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07.03.2007 13:51

Ausgezeichnetes Forschungsprojekt

Dr. Christian Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung

    Die Langzeitstudie "GLOBALIFE" der Universität Bamberg ist einer der acht Finalisten des Descartes-Preises für Forschungszusammenarbeit der EU - VolkswagenStiftung förderte Vorhaben mit 1,4 Millionen Euro.

    Der hochrangige Wissenschaftspreis der Europäischen Union trägt den Namen eines Philosophen: René Descartes, Begründer des modernen Rationalismus. Die Europäische Kommission zeichnet mit dem Descartes-Preis für Forschungszusammenarbeit jährlich seit dem Jahr 2000 das erfolgreichste transnationale Forschungsprojekt Europas aus und berücksichtigt dabei alle wissenschaftlichen Disziplinen.

    Zu den acht Finalisten des Descartes-Preises 2006 gehört auch das Projekt "GLOBALIFE: Lebensverläufe im Globalisierungsprozess - Veränderungen im Bildungs-, Beschäftigungs- und Familiensystem moderner Gesellschaften" unter der Leitung von Professor Dr. Hans-Peter Blossfeld vom Lehrstuhl für Soziologie I der Universität Bamberg. An der soziologischen Langzeitstudie arbeiteten über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 17 OECD-Ländern. Das von der VolkswagenStiftung mit rund 1,4 Millionen Euro geförderte Projekt erhält als Auszeichnung ein Preisgeld von 30.000 Euro.

    "Dieses Preisgeld wird helfen, das internationale Netzwerk des GLOBALIFE-Projekts für Forschungszwecke weiter zu nutzen. Bisher haben es nur sehr wenige sozialwissenschaftliche Projekte geschafft, in die Endrunde dieses von den Naturwissenschaften dominierten Preises zu kommen", beschreibt Hans-Peter Blossfeld seine Freude über die Auszeichnung. Das Auswahlverfahren des mit insgesamt einer Million Euro dotierten Preises ist aufwändig: In einem ersten Schritt nominierte eine Expertenkommission 13 aus einer großen Zahl vorgeschlagener Projekte. Die Nominierten stellten dann ihre jeweiligen Projekte der Descartes Prize Grand Jury in Brüssel vor. Diese Jury, zu der Vertreter verschiedener Disziplinen aus Wissenschaft, Industrie und öffentlichem Leben gehören, wählte hieraus die acht Finalisten - unter ihnen GLOBALIFE. Aus diesen wurden wiederum drei zu "Laureates" gekürt, die ein Preisgeld von 200.000 Euro erhalten. "Auch wenn wir nicht zu den drei ersten Preisträgern gehören, ist es ein wunderbarer Erfolg für uns, unter die 'fünf Zweitplatzierten' gekommen zu sein", sagt Blossfeld. Die Preisverleihung, in deren Rahmen alle Finalisten in einem kurzen Film vorgestellt werden, findet heute Abend, am 7. März 2007, in Brüssel statt. Als Laudatorin wird unter anderem Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan erwartet.

    Zum Projekt:
    GLOBALIFE ist eine einzigartige Verlaufsstudie, die den Blick darauf richtet, wie sich der rasante Wandel insbesondere des internationalen Wirtschaftslebens auf die Menschen in modernen Gesellschaften auswirkt - und dies in einer Vielzahl unterschiedlicher Länder. Die Ergebnisse der umfassenden und vergleichend angelegten Studie stellen einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Wirkung globaler Kräfte auf das Individuum dar: Welche Lebensverläufe bilden in modernen Gesellschaften neue Muster und gewinnen an Verbreitung? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die soziale Ungleichheit in modernen Gesellschaften? Wie erleben Berufseinsteiger die Veränderungen? Und wie ältere Arbeitnehmer? Spüren Männer und Frauen in der Mitte ihrer Karrierephase den Wandel gleichermaßen? Die Antworten auf diese zahlreichen Fragen wurden inzwischen in vier umfassenden Bänden publiziert.

    Die Studie zeigt: In einer globalisierten Welt müssen die Menschen mit vielen Unsicherheiten leben. Überrascht hat Hans-Peter Blossfeld beispielsweise, dass die Kosten der Globalisierung fast ausschließlich auf bestimmte soziale Gruppen fokussiert sind. In Deutschland seien das vor allem Frauen, die wieder in das Berufsleben einsteigen wollen, und Berufseinsteiger. Insbesondere Hochschulabsolventen finden sich nach dem Studienabschluss immer mehr in Teilzeitjobs und befristeten Beschäftigungen - die Familienplanung bleibt dabei oft auf der Strecke. Die "Privilegierten", meist Männer im mittleren Alter, arbeiteten dagegen in Vollzeit, unbefristet, mit sicheren Verträgen und Interessenvertretungen. Den Entscheidern in Politik und Wirtschaft den Konflikt der jungen Generation zwischen Flexibilität und Familie zu verdeutlichen, wäre in Hans-Peter Blossfelds Augen zumindest ein Anfang.

    In einem gut fünfjährigen Kraftakt hat der Bamberger Forscher mit seinem "GLOBALIFE"-Team die Sozialgeschichte der vergangenen drei Jahrzehnte rekonstruiert - eine Zeit, in der die Globalisierung weiter Tempo aufnahm. Grundlage der Forschungsarbeit waren Panel-, Register- und Lebensverlaufsdatensätze aus 18 Industriestaaten. Der Vergleich der Lebensverläufe unterschiedlicher Geburtenjahrgänge in den vergangenen Jahrzehnten dechiffriert den historischen Wandel im Alltags- und Erwerbsleben unterschiedlicher sozialer Gruppen. Einbezogen wurden auch Entwicklungsprozesse in Staaten Ostmitteleuropas - nach Einschätzung der Forscher ein Novum in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Globalisierungsforschung und -debatte. Eine Fülle von Publikationen, drei Habilitationen, acht Dissertationen und sieben Diplomarbeiten sind im Zuge dieses umfassenden Vorhabens entstanden.

    Kontakte
    Otto-Friedrich-Universität Bamberg
    Lehrstuhl Soziologie I
    Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
    Professor Dr. Hans-Peter Blossfeld
    Telefon: 0951 863 - 2595/6
    E-Mail: soziologie1@sowi.uni-bamberg.de

    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 8381 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Literatur:

    (I) Globalization, Uncertainty and Youth in Society (2005); London, New York: Routledge
    (II) Globalization, Uncertainty and Men's Careers (2006); London: Edward Elgar
    (III) Globalization, Uncertainty and Women's Careers (2006); London: Edward Elgar
    (IV) Globalization, Uncertainty and Late Careers in Society (2006); London, New York: Routledge

    jeweils:
    hrsg. v. H.-P. Blossfeld u. a.

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20070307


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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