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Info 09/98 vom 14.05.1998
Rettung fuer den ehemaligen Wasserstandsanzeiger
Die Konservierung dieses einzigartigen Baudenkmals hat begonnen - Deutsches Schiffahrtsmuseum wird Eigentümer - Signalmast gilt neben dem Simon-Loschen-Leuchtturm als maritimes Wahrzeichen von Bremerhaven
Die Rettung kam fünf Minuten vor zwölf: Der an Deutschlands Küsten einzige erhalten gebliebene historische ehemalige Wasserstandsanzeiger Bremerhaven wird grundlegend konserviert, und auch das einstige Signalwärterhaus aus Backstein wird bei dieser Gelegenheit wieder in Schuß gebracht. Danach geht das 1903 gebaute, inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Bauwerk, das offiziell die Bezeichnung "Signalstelle Bremerhaven" trug, in das Eigentum und die Obhut des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) über.
Insbesondere für die älteren Bremerhavener und sogar für Auswärtige, die häufiger in die Stadt kommen, besitzt der ehemalige Wasserstandsanzeiger am Weserdeich einen hohen, nicht nur symbolischen, sondern auch ästhetischen Rang. Neben dem Simon-Loschen-Leuchtturm, der etwa einen Kilometer nördlich an der einstigen Einfahrt zum Neuen Hafen steht und viele als einen der schönsten deutschen Leuchttürme preisen, gilt der einstige Signalmast als wichtiges maritimes und städtebaulich prägnantes Wahrzeichen der Stadt.
Der Wasserstandsanzeiger ist nicht nur ein herausragendes technisches Denkmal, sondern es handelt sich um eines der seltenen, heute noch vorhandenen Objekte, die früher als optische Anzeigen für die Schiffahrt von großer Bedeutung waren. Zu diesen Exponaten der Schiffahrts- und Hafengeschichte zählen das ehemalige Gebäude der optischen Telegraphenlinie Bremen-Bremerhaven in Brake, das heute dem dortigen Schiffahrtsmuseum als Domizil dient, sowie der Semaphor (Windrichtungsanzeiger) in Cuxhaven an der Alten Liebe oder die einstige Marinesignalstation in Wilhelmshaven. Einige Sturmsignalmasten und Signaltürme sind heute noch an der deutschen Küste vorhanden, wie die Inventarisation und Dokumentation der Schiffahrtsbauten bewiesen hat, die die Abteilung Industriearchäologie am DSM durchgeführt hat. Einen Zeitball, den es in den Hafenstädten und auch in Bremerhaven an der nördlichen Einfahrt des Neuen Hafens bis Anfang der 1950er Jahre gegeben hat und der vor dem Zeitalter des allgemeinen Funkverkehrs zur Chronometerkontrolle für die Seeschiffahrt eine wichtige Funktion erfüllte, werden wir heute vergeblich suchen.
Dieser wichtige optische Signalmast zeigte bis 1973 die aktuellen Wasserstände auf der Weser im Bereich der Geestemündung an. Von 1973 bis 1990 erfüllte die stählerne und fast 32 m hohe Gitterkonstruktion noch die Aufgabe für die Bekanntmachung von Fahrwasserabsperrungen und Schiffahrtsbehinderungen. Seit 1990 hat der Mast keine Funktion mehr und wurde bis 1996 vom Wasser- und Schiffahrtsamt Bremerhaven unterhalten. Zu der Gitterkonstruktion mit Rahe und Stange, die durch Drahtzugseile befestigt ist, gehört ein Aufenthalts- und Dienstgebäude aus Backstein, das einstige Signalwärterhaus, in dem sich die Pegeluhr befand und das in den Sommermonaten als Kiosk Verwendung findet. Der ehemalige Wasserstandsanzeiger hat sich in seiner äußeren Erscheinungsform unverändert an seinem ursprünglichen Standort am Weserdeich bis heute erhalten.
Zur Signalgebung wurden auf der einen Seite des Mastes am Tag insgesamt bis zu vier Bälle und Kegel aus Korbgeflecht und auf der anderen Seite der Gitterkonstruktion während der Dunkelheit zwei Reihen von Laternen benutzt, die den Wasserstand auf der Weser anzeigten. Heute sind noch zwei Bälle für die Meterstände und ein Kegel, der die 20-Zentimeter-Stufe symbolisiert, vorhanden. Ein Wasserstand von 2,40 m über Seekartennull wurde durch zwei Bälle und zwei Kegel dargestellt. Entsprechend der Anzeige auf der Pegeluhr mußten die Signalkörper durch einen Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Bremerhaven von Hand und später mit maschinell angetriebenen Winden hochgezogen bzw. heruntergeholt werden, um den aktuellen Wasserstand optisch darzustellen. Wasserstände unter Seekartennull wurden durch zusätzliches Anzeigen einer roten Flagge deutlich gemacht. Ein roter Signalarm/Pfeil über der Rahe zeigte die gezeitenabhängige Strömungsrichtung an, ob auflaufendes Wasser (Flut - Pfeil nach oben), ablaufendes Wasser (Ebbe - Pfeil nach unten) oder Wassergleichstand (Hochwasser - Pfeil waagerecht) auf der Weser herrschte. Bei Sturm wurden schwarze Bälle aufgezogen. Nachts wurde der Wasserstand durch rote und weiße Lichter signalisiert, während bei Flut zwei grüne Lichter und bei Ebbe ein grünes Licht gezeigt wurden. Diese personal- und kostenaufwendige optische Nachrichtenübermittlung des Wasserstandes ist durch die moderne automatisierte Technik längst abgelöst worden.
Um das Geld für die Konservierung des ehemaligen Wasserstandsanzeigers hatte sich seit langem schon der im DSM für die maritimen Baudenkmäler zuständige Industriearchäologe und Technikhistoriker Dr. Dirk J. Peters bemüht. Nach zwei Jahren "Kampf für eine gute Sache", bei dem er auch Unterstützung von der Schiffahrtsgeschichtlichen Gesellschaft Bremerhaven, der Gemeinschaft "Unser schönes Bremerhaven", dem Wasser-und Schiffahrtsamt, dem Magistrat der Stadt Bremerhaven sowie dem Bundesvermögensamt Oldenburg erhielt, stellte sich endlich der Erfolg ein. Die Stiftung "Wohnliche Stadt" bewilligte die für die Arbeiten erforderlichen Mittel von 40.000 DM. Nach Abschluß der Konservierung geht das technische Denkmal mit dem einstigen Signalwärterhaus in den Besitz des DSM über.
Mit einem stummen und starren Zeugen der Stadt- und Schiffahrtsgeschichte wollen sich die Freunde des Wasserstandsanzeigers aber nicht begnügen. Der Signalmast ist zwar seit langem kein amtliches Seezeichen mehr, er sollte aber, so ihr Wunsch, wenigstens für die Deichbesucher wieder den Wasserstand auf der Weser im Bereich der Geestemündung optisch anzeigen. Mit diesem Anliegen haben sie bei der Gemeinschaft "Unser schönes Bremerhaven" Gehör gefunden. Die stellte für die beabsichtigte Wiederinbetriebnahme des Wasserstandsanzeigers 10.000 DM bereit. Einen Korbmacher für die Anfertigung der Bälle und Kegel gibt es bereits. Vielleicht wird es in absehbarer Zeit möglich sein, den Wasserstandsanzeiger in seiner ursprünglichen Funktion als optische Nachrichtenübermittlung wieder zu beleben.
Abbildung siehe: http://www.dsm.de/2preo.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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