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Wissenschaft
Hormonexperten gegen vermeintlich schützende Behandlung des Mädchens Ashley
München - Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hält die medizinische Behandlung des schwerstbehinderten Mädchen Ashley für nicht gerechtfertigt: Das so genannte "Ashley-Treatment" - Hormongaben und die Entfernung von Brustdrüsen und Gebärmutter - seien ethisch und medizinisch nicht vertretbar. Ein solches Vorgehen würde auch zukünftig von der Fachgesellschaft nicht unterstützt. Angesichts des in den vergangenen Wochen viel diskutierten Falles äußert sich der Vorstand der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie (SPED) der DGE und der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) dazu in einer aktuellen Stellungnahme.
Das inzwischen neunjährige amerikanische Mädchen ist geistig auf dem Entwicklungsstand eines Säuglings - ohne Aussicht, dass sich sein Gehirn weiterentwickelt. Es hat jedoch eine durchschnittliche Lebenserwartung und wächst heran. Als sich im Alter von sechs Jahren eine verfrühte Pubertät anzeigte, beschlossen die Eltern, diese durch Östrogene zu beschleunigen. Denn diese - bei sehr hochwüchsigen Mädchen häufig eingesetzte - Therapie verringert die endgültige Körpergröße der Betroffenen. Darüber hinaus entfernten die Ärzte im Kinderkrankenhaus in Seattle operativ die Brustdrüsen des Mädchens, unter anderem um einer bestehenden familiären Neigung zu Brustkrebs vorzubeugen. Schließlich entnahmen sie auch die Gebärmutter - mit dem Ziel, die Monatsblutung und damit einhergehende Schmerzen zu verhindern.
"Beide genannten, verstümmelnden Operationen sind ethisch nicht gerechtfertigt und in Deutschland bisher unseres Wissens weder ernsthaft erwogen noch durchgeführt worden", betont Professor Dr. med. Olaf Hiort, Sprecher der SPED aus Lübeck. Die Sorge vor sexuellen Übergriffen auf die Tochter oder dass große Brüste die Pflege behinderten, rechtfertigte keinesfalls eine Teilamputation der Brustdrüsen. Und auch Regelbeschwerden stünden in keinem Verhältnis zur Schwere eines operativen Eingriffs.
Laut APE und SPED hätte bereits die frühe Pubertät das Wachstum des Mädchens gebremst. Dies hormonell zu verstärken, entbehre jeder medizinischen Grundlage. Denn für sechsjährige Mädchen gibt es dazu keinerlei Erfahrungen - jedoch Risiken: Übermäßige Gewichtszunahme, starkes Wachstum der Brüste, Kopfschmerzen und Thrombosen. Eine seriöse Risikoabschätzung sei gar nicht möglich.
"Es wird vorgegeben, dass Ashley durch die genannten Maßnahmen stets ein Kind bleiben wird", so Professor Hiort. Dies sei jedoch falsch. Zwar mindere sich voraussichtlich die Körperlänge des Mädchens und die Monatsblutungen blieben aus. Darüber hinaus altere Ashley jedoch wie andere Menschen auch.
Die vollständige "Stellungnahme zum 'Fall Ashley'" erhalten interessierte Journalisten bei der Pressestelle der DGE.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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