idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Die Studie, an der sich 227 Verlage beteiligten, wurde am 14. Februar 2000 im Literaturhaus München erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und in einer Verlegerrunde diskutiert.
Die Verlagsbranche steht inmitten eines tiefgreifenden Umbruchs. Dies ergab eine umfangreiche empirische Untersuchung, die das Fraunhofer IPA durchgeführt hat und nun gemeinsam mit der WirtschaftsWoche veröffentlicht. Sie wird am 14. Februar 2000 im Literaturhaus München erstmals vorgestellt und in einer Verlegerrunde diskutiert. 227 Verlage beteiligten sich an der schriftlichen Erhebung; 33 Verleger oder Geschäftsführer von Verlagen äußerten sich zusätzlich in Interviews.
Einige Kernaussagen der Studie in Kurzfassung
Der Veränderungsdruck im Verlagswesen ist allgegenwärtig:
95 Prozent der befragten Unternehmen antworteten auf die Frage »spüren Sie Veränderungsdruck« mit »ja«. 73 Prozent dieser Verlage bezeichnen den Veränderungsdruck als »stark« oder »sehr stark«. Als größte Verursacher dieses Veränderungsdrucks nennen sie inhaltliche/redaktionelle Qualität (72 Prozent antworteten mit »entscheidend« oder »bedeutend«), Image (68 Prozent) sowie Konzentrationstendenzen (67 Prozent). Unwichtig erscheinen dagegen der internationale Wettbewerbsdruck (20 Prozent) und neue Wettbewerber (34 Prozent).
Große Verlage sind zufriedener: Auf die Frage »wie beurteilen Sie Ihre geschäftliche Entwicklung« antworteten 55 Prozent der Verlage mit mehr als 200 Mitarbeitern mit »positiv« oder »sehr positiv«. In der Größe zwischen 50 und 200 Mitarbeitern waren es noch 39 Prozent und bei Verlagen mit weniger als 50 Mitarbeitern nur noch 27 Prozent.
Die Verlagsbranche lebt von Innovationen: 85 Prozent der Verlage bezeichnen die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen als entscheidend oder bedeutend für die Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. An zweiter Stelle steht die »Effizienzsteigerung« (78 Prozent). Als unbedeutend empfanden sie »Standortverlagerung« (4 Prozent), »Rechtsformänderung« (5 Prozent) und »Preissenkung« (22 Prozent).
Printmedien sind ohne Wachstumspotenzial: Die Bedeutung der Printmedien nimmt insgesamt ab. Bei Büchern (5 Prozent zunehmende gegenüber 25 Prozent abnehmende Bedeutung) und Zeitungen (7 Prozent »zunehmend«, 37 Prozent »abnehmend«) ist der Trend eindeutig. Bei Zeitschriften halten sich Optimisten (27 Prozent »zunehmend«) und Skeptiker (31 Prozent »abnehmend«) die Waage.
Neue Medien und Service: die neuen Hoffnungsträger in der Verlagsbranche: Über 80 Prozent der befragten Verlage messen Multimedia und Dienstleistungen eine steigende Bedeutung zu. Zukünftiges Geschäftspotenzial im Internet sehen sogar 97 Prozent der Verlage.
Zeit wird der dominierende Wettbewerbsfaktor und zwingt zu neuen Organisationsformen: Die Mehrzahl der Interviewpartner kam von sich aus auf den Faktor Zeit zu sprechen. Sorgen bereitet vor allem die »time to market« oder Entwicklungszeit. Die »time to customer« ist momentan noch nicht das Thema, da im Buchgeschäft weitestgehend auf Lager produziert wird. Sobald jedoch »printing on demand« vom Mythos zur Wirklichkeit wird, stehen auch hier die Zeichen auf Sturm.
Die Menschen in den Verlagen stehen vor großen Herausforderungen: Die Aussage »früher gab es 200 Berufe, in Zukunft werden es 3000 sein« trifft auf das Verlagswesen voll zu. Berufsbilder verschieben sich, erworbene Qualifikationen werden obsolet. Gleichzeitig entstehen bisher unbekannte Berufe und »Qualifikationsverschnitte«.
Die größte Konkurrenz droht von branchenfremden Unternehmen: Die größte Gefahr sehen viele Verlagen nicht innerhalb der Branche. Mit steigender Besorgnis registrieren jedoch viele den Verdrängungswettbewerb der Branchen untereinander.
Die Ergebnisse der Studie sind in insgesamt zwölf Thesen, mit zahlreichen Kommentaren und über 400 Diagrammen aufbereitet. Sie wird im März 2000 erscheinen und ist für DM 79,- beim Fraunhofer IPA erhältlich:
Joachim Klink: Veränderungsmanagement im Verlagswesen: Bestandsaufnahme der Entwicklungstendenzen in der Verlagsbranche; Stuttgart, März 2000
Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Alexandra Hepperle
Telefon: 0711/970-1189, Telefax: 0711/970-1900, E-Mail alh@ipa.fhg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).