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28.12.2006 08:36

Fünf Jahre Euro: Ein Experiment ohne Laborbedingungen

Gunnar Bartsch Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Am 1. Januar 2007 feiert der Euro seinen fünften Geburtstag. Zum Jubiläum zieht der Würzburger Wirtschaftsweise Peter Bofinger eine positive Bilanz: Anders als häufig behauptet, sei der Euro kein "Teuro"; darüber hinaus sichere die gemeinsame Währung Arbeitsplätze in Deutschland. Hier sein Text:

    "Die Einführung einer gemeinsamen Währung für Europa war ein großes Experiment. Kein Wunder, dass viele Menschen gegenüber der neuen Währung sehr skeptisch eingestellt waren. Vor allem in Deutschland waren die Bedenken groß, zumal die Deutsche Mark weithin als das Symbol für den wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstieg des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg angesehen wurde.

    Ökonomen können anders als Naturwissenschaftler keine Laborversuche durchführen. Die neue Währung musste daher von Anfang an so gut konzipiert sein, dass möglichst alle Risiken ausgeschlossen wurden. Deshalb hielten sich die Konstrukteure des Euro weitgehend an den sehr erfolgreichen Bauplan des Notenbanksystems der Deutschen Bundesbank, das sich vor allem durch eine weitgehende politische Unabhängigkeit und ein klares Mandat auf das Ziel der Geldwertstabilität auszeichnete.

    Zugleich wurde mit Professor Dr. Otmar Issing ein Ökonom zum ersten Chef-Volkswirt der Europäischen Zentralbank berufen, der bereits in der Bundesbank für die geldpolitische Konzeption verantwortlich gewesen war.

    Die Europäische Währungsunion begann bereits am 1. Januar 1999 mit der Übertragung aller geld- und währungspolitischen Verantwortlichkeiten von den nationalen Notenbanken auf die Europäische Zentralbank und der unwiderruflichen Festschreibung der Währungsrelationen zwischen den Teilnehmerländern. Der Euro existierte dabei zunächst nur als Rechnungseinheit. Für die breite Öffentlichkeit war daher die Einführung der Euro-Banknoten und Münzen zum 1. Januar 2002 die eigentliche Geburtsstunde des Euro.

    Es ist der Europäischen Zentralbank von Anfang an gelungen, die Geldwertstabilität der neuen Währung zu sichern. In den vergangenen fünf Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in Deutschland nur 1,6 Prozent und sie war damit deutlich geringer als in den Zeiten der D-Mark. In der öffentlichen Diskussion wird der Euro jedoch immer noch als "Teuro" angesehen. Dies liegt an einer selektiven Wahrnehmung, bei der man sich vor allem auf Bereiche wie die Gastronomie konzentriert, in denen Preise deutlich stärker gestiegen sind. Dabei übersieht man jedoch leicht, dass der Anteil dieser Ausgaben an den Gesamtausgaben eines Haushalts nur 4,7 Prozent ausmacht und dass die Mieten, auf die mehr als ein Fünftel der Ausgaben entfallen, in den letzten Jahren kaum noch gestiegen sind.

    Der wichtigste Vorteil des Euro besteht darin, dass er der deutschen Exportwirtschaft eine stabile Basis für ihre Geschäfte innerhalb Europas bietet. Mehr als die Hälfte des Außenhandelsüberschusses erzielt die deutsche Wirtschaft im Handel mit diesen Volkswirtschaften. Anders als noch in den neunziger Jahren besteht heute keinerlei Gefahr mehr, dass die gute Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen durch eine plötzliche Aufwertung der Landeswährung gegenüber wichtigen europäischen Handelspartnern in Gefahr gerät.

    Alle Euro-Nörgler sollten deshalb immer daran denken: Der Euro sichert Arbeitsplätze in Deutschland."

    Professor Dr. Peter Bofinger ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, Geld und internationale Beziehungen an der Universität Würzburg und, seit März 2004, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Der 52-Jährige war von Anfang an ein Befürworter der Euro-Einführung.


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    Peter Bofinger
    Peter Bofinger
    Universität Würzburg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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