idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.03.2000 17:22

Forschernachwuchsgruppe "Kapazitätstheorie in der Mathematischen Physik" eingerichtet"

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

Zum Sommer dieses Jahres wird an der TU Clausthal mit Mitteln des Landes Niedersachsen die Forschernachwuchsgruppe "Kapazitätstheorie in der Mathematischen Physik" eingerichtet. Eine Forschernachwuchsgruppe kann von einem nicht habilitierten herausragenden Nachwuchsforscher geleitet werden. In ihr erhalten junge, hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Möglichkeit, in einer mit eigenen Mitarbeitern und Sachmitteln ausgestattete Gruppe kreativ und selbständig zu forschen. In der Clausthaler Forschernachwuchsgruppe werden neben der Leiterstelle drei Doktorandenstellen besetzt werden.

Dies gab Wissenschaftsminister Thomas Oppermann heute in Hannover bekannt, der damit einer Empfehlung der Wissenschaftlichen Kommission des Landes Niedersachsen folgte. Achtzehn Anträge waren von niedersächsischen Professoren eingereicht und von Gutachtern auf ihre wissenschaftliche Qualität und Aktualität hin bewertet worden. Die Wahl der Kommission fiel auf die Anträge der Universitäten Osnabrück, Clausthal und Göttingen.

Die Forschernachwuchsgruppen werden für fünf Jahre eingerichtet und sind mit jährlich bis zu 500.000 DM dotiert. Die Stelle der Forschungsgruppenleiter werden international ausgeschrieben und durch eine Auswahlkommission der Hochschulen besetzt. Die Bewerber und Bewerberinnen sollen maximal 32 Jahre alt, promoviert und wissenschaftlich ausgewiesen sein.

Die Stochastische Spektralanalysis ist ein relativ junges Gebiet der Mathematik. Sie behandelt spektrale Eigenschaften für Erzeuger stochastischer Prozesse. Sie liegt im Durchschnitt der Spektral- und Streutheorie mit der stochastischen Analysis und schöpft ihre mathematische Kraft aus der Theorie der einparametrigen Halbgruppen, der Integraloperatoren und der Dirichletformen. Zum anderen gibt es enge Beziehungen zur harmonischen Analysis und zur Potentialtheorie.

Der Kapazitätsbegriff ist in der Theorie der Differentialoperatoren schon lange bekannt. Der Zusammenhang dieses Begriffes zur Stochastik wurde durch die Bücher von Fukushima und Port/Stone in die allgemeine mathematische Gemeinschaft getragen. Der Bezug des Kapazitätsbegriffes zur Spektraltheorie wurde zunächst nur für den Laplace Operator analysiert. Für Erzeuger von Feller Prozessen ist dies durch Demuth, van Casteren in eine Theorie gefaßt worden.

Alle diese Vorarbeiten waren nötig, um über den Rahmen der Differentialoperatoren zweiter Ordnung hinausgehen zu können und eine allgemeinere Kapazitätstheorie für Hilberträume zu entwickeln. Durch die Arbeiten von Noll hat sich diese Möglichkeit eröffnet. Daher lassen sich mit dem in diesen Arbeiten untersuchten Kapazitätsbegriff unter anderem das Problem des schwingenden Balkens und der schwingenden Platte behandeln. Da diese Problemstellungen die Behandlung von elliptischen Differentialoperatoren vierter Ordnung erfordern, konnten sie durch die älteren Resultate nicht abgedeckt werden.

Es soll daher das Ziel der Forschung sein, die theoretischen Grundlagen für eine allgemeine Kapazitätstheorie zu finden. Der Leiter der Nachwuchsforschergruppe muß wesentliche Teile verschiedener mathematischer Gebiete beherrschen (Funktionalanalysis, Spektraltheorie, Theorie stochastischer Prozesse).

Es ist daran gedacht, das Arnold-Sommerfeld-Institut für Mathematische Physik zu einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut mit besonderer Betonung der Graduiertenförderung auszubauen. Die geplante Nachwuchsgruppe ist ein Beitrag in diese Richtung. Außerdem werden weitere Verflechtungen in europäischen Netzwerken angestrebt, so daß ein internationales aktives Zentrum entstehen wird. Dazu werden neben kleineren Workshops Gastexperten Vorlesungen halten.

Die Forschernachwuchsgruppe "Kapazitätstheorie in der Mathematischen Physik" ist an das Arnold-Sommerfeld-Institut für Mathematische Physik und das Institut für Mathematik gebunden. Antragsteller war Professor Dr. Michael Demuth, Institut für Mathematik.


Bilder

Ergänzung vom 03.03.2000

Aufgrund eines Mißverständnisses im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) verbreiteten das MWK und die TU Clausthal am 1. März eine Fehlinformation.

An der TU Clausthal wurde nicht die Forschernachwuchsgruppe "Kapazitätstheorie in der Mathematischen Physik", sondern die Forschernachwuchsgruppe "Darstellungstheoretische und kohomologische Methoden in der Theorie der dynamischen Zetafunktionen und des Quantenchaos" eingerichtet.

Diese Forschernachwuchsgruppe soll sich im Grenzgebiet zwischen theoretischer Physik und Mathematik mit aktuellen Fragestellungen aus dem Bereich der Nichtlinearen Dynamik und des Quantenchaos befassen.

Antragsteller sind die Clausthaler Professoren Dieter Mayer, Institut für Theoretische Physik, Joachim Hilgert, Institut für Mathematik, und die Göttinger Mathematiker, Prof. Dr. U. Bunke, Prof. Dr. M. Denker und Prof. Dr. S. Patterson. Sie bilden seit Oktober letzten Jahres die DFG-Forschergruppe "Zetafunktionen und lokal symmetrische Räume" . Die neue Forschernachwuchsgruppe wird eng mit diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Verbund zusammenarbeiten.

Eine solche enge Zusammenarbeit zwischen Theoretischer Physik und Mathematik hat gerade an den führenden Forschungszentren in den USA wie z.B. in Princeton zu erstaunlichen neuen Entwicklungen auf dem Gebiet des Quantenchaos und zu ganz überraschenden Zusammenhängen z.B. mit der analytischen Zahlentheorie geführt. Neue Zusammenhänge ergaben sich auch aus den Arbeiten der Clausthaler Gruppe zur Transfer Operator Methode zwischen Ergodentheorie und der Theorie der Modulformen Fuchsscher Gruppen. Die Clausthaler theoretischen Physiker und Mathematiker arbeiten mit den Göttinger Mathematikern Bunke, Denker und Patterson auf dem Gebiet der mit dem Problem des Quantenchaos zusammenhängenden Theorie der dynamischen, arithmetischen und spektralen Zetafunktionen zusammen.

Ergänzung vom 13.03.2000

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn der Fehlerteufel zuschlägt, dann offensichtlich gründlich. Antragsteller der bewilligten Forschernachwuchsgruppe sind ausschließlich Professor Dr. D. Mayer, TU Clausthal, und Professor Dr. Bumke, Uni Göttingen. Die weiteren genannten Professoren gehören zum wissenschaftlichen Umfeld.

In der Erwartung, daß damit die Möglichkeiten von "Murphys Law" erschöpft sind, grüße ich Sie freundlich,
Jochen Brinkmann


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch


 

Hilfe

Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
Verknüpfungen

Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

Klammern

Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

Wortgruppen

Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

Auswahlkriterien

Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).