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08.11.2006 13:43

Im Fokus: Das neue "Grundgesetz" der Kapitalmärkte

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Im Fokus: Das neue "Grundgesetz" der Kapitalmärkte
    Finanzexperten diskutieren in Leipzig über das neueste Regulierungsvorhaben der EU für Kapitalmärkte - die "Markets in Financial Instruments Directive"

    Das Netzwerk "Financial Studies Saxony" der vier sächsischen Universitäten lädt ein zum 2. Bankensymposium in Leipzig. Am 14. November 2006 dreht sich ab 13 Uhr in der Alten Nikolaischule alles um das Thema "Fairness als Schimäre? MifID und ihre Grenzen". Zum Inhalt: Die MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) ist das neueste Regulierungsvorhaben der Europäischen Union für Kapitalmärkte. "Diese Direktive hat ein einfaches und klares Ziel: Anleger in der gesamten Europäischen Union sollen wirksam geschützt sowie die Effizienz und Integrität des Kapitalmarktes gesichert werden. Dieses Gesetz ist für die EU derzeit eines der wichtigsten Vorhaben", berichtet Prof. Dr. Friedrich Thießen, Inhaber der Professur Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre der TU Chemnitz und Mitorganisator der Konferenz. Diese Direktive werde bereits als das neue "Grundgesetz" der Kapitalmärkte bezeichnet.

    Die Konferenz in Leipzig wendet sich nach Aussage der Veranstalter zwei bisher wenig beachteten Themen zu: Der erste Schwerpunkt ist die Aufwertung externer Strukturvertriebe und Marktanteilsverlust klassischer Filialbanken. Durch die umfassenden Regelungen für den Vertrieb von Wertpapieren werden bankenunabhängige Finanzvertriebe aufgewertet. Soweit sie die Qualitätsnormen erfüllen - und daran arbeiten unabhängige Finanzvertriebe derzeit fieberhaft -, werden sie den traditionellen bankengebundenen Vertrieben gleichgestellt. Es deutet sich an, dass es zu Marktanteilsverschiebungen weg von den klassischen Filialbanken hin zu mobilen Vertrieben kommt, die ihre Produkte bei Investmentbanken und bekannten Portfoliomanagern einkaufen. Kunden werden noch häufiger als bisher von bankenunabhängigen mobilen Vertrieben unter Nutzung standardisierter Beratungstools von zu Hause aus bedient werden. Friedrich Bohl, Vorstandsmitglied der DVAG, dem größten eigenständigen Finanzvertrieb Deutschlands, erläutert auf der Konferenz die Strategien der Branche. Aus unabhängiger, wissenschaftlicher Sicht zeigt Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl von der Universität Augsburg, wohin der Trend in den standardisierten Beratungssystemen geht.

    Der zweite Schwerpunkt des Bankensymposiums steht unter dem Motto "Gläserner Vertrieb versus undurchsichtige Produktion". Banken unterscheiden seit einiger Zeit zwischen der Produktion von Finanzinstrumenten und deren Vertrieb. Die MiFID übersieht mit ihrer Konzentration auf den Vertrieb von Finanzprodukten, dass ein wesentliches Problem moderner Kapitalmärkte die Komplexität der Finanzprodukte darstellt, die von den Produktionsabteilungen der Investmenthäuser gesteuert wird. Nicht immer wird der Vertrieb über alle relevanten Produkteigenschaften informiert - er ist daher oftmals die falsche Adresse, wenn Probleme auftreten. Dazu kommt, dass die Preisbildung vieler Produkte durch Market Maker verantwortet wird, die im globalen Finanzgeschehen bisher kaum reguliert wurden. Auf der Konferenz wird an konkreten, empirisch belegten Beispielen gezeigt, wie sich durch Maßnahmen in der Produktion und im Market Making Marktpreise um Größenordnungen von ihren fairen Werten entfernen lassen. Prof. Dr. Klaus Röder von der Universität Regensburg wendet sich dem Problem des Market Making zu. Prof. Dr. Wolfgang Bessler von der Universität Gießen diskutiert das Problem der Konditionengestaltung bei IPOs. Dr.Ursula Walther von der TU Chemnitz beleuchtet die Rolle der Produktion anhand einer Fallstudie. Und Dorothea Kleine stellt aus Sicht des Bundesverbandes Verbraucherzentralen Lücken der MiFID dar.

    "Eine der möglichen Konsequenzen der aufgezeigten Probleme wäre, die Regelungsintensität der EU-Behörden kritisch zu sehen sowie auf eine ganzheitliche Regulierung zu drängen, um Ausweichstrategien von Finanzdienstleistern zu verhindern", meint Prof. Thießen.

    Wichtiger Hinweis für die Medien: Die Referenten stehen ab 12.45 Uhr oder während der Veranstaltung in Leipzig für Fragen zu Ihrer Verfügung. Wenn Sie vorab weitere Informationen benötigen, können Sie sich an Prof. Dr. Friedrich Thießen wenden, Telefon (03 71) 5 31 - 26 190, E-Mail finance@wirtschaft.tu-chemnitz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.nfss.de - Netzwerk "Financial Studies Saxony" der vier sächsischen Universitäten


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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