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16.11.2006 07:50

KATRIN kommt!

Dr. Joachim Hoffmann Stabsabteilung Presse, Kommunikation und Marketing
Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Hauptspektrometer des KArlsruhe TRItium Neutrino Experiments
    wird nach Reise um Europa im Forschungszentrum Karlsruhe angeliefert -
    Pressekonferenz am 25. November in der Rheinhalle Leopoldshafen
    Das riesige Hauptspektrometer des KArlsruher TRItium Neutrino Experimentes KATRIN beendet seine Seereise rund um Europa und geht auf die letzte Etappe zum Forschungszentrum Karlsruhe. Am 25. November wird es an der so genannten "Nato-Rampe" in Eggenstein-Leopoldshafen mit Hilfe des größten mobilen Schwerlastkrans in Europa vom Rheinschiff auf Tieflader verladen und anschließend durch den Ortskern von Leopoldshafen zum Forschungszentrum transportiert. Am 29. November wird das Spektrometer an seinen endgültigen Bestimmungsort, die neu errichtete KATRIN-Experimentierhalle auf dem Gelände des Forschungszentrums Karlsruhe, gehoben.
    Zu diesen Aktionen sind Vertreter der Medien herzlich willkommen. Um Informationen auszutauschen und offene Fragen zu beantworten, laden wir außerdem zu einer Pressekonferenz am Samstag, dem 25. November um 10.00 Uhr, in die Rheinhalle Leopoldshafen in der Hafenstraße ein und bitten um Anmeldung auf beigefügtem Formular. (Bitte beachten: Wegen der erforderlichen Straßensperrungen ist eine Zufahrt nur nach vorheriger Anmeldung möglich!)

    Die zentrale Einheit des KArlsruher TRItium Neutrino Experimentes KATRIN, das so genannte Hauptspektrometer, begann seine 8800 Kilometer lange Seereise vom bayerischen Deggendorf ins badische Karlsruhe am 28. September 2006. Wegen der Dimensionen des Spektrometers mit einer Länge von 24 Metern, einem Durchmesser von 10 Metern und einem Gewicht von 200 Tonnen kam der Landweg nicht in Frage. So ging das Spektrometer auf eine Reise rund um Europa: Auf der Donau wurde es zum Schwarzen Meer transportiert, dort umgeladen und per Hochseeschiff über Bosporus, Ägäis, Ionisches Meer, Mittelmeer, Gibraltar, Atlantik, Golf von Biskaya, Ärmelkanal, Nordsee nach Antwerpen gebracht. Nach erneutem Umladen ist das Spektrometer nun per Rheinschiff nach Eggenstein-Leopoldshafen bei Rheinkilometer 372 nahe dem Forschungszentrum unterwegs. Dort wird es am frühen Morgen des 25. November ankommen und ab 8.00 Uhr mit Hilfe des größten mobilen Schwerlastkrans in Europa auf zwei nebeneinander stehende Tieflader verladen werden. Um 9.00 Uhr beginnt die größte logistische Herausforderung der Reise: die letzte Etappe vom Rhein bei Eggenstein-Leopoldshafen zum Forschungszentrum. Die 7 Kilometer lange Strecke, auf der die Tieflader die engen Straßen von Leopoldshafen passieren, musste präzise geplant werden, da oft nur wenige Zentimeter Zwischenraum für den Spektrometertank verbleiben. Nach einer weiteren Hürde, der Überquerung der B 36, wird der Behälter am Nachmittag im Forschungszentrum ankommen.
    Den endgültigen Standort wird der Spektrometertank am 29. November einnehmen: Mit Hilfe des vom Rhein ins Forschungszentrum umgesetzten Krans wird er durch das dann wieder geöffnete Hallendach in die große Experimentierhalle von KATRIN gehoben. Auch zu dieser Aktion (ab 9.00 Uhr) können sich Medienvertreter mit beigefügtem Formular anmelden.

