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Arbeitsgruppe Regionale Ökonomie tagt am 30. November an der Universität Jena
Jena (24.11.06) Bei der Suche nach dem "blühenden Osten" landen nationale wie internationale Medien gerne bei der Stadt Jena. Eine Analyse, die sich auch im Selbstbild nicht weniger Einheimischer widerspiegelt. "Und das nicht ohne Grund", sagt Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universität Jena. "Jenas Stärke lässt sich an unterschiedlichen Kennziffern ablesen: Von den Patentanmeldungen bis zu den Arbeitslosenzahlen steht die Stadt besser da als andere ostdeutsche oder auch viele gebeutelte Westregionen", erläutert der Soziologe, der an der Friedrich-Schiller-Universität die Arbeitsgruppe Regionale Ökonomie ins Leben gerufen hat.
Jena profitiert entscheidend von den verbliebenen Großunternehmen wie Jenoptik, Zeiss und Schott. Diese industriellen Wachstumskerne stabilisieren die lokale Ökonomie und verbessern auch die Erfolgschancen kleinerer Unternehmen. "Außerdem ist es der Stadt gelungen, das hohe Qualifikationsniveau und - was oftmals unterschätzt wird - ein außergewöhnliches Niveau an vertrauensstarken Netzwerkstrukturen aus Vorwendezeiten in die Gegenwart hinüber zu retten", sagt Dörre. Hinzu kommt eine starke regionale Identität und eine "Grundliberalität", die die Universitätsstadt auszeichnen, aber auch darüber hinaus Ausstrahlung entfalten.
Am 30. November findet von 13-19 Uhr in den Rosensälen der Universität (Fürstengraben 27) eine öffentliche Tagung zum Thema "Leuchtturm auf unsicherem Fundament?" statt. Eingeladen hat dazu die Arbeitsgruppe Regionale Ökonomie eine Reihe von Experten, um der Frage nachzugehen, ob der positive Eindruck auch zukünftig noch trägt.
"Wir glauben, dass es an der Zeit ist, die Erfolgsfaktoren der Vergangenheit auf ihre Zukunftstauglichkeit zu überprüfen", so Dörre. "Es wäre ein Fehler, wenn sich die regionalen Akteure auf ihren früheren Erfolgen ausruhen", sagt der Lehrstuhlinhaber für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie. So ist unter anderem feststellbar, dass unterkapitalisierte Unternehmen vor Ort den neuen Finanzmarktanforderungen kaum gewachsen sind. Auch bei den "großen Dreien" machten sich Verwerfungen in Form von Reorganisationen, Standortschließungen oder -gefährdungen bemerkbar. Dass die Netze auch in Zukunft tragen, sei nicht selbstverständlich. Oft stelle sich heraus, dass sie stark vom Engagement Einzelner abhängig sind und nach deren Ausscheiden zerreißen. "Um in Zeiten des Fachkräftemangels für qualifizierte Wissensarbeiter attraktiv zu bleiben, muss Jena bei den Löhnen und Gehältern mit anderen innovativen Regionen mithalten können", fordert Prof. Dörre. Hier seien die Signale aus der Wirtschaft höchst widersprüchlich. Ähnliches gelte für die Strategiebildung im regionalen Ausmaß. In Umbruchzeiten war es von Vorteil, nicht von vornherein auf eine Strategie festgelegt zu sein, in Phasen der Konsolidierung kann allerdings das "Navigieren auf Sichtweite" zu Problemen führen, weiß der Soziologe von der Universität Jena. In Fragen der Sozialintegration falle Jena gar hinter Regionen mit höherem Problemdruck zurück. Dies könne auf mittlere Sicht den regionalen Zusammenhalt gefährden und sich bis auf das liberale Klima vor Ort niederschlagen.
"Jena muss daher seine Stärken neu definieren und Schwächen beseitigen. Es muss eine Führungsrolle im Land und Verantwortung für die Peripherie übernehmen", fordert Dörre. Die bloße Fortschreibung des bereits Praktizierten reiche dazu nicht aus. Während der Konferenz werden zu diesen Fragen eine Reihe vielversprechender Ansätze vorgestellt und diskutiert.
Anmeldung per E-Mail bei: wolf.franziska@uni-jena.de.
Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Dörre
Institut für Soziologie der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945520
E-Mail: klaus.doerre[at]uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/Kongresse__Konferenzen__Workshops.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Wirtschaft
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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