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07.04.2000 14:44

Reform im Medizinstudium

Dr. Martin Reuter Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Neue Ausbildungsziele und praxisnahe Prüfungsformen jetzt erlaubt

    Das Gesundheitsministerium des Landes NRW hat der Universität Witten/ Herdecke heute die Erlaubnis erteilt, das Medizinstudium neu zu organisieren. Der neue Modellstudiengang erweitert das bisher schon sehr praxisorientierte Studium (Unterricht am Krankenbett, Problemorientiertes Lernen, klinische Blockpraktika) um die drei Bestandteile:

    1. "Allgemeinarzt-Adoptionsprogramm"
    2. neue Prüfungsformen und
    3. begleitende Seminare in Kommunikation, Methodologie und medizinischer Ethik.

    In Witten steht die Ausbildung von Ärzten im Vordergrund, die neben ihrem Fachwissen das Patientengespräch beherrschen, sich dem neuesten Forschungsstand entsprechend weiterbilden und sich auch mit den schwierigen Fragen der medizinischen Ethik praktisch auseinandersetzen können. Mit dem innovativen Ausbildungskonzept baut die Universität Witten/Herdecke die vom Wissenschaftsrat und in vielen Rankings gelobte Qualität der Lehre weiter aus.

    Welche Ärzte brauchen wir eigentlich?

    Bisher findet die Medizinerausbildung an Universitäten und in deren hochspezialisierten Krankenhäusern statt. Dort werden aber weniger als 1 % der Kranken pro Jahr behandelt. Mehr als 99% der Patienten behandelt ein Arzt in einer Praxis oder einem allgemeinen Krankenhaus. Deshalb sehen die angehenden Ärzte in den Unikliniken nur die dorthin überwiesenen "schweren" und deshalb seltenen Fälle, aber kaum den "Normalpatienten".
    Dieses Missverhältnis rückt der neue Modellstudiengang zurecht: In Krankenhäusern der Normalversorgung und Arztpraxen arbeiten die Wittener Studierenden frühzeitig mit. Sie sehen so in den Sprechstunden Patienten über einen langen Zeitraum immer wieder. Dabei lernen sie, wie langwierig und schwierig gerade die Behandlung von chronischen Krankheiten sein kann. Denn gerade bei chronischen Krankheiten spielt die Mitarbeit der Patienten die wichtigste Rolle: Sind sie bereit, ihre Ernährung umzustellen? Können sie Alkohol und Zigaretten einschränken oder ganz weglassen? Was ist mit der Familie und dem sozialen Umfeld? Hier kann Medizin nur helfen und wirken, wenn sie den ganzen Menschen ansieht und nicht nur das erkrankte Organ. An diesem Programm mit dem Namen Allgemeinarzt-Adoptionsprogramm beteiligen sich mehr als 70 Praxen der Region.

    Welche Prüfungsformen brauchen wir eigentlich?

    Ein weiterer zentraler Baustein der Reform des Medizinstudiums an der Universität Witten/Herdecke: Die Prüfungen zum Physikum und ersten Staatsexamen werden nun nicht mehr in der traditionellen Ankreuzübung wie beim Führerschein (Multiple Choice-Test) abgelegt. Von April an werden die neuen Studierenden in praxisorientierten Prüfungsformen ihr Wissen und ihre Fertigkeiten unter Beweis stellen müssen.
    Mit dem MEQ (modified-essay-question)-Test wird der Wissensstand abgeprüft. Dazu werden dem Prüfungskandidaten nacheinander Fragen zu einer Patientengeschichte vorgelegt, die in einer bestimmten Zeit zu beantworten sind. Der Ablauf stellt die Behandlung eines Patienten vom ersten Gespräch, über weitere (Labor-)Untersuchungen bis zur Therapie und Kassenabrechnung in typischer Weise nach.
    Mit dem OSCE (objective-structured-clinical-examination)-Test werden Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Untersuchung und im Umgang mit Patienten geprüft. Dabei wird z.B. eine ärztliche Untersuchung an einem simulierten Patienten durchgeführt und anhand einer Checkliste bewertet: Hat der Bewerber an alle Untersuchungsschritte gedacht? Hat er sie in der richtigen Reihenfolge durchgeführt? Hat er möglicherweise das Ergebnis verfälscht oder beeinflusst? Hat er dem Patienten unnötig Schmerzen zugefügt? Hat er dem Patienten seine Schritte angekündigt und verständlich erklärt?

    Wie studiert man Medizin in Witten/Herdecke?

    Problemorientiertes Lernen, Unterricht am Krankenbett, frühzeitiger Patientenkontakt, Untersuchungskurse, und Blockunterricht in den klinischen Fächern: Das sind Stichworte zum Medizinstudium in Witten. Hinzu kommt das "Studium fundamentale" mit seinen Pflichtseminaren z.B. in Philosophie, Literatur, Kunst, Geschichte, Musik oder Theater. Im jetzt genehmigten Modellstudiengang Medizin sind darüberhinaus drei weitere Ausbildungsstränge vorgesehen, die speziell die Mediziner auf ihren künftigen Beruf vorbereiten:

    · Kommunikation: Nur wer das Patientengespräch ernst nimmt, sich darin schult, kann als Arzt den Patienten zur Mitarbeit gewinnen.
    · Wissenschaft und Forschung: Nur wer die neuesten Forschungsmethoden kennt, kann deren Wissenschaftlichkeit beurteilen und sich weiterbilden.
    · Ethik: Nur wer sich schon im Studium mit Problemen wie Gentechnologie oder Sterbehilfe beschäftigt hat, wird auch im Beruf offen für ethische Fragen sein.

    Weitere Informationen bei Studiendekan Dr. Wilhelm Vermaasen, 02302/926-748


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-wh.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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