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16.03.2000 18:24

Versunkenen Welten auf der Spur mit dem Forschungsschiff "Professor Albrecht Penck"

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

    Zum zweiten Mal gingen Wissenschaftler und Techniker des Institutes für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und des Landesamtes für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LBD) auf gemeinsame Forschungsfahrt, um steinzeitliche Kulturreste im Seegebiet vor der Insel Poel zu untersuchen. Hier kreuzen sich die Interessen beider Institutionen: Unter Leitung von Prof. Jan Harff bearbeiten Geowissenschaftler des IOW gemeinsam mit Kollegen der Universität Greifswald im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes die natürlichen Prozesse der Küstenänderung der Ostsee. Da deren südliche Küsten sinken, suchen die Forscher im Seegebiet Mecklenburg-Vorpommern nach Zeugen alter Küstenlinien. Diese sollen datiert werden, um Auskunft über die Geschwindigkeit des Küstenrückgangs zu liefern. Gerade hier können Archäologen helfen, da unsere Vorfahren bevorzugt im Küstenbereich siedelten und dort mit ihren Kulturresten Zeitmarken hinterließen. Diesen Kulturresten auf der Spur ist Dr. Harald Lübke, der im LBD beauftragt ist, das für unser Bundesland junge Fachgebiet der Unterwasser-Steinzeitarchäologie aufzubauen. So brachten die Wissenschaftler schon im Oktober 1999 beide Forschungsteams zusammen und entdeckten bei einer gemeinsamen Expedition auf dem "Jäckelberg", einer untermeerischen Erhebung vor der Insel Poel, erstmals mehr als 7000 Jahre alte Siedlungsreste aus der späten Mittelsteinzeit. Diese ersten Befunde sollten bei der zweiten Expedition durch neue Ergebnisse bestätigt und weiter verdichtet werden. Dazu setzten die Forscher zunächst ein Sedimentecholot ein, mit dem sie mittels ausgesendeter und an den Bodenschichten reflektierter Schallwellen in das Sediment "hineinsehen" und seine Lagerungsstruktur erkennen können. Sie konzentrierten sich dabei auf eine untermeerische Schichtstufe, die sie schon bei der ersten Expedition als alte Küstenlinie gedeutet hatten. Erneute Taucherabstiege bestätigten dann das vorläufige Bild:
    offensichtlich handelt es sich hier um einen ca. 7500 Jahre alten Siedlungsplatz. Das bestätigen die zahlreichen Feuersteinabschläge und -klingen, die von der Werkzeugherstellung zeugen. Auch fertige Werkzeuge wurden gefunden, darunter Stichel, Messer und Schaber. Tierknochen weisen auf Jagdreste, verkohltes Holz und Holzkohlen auf Feuerstellen der steinzeitlichen Küstenbewohner.
    Besonders erfreut waren die Expeditionsteilnehmer über Reste einer Pfahlsetzung, die sie vorläufig als eine dem Fischfang dienende Konstruktion im damaligen Uferbereich deuten. Mit den überraschenden neuen Ergebnissen fühlen sich die Forscher bestätigt in ihrem interdisziplinären Ansatz. Ein gut abgestimmtes Arbeitsprogramm und Kooperationswillen führten zu einer Bündelung von Kräften, welche alle Beteiligten mit eindrucksvollen Ergebnissen belohnt. Die Wissenschaftler haben sich die Weiterführung der gemeinsamen Arbeiten vorgenommen, die in ein erweitertes gemeinsames Forschungsprojekt einmünden sollen. Sie versprechen sich davon tiefere Einsichten in die Besiedlungsgeschichte der südlichen Ostseeküste, die von genereller Bedeutung für die Kultur des Baltischen Raumes ist. Die möglichst genaue Rekonstruktion der Küstenentwicklung gibt aber auch wertvolle Hinweise für die Planung von Maßnahmen zum Schutz der Rückgangsküsten in Mecklenburg-Vorpommern.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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