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24.10.2006 14:49

Religionen: Brandstifter oder Feuerlöscher?

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Uni untersucht die Rolle von Religionen bei interkulturellen Konflikten

    Globalisierung heißt nicht nur Austausch von Waren und Dienstleistungen über Grenzen und Kontinente hinweg. Weltweit verlassen auch Millionen Menschen ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit und Sicherheit. Doch wo unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, bleiben Konflikte nicht aus. Ist Religion die Ursache für solche Konflikte, oder kann sie dazu beitragen, sie zu verhindern?

    Wie junge Muslime und Christen diese Frage beantworten, untersuchen seit kurzem die Würzburger Religionspädagogen Professor Hans-Georg Ziebertz und seine Mitarbeiterin Anne Wißmann. Gemeinsam mit einem internationalen Team von Forschern aus Sozialwissenschaft, Religionswissenschaft und Theologie werden sie dafür in den kommenden Monaten Jugendliche aus 16 Ländern weltweit befragen.

    Was hält moderne multikulturelle Gesellschaften zusammen und wie können kulturelle Konflikte verhindert werden? Spätestens seit dem 11. September 2001 stehen diese Fragen im Zentrum vieler Diskussionen - nicht nur in der Politik. Die Antworten, die moderne Rechtsstaaten auf diese Fragen geben, heißen "Menschenwürde, Gleichheit, Freiheit und politische Gewaltenteilung". Offen bleibt dabei allerdings, wer diese Rechte durchsetzen soll und wer für ihre Akzeptanz sorgt. "Möglicherweise ist die Religion eine dieser Kräfte", sagt Hans-Georg Ziebertz, Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik an der Uni Würzburg. "Denn in ihren Grundsätzen verpflichtet sie sich, für das Wohl des Menschen einzutreten." Allerdings ist auch ihm klar, dass Religionen in diesen Konflikten extrem gegensätzliche Rollen spielen können: "Sie können den Konflikt sowohl anheizen als auch mäßigend auf ihre Anhänger einwirken."

    Vor allem das Christentum und der Islam stehen derzeit im Mittelpunkt des Interesses. Mit der Globalisierung verlassen weltweit Millionen ihre Heimat und ziehen in einen ihnen fremden Kulturkreis. Multikulturalität wird zum Alltag. "Viele Menschen werden zunehmend mit Werten und Normen, Gewohnheiten und Verhaltenweisen konfrontiert, die ihnen nicht vertraut sind", sagt Anne Wißmann. Der sich daraus möglicherweise entwickelnde Kreislauf aus Feindseligkeiten und Absonderung führe zu ernsthaften Problemen zwischen den kulturellen Mehrheiten und den Migranten, so die junge Forscherin.

    Daher sei gerade zum heutigen Zeitpunkt die Frage virulent, ob und in welcher Weise Religionen wie der Islam und das Christentum Konflikten entgegenwirken, indem sie Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte fördern, sagt Ziebertz. Dass das nicht unbedingt so sein muss, ist Ziebertz klar. "Schließlich hat es in der Geschichte beider Religionen immer wieder ambivalente und kontroverse Einstellungen und Auseinandersetzungen zu diesem Thema gegeben", sagt er.

    Wie halten es also die Religionen mit den Rechten, die ein konfliktfreies Zusammenleben ermöglichen sollen? Ein internationales Konsortium von Forschern aus Sozialwissenschaft, Religionswissenschaft und Theologie wird dazu in den kommenden drei Jahren junge Menschen aus 16 Ländern befragen. Die Untersuchung in Deutschland wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. In der Studie geht es um die generelle Frage nach dem Einfluss von Religion auf die Einstellung zu den Menschenrechten und spezifisch um die Frage, welche Aspekte des christlichen und islamischen Glaubens sich auf welche Weise auf verschiedene Einstellungen zu Menschenrechten auswirken. Um die Ergebnisse international vergleichen zu können, sollen jeweils christliche, muslimische sowie religiös nicht gebundene Schülerinnen und Schüler nach ihren Einstellungen zu Religion und Menschenrechten befragt werden.

    Von den Ergebnissen erhoffen sich die Forscher neue Einsichten darüber, wie religiöse, nationale und kulturelle Einflüsse den Zusammenhang von Religion und Menschenrechten beeinflussen. Die Erkenntnisse sollen vor allem schulischen und außerschulischen Bildungsprojekten zugute kommen.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz, T (0931) 888-4838, hg.ziebertz@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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