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03.09.1996 00:00

Germanistentag 1996

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 03.09.1996 Nr. 157

    Wege zur Kultur: Von Liebe, Gewalt und OEkologie

    Erstmals mit Lehrern aus den fuenf neuen Laendern

    Germanistentag 1996: Neuorientierung des Deutschunterrichts

    ,Wege zur Kultur - Perspektiven fuer einen integrativen Deutschunterricht" ist das zentrale Thema des Deutschen Germanistentages 1996 in der RUB (29. September bis 2. Oktober 1996). Der Veranstalter, Prof. Dr. Harro Mueller-Michaels (Literaturwissenschaft und Didaktik der Germanistik, Germanistisches Institut der RUB), erwartet mehr als 1000 Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer aus allen Bundeslaendern, darunter auch - zum ersten Mal nach der Vereinigung - zahlreiche Lehrer aus den neuen Laendern.

    Neuorientierung statt Allerweltsfach

    Die Neuorientierung des Deutschunterrichts ist bei diesem Germanistentag angesagt. Von diesem Fach wurde immer wieder erwartet, dass es helfend eingreift, wenn der Problemdruck in der Gesellschaft zunimmt. So soll im Unterricht etwa, als Antwort auf die erkennbare Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen, das Thema Gewalt behandelt und erziehend auf die Schueler eingewirkt werden. Die Deutschlehrer haben sich lange gewehrt, den Unterricht zu einem Allerweltsfach ausufern zu sehen, reichen doch die Stunden schon kaum aus, um die eigentlichen Themen Grammatik, Schreiben, Rhetorik, Literatur und Medien zu behandeln.

    Lebensvorbeitung mit ,heissen Themen"

    Inzwischen haben aber immer mehr Lehrerinnen und Lehrer die Herausforderung angenommen, im Deutschunterricht zentrale Themen der Gesellschaft zu behandeln: Liebe, Konflikte, Gewalt, OEkologie, Arbeit, Freizeit, Katastrophen oder Tod. Und dies auf eine Weise, die Sprachfaehigkeit und UEberzeugungskraft entwickeln. Sowohl die Lebensvorbereitung als auch die Wissenschaftspropaedeutik kann ihren zentralen Ort im Deutschunterricht finden.

    Kultur und die Stellung der Germanistik in der Schule

    Gegenstand des Deutschunterrichts ist nicht mehr Sprache und Literatur allein, sondern zunehmend die gesamte Kultur. Soweit Fragen beruehrt werden, die in anderen Faechern auf dem Stundenplan stehen, bemuehen sich die Deutschlehrer um Integration der Themen und Methoden zu groesseren zusammenhaengenden Projekten. Seit den KMK-Beschluessen (Kultus-Minister-Konferenz) vom Dezember 1995 sind jedoch Tendenzen erkennbar, den Deutschunterricht zugunsten anderer geisteswissenschaftlicher Faecher in der gymnasialen Oberstufe zu ersetzen. Die Konsequenzen waeren fatal, weil die behandelten Probleme von den Formen ihrer sprachlichen Darstellung geloest wuerden. Auch ueber die Stellung des Faches Deutsch in den Schulformen wird deshalb zu streiten sein.

    9 Sektionen, Workshops und Plenarvortraege

    Die Probleme werden in neun Sektionen diskutiert, z.B. Werteerziehung, Interkulturelle Konzepte, AEsthetische Erziehung, Jugendkultur, Medienkultur oder die Frage der Noten und Beurteilungen im integrativen Deutschunterricht. In Workshops werden Modelle kultureller Praxis von Lehrern vorgestellt und mit den Zuhoerern eroertert. Die Plenarvortraege behandeln grundsaetzliche Fragen: Kultur als Lebensorientierung (Karl-Friedrich Geyer, Bochum), Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft (Matthias Luserke, Saarbruecken), Deutschunterricht in einer Medienkultur (Jutta Wermke, Berlin). Den Eroeffnungsvortrag haelt der bekannte Kulturphilosoph Wolfgang Welsch zum Thema ,Kultur im Umbruch. Und der Deutschunterricht?"

    Erich Loest liest in Bochum

    In der Podiumsdiskussion mit Vertretern aus dem Kultusministerium, der Schule und Hochschule wird die zentrale Frage gestellt, ob der Deutschunterricht obligatorisch oder fakultativ sein soll. Im Rahmenprogramm finden sich u.a. ein Theaterbesuch im Schauspielhaus und eine Lesung von Erich Loest aus seinem Roman ,Nikolaikirche".

    Anmeldung und weitere Informationen

    Anmeldungen sind ueber das Germanistische Institut der Ruhr-Universitaet Bochum, 44780 Bochum, moeglich. Prof. Dr. Harro Mueller-Michaels, Tel. 0234/700-2567, Fax: 0234/7094-721


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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