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Gewährleistete Wasserqualität durch Hygienemaßnahmen kann durch Trinkwasser übertragene Krankenhausinfektionen verhindern
Ein interdisziplinäres Team des Universitätsklinikums Greifswald hat unter der Leitung des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin einen modernen Wassersicherheitsplan (WSP) entwickelt. Der gliedert sich in eine effektive Routineüberwachung und eine Task Force für den Havariefall. Das Projekt wurde auf der letzten Medizinfachmesse MEDICA als hervorragendes Qualitätskonzept vom Verband der Krankenhausdirektoren ausgezeichnet. Das strenge Hygienemanagement am Klinikum Greifswald ist ein Garant dafür, dass die Kliniken bei allen Krankenhausinfektionen weit unter dem üblichen internationalen Durchschnitt liegen.
Die Gefahr für Krankenhausinfektionen aus dem Trinkwassersystem in Gesundheitseinrichtungen wurde bislang erheblich unterschätzt. Allein in den USA wird von jährlich etwa 1.400 tödlich verlaufenden Lungenentzündungen durch Bakterien aus dem Wasserreservoir ausgegangen. Insbesondere Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Kleinstkinder und Intensivpatienten sind bei mikrobiell verunreinigtem Trinkwasser gefährdet.
Seit drei Jahren arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Hygienikern, Technikern, Frühchenexperten, Onkologen sowie Intensivmedizinern und Mikrobiologen in enger Kooperation mit dem Gesundheitsamt, der Krankenhausleitung und der Weltgesundheitsorganisation WHO an einem verbesserten System zur Qualitätssicherung bei der Trinkwasserversorgung, das in diesem Jahr am Klinikum realisiert wurde und weit über geforderte Richtlinien hinaus geht.
Als Kontrollpunkte und somit mögliche Gefahrenquellen wurden die Überschreitung mikrobiologischer Warn- und Grenzwerte, Wasserübernahmestellen in das hauseigene System, die Filteranlagen und weitere Zapfstellen definiert. Als kritische Gefahrenlenkungspunkte wurden die Eingangstemperaturen in das Warmwassernetz, das monatliche keimtötende Hochheizen des Warmwassernetzes, die Konzentrationsmessung bei chemischer und thermischer Wasserdesinfektion sowie die Wechsel und Aufbereitung der Sterilfilter herausgestellt. Die einzelnen Klinikbereiche wurden in drei verschiedene Risikobereiche eingestuft und entsprechende Warn- und Grenzwerte differenziert festgelegt.
Im Unterschied zur Trinkwasserverordnung werden zusätzlich zur Erfassung der Wasserqualität aus dem Leitungssystem zuerst Sofortproben gezogen, um die reale Patientengefährdung zu erfassen und Rückschlüsse auf die Ursache einer Kontamination zu erhalten. Ebenfalls über das Grenzwertkonzept hinausgehend sind Warn-, Alarm- und worst-case-Werte für den Havariefall mit einem darauf abgestimmten Maßnahmekatalog. Durch das sehr frühe Eingreifen bereits bei Erreichen der ersten Warnwerte hat sich die mikrobiologische Wasserqualität nachweislich fortlaufend verbessert. Im Ergebnis der Eigen- und Fremdüberwachung ist das Trinkwasser im Universitätsklinikum Greifswald frei von typischen Bakterien und Schimmelpilzen, die zu schweren Infektionen bei den Patienten führen könnten.
Schon seit 2000 ist beispielsweise keine durch Legionellen-Bakterien übertragene krankenhausinterne Legionärskrankheit mehr im Klinikum aufgetreten. Herausragend niedrige Werte erreicht Greifswald darüber hinaus bei septischen Infektionen, bakteriellen und Schimmelpilzinfektionen bei Patienten nach Stammzelltransplantationen und bei Infektionen bei Frühchen, die alle weitaus besser als im nationalen und internationalen Vergleich ausfallen.
"Mit der Realisierung des WSP ist nicht nur die Gewährleistung einer mikrobiologisch einwandfreien Trinkwasserqualität gelungen, sondern zusätzlich eine Kosteneinsparung. Zum einen konnten die Proben durch den engmaschigen Kontrollplan und wiederaufbereitete Filter reduziert werden, zum anderen erübrigen sich finanzielle Ausfälle durch vermiedene Infektionen", erklärte der Projektverantwortliche und Direktor des Institutes für Hygiene und Umweltmedizin, Prof. Axel Kramer. "Insofern hat sich der WSP als wichtiger Baustein des Qualitätsmanagements in der Krankenhaushygiene am Greifswalder Universitätsklinikum bewährt."
Gemeinsam mit dem WHO Collaborating Center for Health Promoting Water Management and Risk Communication am Universitätsklinikum Bonn wird die Überführung des Systems in andere Kliniken vorbereitet.
Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Direktor: Prof. Dr. med. Axel Kramer
Walter-Rathenau-Straße 42, 17489 Greifswald
T +49 3834 51 55 42
F +49 3834 51 55 41
E kramer@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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