    Wissenschaftlich-technischer Hintergrund
    Im Forschungszentrum Karlsruhe entsteht zurzeit mit KATRIN (KArlsruher TRItium Neutrino Experiment) die präziseste Waage der Welt: Mit KATRIN soll die Masse von Neutrinos gemessen werden. KATRIN nutzt denselben Effekt, aufgrund dessen der Physiker Wolfgang Pauli 1930 das Neutrino voraussagte: Beim Beta-Zerfall eines Atomkerns wird nicht nur ein Neutron in ein Proton umgewandelt und ein Elektron emittiert, sondern es entsteht auch ein weiteres Teilchen, das Neutrino. Dieses elektrisch ungeladene und schwer nachweisbare Teilchen trägt einen Teil der beim Zerfall freiwerdenden Energie fort. Die kleinstmögliche Energie, die das Neutrino forttragen kann, ist gemäß Einsteins Äquivalenzrelation seine Ruhemasse. Die Maximalenergie des emittierten Elektrons entspricht dann der Zerfallsenergie vermindert um die Ruhemasse des Neutrinos. Die Form des Energiespektrums der Elektronen gibt daher Aufschluss über die Größe der Neutrinomasse. Das ideale Element für die Untersuchungen ist der Beta-Strahler Tritium, ein Wasserstoffisotop, das mit einer Halbwertszeit von 12,3 Jahren zerfällt.
    KATRIN ist insgesamt 70 Meter lang und besteht aus drei Hauptkomponenten: einer hochintensiven Tritium-Quelle zur Erzeugung der Elektronen, einem System aus zwei Spektrometern zur Bestimmung ihrer Energie sowie einem Detektor für den Nachweis der Elektronen. Das Herzstück ist dabei das Hauptspektrometer mit einer Länge von 24 Metern und einem Durchmesser von 10 Metern. In diesem Spektrometer wird die Energie der beim Tritiumzerfall entstehenden Elektronen mit bisher unerreichter Genauigkeit gemessen werden. Hierzu muss der Tank auf eine extrem stabile Hochspannung von 18600 Volt gelegt werden. Um diesen Messprozess ohne Störungen durchführen zu können, muss im Spektrometertank ein Ultrahochvakuum (UHV) erzeugt werden. Mit seiner Oberfläche von mehr als 650 Quadratmetern und einem Volumen von 1250 Kubikmetern ist KATRIN der weltweit größte bisher hergestellte UHV-Tank.
    Die Anordnung ist so ausgelegt, dass die bisherige experimentelle Empfindlichkeit zur Messung der Neutrinomasse um einen Faktor 100 verbessert wird. KATRIN stößt damit erstmals in den für kosmologische Fragestellungen interessanten Massenbereich vor. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen der Kosmologen und Teilchenphysiker an KATRIN - ebenso hoch sind aber auch die technologischen Herausforderungen beim Aufbau der Neutrinowaage.
    Das Forschungszentrum Karlsruhe ist als Standort für dieses Experiment ideal geeignet. Weltweit nur hier sind alle notwendigen fachlichen Voraussetzungen zu finden: das europaweit einmalige Tritium-Labor Karlsruhe (TLK), Erfahrungen mit Hochvakuum und Kryotechnik für große wissenschaftliche Apparaturen, Erfahrungen in der Supraleiterentwicklung, Know-how und Infrastruktur für Bau und Betrieb solcher Großanlagen und natürlich Exzellenz in Neutrino- und Astroteilchen-Physik.
    Aus diesem Grunde hat sich eine internationale Kollaboration von mehr als 120 Wissenschaftlern, Technikern und Studenten zu einem 'Weltexperiment' zusammengefunden, an dem praktisch alle auf dem Gebiet der Neutrinomassenbestimmung engagierten Forschungseinrichtungen beteiligt sind und ihre spezielle Expertise einbringen. Von deutscher Seite sind beteiligt die Universitäten Karlsruhe, Münster, Mainz und Bonn sowie die Fachhochschule Fulda.
    Sobald der Spektrometertank sein endgültiges 'Zuhause' in der KATRIN Experimentierhalle gefunden hat, beginnt für die Wissenschaftler und Techniker vor Ort die Arbeit. In Reinraumkleidung werden sie im Innern des Tanks über einen Zeitraum von mehreren Monaten zusätzliche Komponenten installieren, die für die Messungen erforderlich sind. Nach Abschluss aller Arbeiten wird KATRIN in den Jahren 2009/10 mit den mehrjährigen Messungen beginnen um endgültig die Frage zu beantworten: Wie schwer ist ein Neutrino?
    Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.


    Bilder

    Das Hauptspektometer, Herzstück des Karlsruhe Tritium Neutrino Experiments KATRIN, in der Montagehalle in Deggendorf.
    Das Hauptspektometer, Herzstück des Karlsruhe Tritium Neutrino Experiments KATRIN, in der Montagehal ...
    Foto: Forschungszentrum Karlsruhe
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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