idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.12.2006 14:16

Berufsausbildung im Schichtsystem untersucht

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

    Auswirkungen von Arbeitszeitregelungen auf die Gesundheit

    Im Jahr 2000 führte der Autohersteller AUDI mit einem neuen Ausbildungsmodell ein Zweischichtsystem ein. Damit beschritt er Neuland, denn es lagen keine Erfahrungen über die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen dieses Arbeitszeitmodells bei der Ausbildung von Jugendlichen vor. Deshalb wurde aus arbeitsmedizinischer Sicht die Frage untersucht, ob und wenn ja, welche nachteiligen Folgen für Gesundheit, Wohlbefinden, Arbeitsproduktivität und Lernbereitschaft der Auszubildenden auftreten. Die jetzt als Forschungsbericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichten Ergebnisse zeigen keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit und das Sozialverhalten der Jugendlichen, die sich auf die Wechselschicht zurückführen lassen.

    Im Auftrag der BAuA führte das Institut und Poliklinik für Arbeits-, Umwelt- und Sozialmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eine umfangreiche Untersuchung durch, um negative gesundheitliche Auswirkungen des Wechsels zwischen Tag- und Spätschicht frühzeitig erfassen zu können. Dabei wurden die erstmalig im Schichtbetrieb ausgebildeten Lehrlinge mit Auszubildenden aus dem letzten Jahrgang verglichen, der ohne versetzte Ausbildungszeiten geschult wurde. In drei Wellen vor, während und nach der zweijährigen Erhebung nahmen die Mediziner Blut- und Urinproben bei beiden Lehrlingskollektiven. Zudem erfassten sie Blutdruck, Body-Mass-Index, EKG, Herzfrequenz und andere klinische Parameter. Mittels standardisierter Fragebögen ließen sich Erkenntnisse über psychosomatische Befindlichkeit, depressive Störungen, das allgemeine Gesundheitsverhalten wie Ernährung, Schlaf, Rauchen und Alkoholkonsum sowie das allgemeine Wohlbefinden erfragen. Eine psychologische Untersuchung lieferte Daten über Lernverhalten, Lebensqualität und soziale Kompetenz.

    Auch wenn wegen der kleinen Zahl von Probanden und der geringen Teilnehmerquote nur 124 komplette Datensätze der Erhebungsgruppe vorlagen, weisen die Ergebnisse nicht auf eine gesundheitsschädigende Wirkung des Ausbildungsschichtsystems hin. Negative Einflüsse auf das Sozialverhalten der Jugendlichen, auf das Rauch- und Trinkverhalten und die allgemeine Stimmung ließen sich nicht feststellen. Sportliche Aktivitäten gingen zwar zurück. Dies zeigte sich allerdings vor allem bei Untersuchungsteilnehmern, deren Motivation zu sportlicher Betätigung ohnehin eher gering war. Zum Teil behindert jedoch die Kollision von Trainings- und Arbeitszeiten das sportliche Engagement. Wer abends arbeitet, geht allerdings auch nicht in die Kneipe - so lassen sich Laborwerte zum Alkoholstoffwechsel interpretieren. Insgesamt war ein Großteil der Auszubildenden zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Darin spiegelt sich auch der positive Einfluss eines sicheren Arbeitsplatzes auf das Wohlbefinden wider. Schließlich konnten die Auszubildenden einen begehrten Ausbildungsplatz in einem Wunschberuf bei einem renommierten Arbeitgeber ergattern.

    Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Forschungsbericht Fb 1072 "Berufsausbildung im Schichtsystem. Auswirkungen auf Gesundheit und Lernverhalten Jugendlicher"; H. Drexler, Th. Baumeister; 68 S.; ISBN 3-86509-520-8; EUR 10,50. Zu beziehen beim Wirtschaftsverlag NW, Postfach 10 11 10, 27511 Bremerhaven, Tel.: 0471/945 44 61, Fax 0471/945 44 88.


    Weitere Informationen:

    http://www.baua.de/nn_5846/de/Publikationen/Forschungsberichte/2006/pdf/Fb1072-A... Statistischer Anhang - Auswertung aller Erhebungen (PDF, 2,8 MB)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).