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Wissenschaft
Info Nr. 04/98 vom 17.03.1998
Walter Luedens historisch bedeutsames Erbe: 11.500 Schiffs- und Hafenmotive aus Hamburg
Das Deutsche Schiffahrtsmuseum verfuegt nun über die lichtbildnerische Hinterlassenschaft von drei grossen Hamburger Hafenfotografen
Drei Hamburger Fotografen, deren Namen weit über die Grenzen der Freien und Hansestadt hinaus für Arbeiten von meisterlicher Qualität stehen, haben ein halbes Jahrhundert Geschichte des bedeutendsten deutschen Seehafens und Umschlagsplatzes in stimmungsvollen und gestochen scharfen Schwarzweißbildern und Farbdias festgehalten: Hans Hartz (20er bis 30er Jahre), Walter Lüden (40er bis 50er Jahre) und Eberhard W. Haase (60er bis 70er Jahre). Ihre lichtbildnerische Hinterlassenschaft, die für die Forschung über die Geschichte der deutschen Schiffahrt von hohem Wert ist, befindet sich, soweit sie sich mit den Themen Schiff, Werft und Hafen beschäftigt, neuerdings komplett im Besitz des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven. Denn vor kurzem gelang es dem Leiter des DSM-Archivs, dem Historiker Klaus-Peter Kiedel, den Nachlaß des Anfang 1997 gestorbenen Walter Lüden an Land zu ziehen. Er umfaßt etwa 30.000 Negative mit etwa 11.500 verschiedenen Hafen- und Schiffsmotiven.
Dieser Glücksfall trat ziemlich genau ein Jahr nach einem ebenfalls spektakulären Coup ein. In der zweiten Hälfte 1996 hatte Kiedel für das DSM jenen Teil des Bildarchivs von Hans Hartz erworben, der Hafen- und Schiffsmotive zum Inhalt hat. Seitdem besitzt das nationale Museum an der Weser etwa
2.000 Glasplatten im Format 13 x 18 Zentimeter samt Abzüge von des Meisters Hand und die Verwertungsrechte dazu. Diese fotografischen Zeitdokumente sind deswegen von so großer Bedeutung, weil Hartz schon in den zwanziger Jahren in der Hansestadt Hamburg an der Elbe nicht nur Straßen, Plätze und Häuser fotografierte, sondern vor allem auch in den Häfen auf Motivsuche ging. Dabei strebte er stets nach handwerklicher Vollkommenheit. Alle seine frühesten Bilder zeichnen sich durch Brillanz und Tiefenschärfe aus. Das Lichterspiel auf dem gekräuselten Hafenwasser und die Qualmwolken über den Schiffsschornsteinen fing er auf unnachahmliche Weise ein. Weil er schon zu einer Zeit in Farbe zu fotografieren begann, als seine Kollegen noch längst nicht daran zu denken wagten, besitzt das DSM von ihm sogar Farbdiapositive mit Schiffs- und Hafenmotiven aus den dreißiger Jahren.
Walter Lüden knüpft, was die Qualität betrifft, an dieses hohe Niveau ohne weiteres an; allerdings arbeitete er durchweg in Schwarzweiß. Auch zeitlich ist ein Übergang gegeben: Der Schwerpunkt von Walter Lüdens Wirken lag in den vierziger und fünfziger Jahren, als sich Stadt und Häfen dem Dokumentarfotografen an vielen Stellen noch als Trümmerlandschaften darboten. In späteren Jahren beschränkte er sich keineswegs auf das einträgliche Geschäft eines Industrie- und Wirtschaftsfotografen. Lüden war mit seiner Kamera - mit der Leica oder noch lieber mit der großformatigen Hasselblad - bei Staatsempfängen ebenso präsent wie bei Theaterproben und Sportereignissen, er fotografierte in Kunstgalerien, Ausstellungen und Museen.
Der gelernte Kaufmann, zeitweilige Polizist und nach dem Erwerb von See- und Luftfunkzeugnissen Mitarbeiter bei der Flugsicherung in Fuhlsbüttel, der später seinen Ruhesitz in Wyk auf Föhr nahm, fühlte sich zeitlebens ganz besonders von den Schiffen und den Häfen angezogen. Er selbst schrieb einmal: "Der Hafen ist für jeden Fotofreund ein immer wieder fesselndes Thema. Gegenüber den Stadt- und Landschaftsbildern ist hier durch Schiffsbewegungen täglich mit veränderten Motiven zu rechnen. Ein- und auslaufende Schiffe in Verbindung mit Schleppern und Barkassen dramatisieren das Hafengeschehen und bilden Höhepunkte fotografischen Schaffens."
Bei aller Liebe zu den Schiffen vergaß Walter Lüden nie, auch den Menschen in das Blickfeld zu rücken, und darin unterschied er sich von Hans Hartz, dem es mehr auf atmosphärische Hafenbilder ankam. Klaus-Peter Kiedel entdeckte in Lüdens Bestand zahlreiche meisterliche Porträts von Seeleuten, Schiffbauern, Hafenarbeitern, Barkassen- und Ewerführern, Bilder, die für eine Illustration der Sozialgeschichte der Schiffahrt unentbehrlich sind.
Ein dritter großer Hamburger Hafenfotograf ist Eberhard W. Haase, der in den sechziger und siebziger Jahren als Nachfolger Walter Lüdens die Objektive seiner Kameras auf Schiffe und Hafenszenen richtete. Er hinterließ dem Deutschen Schiffahrtsmuseum bereits zu Lebzeiten rund 2.000 Farbdiapositive im Format 6 x 6 Zentimeter, dazu etwa 6.000 Schwarzweißnegative. Haase hat auch den Beginn des Containerzeitalters in Hamburg eingefangen, zum Beispiel die ersten Versuche mit Faltcontainern, die schon bald gänzlich durch die "Blechkisten" von heute verdrängt werden sollten.
Das DSM als nationales Forschungsinstitut darf sich aus seinem Selbstverständnis heraus mit einem Bildarchiv, das überwiegend Hamburg-Motive umfaßt, auf Dauer nicht zufrieden geben; der Bestand muß nach und nach mit Fotos auch von den anderen deutschen See- und Binnenhäfen ergänzt werden. Im Falle Bremens ist dies mit der Übernahme des Archivs des Industrie- und Sportseglerfotografen Helmut Schröder gelungen. Und auch aus dem Lübecker Raum sind inzwischen große Konvolute in das DSM übernommen worden. Klaus-Peter Kiedel ist daher zuversichtlich: "Die systematische Arbeit am Ausbau des Fotoarchivs hat schon zu weiteren vielversprechenden Kontakten geführt ..."
Abbildungen s. http://www.dsm.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
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Deutsch
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