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Wissenschaft
Zur Zeit (13.04.2000 - 11:00 Uhr) findet im Breydel Pressezentrum in Brüssel die Präsentation von 4 führenden EU-Projekten aus dem Programm der durch die EU geförderten Biomaterialforschung durch Philippe Busquin, Forschungskommissar der Europäischen Union, statt. Das Projekt "Entwicklung und Test von Membranen für Biohybridsysteme" des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht gehört zu diesen europaweit beispielhaften Arbeiten. Ziel des Projektes ist die Schaffung von Grundlagen für künstliche Hybridorgane, in denen lebende Zellen auf Membranträgersystemen die Funktion ausgefallener oder geschädigter Organe, z. B. der Leber, zumindest temporär übernehmen können.
Biomaterialien sind die Basis aller Implantate und Organ-Unterstützungssysteme, die in direktem Kontakt mit Gewebe oder Blut stehen. Dazu gehören Materialien für Zahnimplantate ebenso wie für künstliche Hüftgelenke, künstliche Nieren und viele andere Anwendungen. Die Verträglichkeit der vom Menschen geschaffenen Biomaterialien mit dem körpereigenen Gewebe und Blut spielt dabei eine herausragende Rolle, da das Immunsystem und das Gerinnungssystem zum Schutz des Organismus sehr empfindlich auf körperfremde Stoffe reagieren.
Die Entwicklung von maßgeschneiderten Biomaterialien wird daher auch von der EU in den letzten Jahren verstärkt unterstützt. Die heutige Veranstaltung in Brüssel stellt aus insgesamt 32 Projekten, die innerhalb des EU-Forschungsprogrammes GROWTH (wettbewerbsorientiertes und nachhaltiges Wachstum) gefördert werden, die vier herausragendsten europäischen Projekte vor. Neben dem GKSS-Projekt sind dies:
- "IsoBone, eine lebenden Knochen ähnliche Gewebekonstruktion" IsoTis BV, Niederlande,
- "Konstruierte Haut für kritische Wunden" Fidia Advanced Biopolymers Srl, Italien,
- "Phidias, Laserpolymerisationsmodelle auf der Basis von medizinischen Abbildungen", Materialise NV, Belgien.
Das GKSS-Projekt dient der Materialentwicklung für ein Biohybridsystem zur kontinuierlichen Blutentgiftung insbesondere bei Leberversagen. Allein in Deutschland sterben jährlich 20.000 Patienten an Leberversagen. Das Projekt soll einen Beitrag zur Entwicklung von Organunterstützungssystemen leisten. Die Leber soll so lange ersetzt bzw. unterstützt werden, bis sie sich entweder selbst erholt oder durch ein Transplantat ersetzt werden kann. Wesentlicher Teil dieses Hybridorgans wird eine künstliche Membran sein, die im GKSS-Forschungszentrum entwickelt wird. Sie lässt einerseits einen Stoffaustausch mit dem menschlichen Blut zu, andererseits dient sie als Barriere für das körpereigene Immunsystem gegen die auf der anderen Membranseite als Siedlungsfläche lebenden körperfremden Leberzellen. Derartige Membranen, die sowohl blut- als auch körperverträglich sind und nicht als körperfremd erkannt werden, bieten die Möglichkeit auch als Träger für körperfremde Zellsysteme eingesetzt zu werden. Die Entwickler hoffen damit der Realisierung künstlicher vollfunktionsfähiger Biohybridorgane näher zu kommen, die den betroffenen Patienten neue Überlebens- und Heilungschancen bieten.
Das auf Membrantechnik spezialisierte GKSS-Institut für Chemie in Geesthacht besitzt mit seiner Außenstelle für Membranforschung in Teltow bei Berlin einen Arbeitsbereich, der auf nahezu 30 Jahre Entwicklung von Biomaterialien zurückblicken kann. Unter Federführung des GKSS-Forschungszentrums arbeiten 5 europäische Partner aus Forschung und Industrie an der Entwicklung der Membran für Hybridorgane: Die Universität von Strathclyde (Großbritannien), das Universität von Patras (Griechenland), das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (Berlin), Fresenius Medical Care Deutschland und Holland Biomaterials Group.
Allgemeine Informationen zu allen Projekten hat Frau Uta Faure, Project Officer, Europäische Union,
Tel. 0032-229-63334, Fax: 0032-229-65987, E-Mail: Uta.Faure@cec.eu.int
Ansprechpartner für das GKSS-Projekt ist Dr. Thomas Groth, GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH, GKSS-Institut für Chemie, Außenstelle Teltow, D-14513 Teltow-Seehof, Tel. 03328-46460, Fax : 03328-46452, E-Mail: thomas.groth@gkss.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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