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23.03.2007 10:25

4ING-Stellungnahme gegen das Professional Doctorate

Heike Schmitt Geschäftsstelle
4ING - Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V.

    Die Promotion ist mit originärer Forschung verbunden. Aufgrund beruflicher Fertigkeiten kann kein Doktortitel vergeben werden.

    Im Namen der Bologna-Neustrukturierung der Ausbildung wird eine Veränderung der Promotionsphase erwogen (Bologna 3rd Cycle). Darin wird die Promotion als dritte Phase einer universitären Ausbildung verstanden und nicht als erste Stufe einer selbstständigen, forschenden Berufstätigkeit.

    Dies birgt die Gefahr, dass die Selbstständigkeit der Promovenden auf der Strecke bleibt. 4ING hat auf diese Gefahr aufmerksam gemacht und dargelegt, dass mit der Promotion in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik eine Reihe weiterer Fähigkeiten vermittelt werden, wie Lehre, Management, Projektarbeit, Präsentation und Diskussion. 4ING hat sich aber gleichwohl für strukturelle Weiterentwicklungen der Promotionsphase offen gezeigt (http://www.4ing.net/).

    Kern und Kulminationspunkt der Promotion ist eine substanzielle Dissertation. Sie muss - auf Basis einer profunden Darstellung und Bewertung der existierenden Literatur - neue Beiträge zur Wissenschaft leisten, auf einschlägigen Konferenzen präsentiert und in einem anspruchsvollen Verfahren "verteidigt" werden. Jede Promotion trägt somit auch zum Stand des Wissens und der Technik bei. Promotionen an (Technischen) Universitäten stellen ein maßgebliches, wenn nicht sogar das maßgebliche strukturelle Element der ingenieurwissenschaftlichen Forschung dar.

    Insoweit wendet sich 4ING strikt gegen das sogenannte "Professional Doctorate", eine Bestrebung, einen Doktorgrad aufgrund beruflicher praktischer Erfahrungen zu vergeben, ohne Abfassung einer substanziellen Dissertation [1]. War diese Praxis bisher nur außerhalb der Ingenieurwissenschaften anzutreffen, so gibt es erste Versuche der Etablierung innerhalb der Ingenieurwissenschaften [2].

    Die Zulassung eines solchen "Professional Doctorate" hätte dramatische Konsequenzen für Struktur und Qualität der Universitäten. Diese Universitäten sind nämlich nicht nur für die Qualität der Ingenieurausbildung in der Breite verantwortlich, sondern bilden in besonderem Maße Nachwuchskräfte für industrielle und akademische Leitungspositionen aus - sehr oft über qualifizierte Promotionen. Zusammen mit den Weiterentwicklungen des Stands des Wissens und der Technik im Rahmen von Promotionen haben sie eine große Bedeutung für den Industriestandort Deutschland und damit auch für das wirtschaftliche Wohlergehen unserer Gesellschaft.

    Ein etablierter und vielfach beschrittener Weg sind dagegen sog. "externe" Promotionen, bei denen der Promovend ein Anstellungsverhältnis nicht an der Universität sondern z. B. bei einem Unternehmen hat. Diese sind gerade in ingenieurwissenschaftlichen Fächern häufig anzutreffen und sie stellen ein bewährtes Instrument der Zusammenarbeit Industrie - Universität dar.

    [1] Review of Professional Doctorates, National Qualifications Authority of Ireland, October 2006.
    [2] Swinkels et al.: Technical and Human Factors in Chemical Process Design Courses, Proc. Multi-/Interdisciplinary Engineering Education, August 2006

    Die wachsende Bedeutung der Weiterqualifikation von Mitarbeitern nach ihrem akademischen Abschluss und während der Berufstätigkeit in der Industrie muss ebenfalls festgestellt werden. Dieser Weiterbildungsbedarf verlangt von den Universitäten eine Ausweitung ihrer traditionellen Angebote. Die Weiterbildung nach dem Master darf aber nicht zu einer Verwischung und Defokussierung von Kernelementen der Ingenieurpromotion führen.

    VBG Research, AMA, Bundesingenieurkammer und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie unterstützen das Papier.

    Der Dachverein "Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten" (4ING) vertritt 127 Fakultäten, Fachbereiche und Abteilungen an Universitäten, Technischen Universitäten und Hochschulen in Deutschland. Diese stellen mehr als 90% des universitären Studienangebotes bereit in den Fächer: Bauingenieurwesen, Geodäsie, Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Informatik.
    4ING setzt sich insbesondere für die Weiterentwicklung von Wissenschaft, Lehre und Forschung, die Vertretung der Interessen der Ingenieurswissenschaften und Informatik gegenüber Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft, Öffentlichkeit, Medien ein.

    Ansprechpartnerin:
    Heike Schmitt
    Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten
    4ING-Geschäftsstelle
    c/o Prof. Dr.-Ing. Manfred Nagl, RWTH Aachen
    Ahornstr. 50
    52074 Aachen
    Mobil: 0160-90 280 130
    E-Mail: H.Schmitt@4ing.net
    Internet: www.4ing.net


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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