht werden, dass auch das Recht nur als "rares Gut" wertvoll sei. Eine "Normeninflation" hingegen nehme dem Recht seinen Rang und seine Bedeutung. Kirchhof forderte, dass der Bundestag vor allem darüber befinden solle, welche Gesetze entbehrlich seien anstatt neue Gesetze hervorzubringen.
Professor Dr. Paul Kirchhof bedankte sich für den Pforzheimer Preis, der ihn besonders berühre, weil er Hochschule und Wirtschaft im Einklang sehe. Er betonte die Gemeinsamkeit von Wissenschaft und Wirtschaft: beide strebten stets nach dem Neuen, dem Besseren. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wirtschaft gehe es darum, jeden Menschen in seiner individuellen Freiheit zu betrachten, aus der individuellen Anstrengung einen Vorteil für die Gemeinschaft und wirtschaftliche Prosperität zu erwarten sowie wissenschaftliche Erkenntnis zu fördern. Dies sichere insgesamt den gegenwärtigen "Status unserer Hochkultur" (Frieden, Wohlstand, Freiheit, Kultur). Persönlich fühle er sich durch den Preis auch deshalb besonders angesprochen, weil seine Arbeitsschwerpunkte - als Wissenschaftler wie als Verfassungsrichter - die Finanzen und Steuern, das Europa- und das Völkerrecht beträfen, er insofern ständig an der Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft arbeite.
Manfred Lautenschläger, Aufsichtsratsvorsitzender der MLP-AG und Ehrensenator der Rupert-Karls-Universität Heidelberg, würdigte Paul Kirchhof in seiner Laudatio als Mann, der "geradlinig, eckig und kantig" sei. Eines der Kernthemen des Wissenschaftlers sei das Verhältnis von Staat und Wirtschaft. Im Steuerrecht streite er für eine klare Trennung zwischen dem "freiheitsverpflichtenden Staat" und der "freiheitsberechtigten Gesellschaft", fordere deshalb eine maßvolle und gleichmäßige Steuer, die auf eine Lenkung der Wirtschaft verzichte. Sein Votum für ein einfaches Steuerrecht habe ihn als den "Professor aus Heidelberg" auch im Wahlkampf des vergangenen Jahres bundesweit bekannt gemacht.
Der "Wissenschaftspreis für Hochschule und Wirtschaft" wird dank des Engagements des geschäftsführenden Gesellschafters der Unternehmensgruppe, Ehrensenator Siegfried Weiser, alle zwei Jahre von der Pforzheimer Unternehmensgruppe Laboratoire Biosthétique Pforzheim-Paris (http://www.labiosthetique.de/) verliehen. Der baden-württembergische Wissenschaftsminister Frankenberg lobte gegenüber der Hochschule Pforzheim das beispielgebende bürgerschaftliche Engagement: "Solches Engagement, ob in Form von Preisen, Stipendien oder Stiftungslehrstühlen, festigt die fruchtbare Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft - zum Nutzen beider Seiten." Der Minister betonte, die Hochschule Pforzheim stelle damit einmal mehr unter Beweis, dass sie nicht im Elfenbeinturm verharre, sondern kritisch-konstruktiv Themen der gesellschaftlichen Praxis aufgreife und damit auch für Sponsoren und Förderer aus der Wirtschaft einen attraktiven Partner darstelle.
Laboratoire Biosthétique zählt zu den größten Industrie- und Dienstleistungsunternehmen seiner Art mit Produktionsstandorten in ganz Europa und einem weltweiten Vertriebssystem. Das inhabergeführte Unternehmen stellt hochwertige Kosmetik her.
http://www.hochschule-pforzheim.de
Professor Dr. Dr. h.c. Paul Kirchhof am 18.10.2006 an der Hochschule Pforzheim
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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