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Wissenschaft
Universitaetsmuseum eroeffnet Etruskersaal
Die Universitaet Wuerzburg gehoert zu den wenigen deutschen Hochschulen, an denen in Forschung und Lehre besonderes Gewicht auf die Kultur der Etrusker gelegt wurde. Ganz in dieser Tradition stehend wurde in der vergangenen Woche die etruskische Sammlung des Martin von Wagner-Museums der Universitaet in einem eigenen Raum praesentiert.
Als im 18. Jahrhundert zwischen Rom und Florenz die Graeberfelder der Etrusker entdeckt wurden, traf man dort auf bestechend fein gearbeitete Goldschmiedearbeiten, wunderbar erhaltene griechische Vasen und eine reiche Bilderwelt in den Wandmalereien. Europa verfiel in eine regelrechte "Etruscomanie". Da es lange Zeit hindurch nicht gelang, die Schriftzeugnisse zu entziffern, blieb das Volk der Etrusker von einem Schleier des Raetselhaften umgeben - was die Faszination aber eher noch steigerte.
Erst in juengster Zeit gelang es italienischen Forschern, die Etrusker aus dieser verklaerten Betrachtungsweise zu loesen. Eindrucksvoll ist nun Etruriens aktive Rolle als Bindeglied zwischen den vielfaeltigen Kulturregionen des Mittelmeerraumes bezeugt. Von Bodenschaetzen gesegnet und von einer aristokratischen Ordnung gepraegt, entwickelte sich Etrurien zu einer Schaltstelle zwischen Phoenikern und Griechen. Mit ihren weitreichenden und wohlorganisierten Handelsbeziehungen schlugen die Etrusker zugleich eine Bruecke aus dem Mittelmeerraum zu den Kelten noerdlich der Alpen. Darueber informierte 1995 die Ausstellung "Luxusgeschirr keltischer Fuersten. Griechische Keramik noerdlich der Alpen", die das Mainfraenkische Museum und das Martin von Wagner-Museum gemeinsam ausrichteten.
Die Etruskologie hat an den deutschen Universitaeten niemals festen Fuss fassen koennen. Doch auch ohne einen entsprechenden Lehrstuhl haben einige wenige Universitaetsinstitute der etruskischen Kultur in Forschung und Lehre ein besonderes Gewicht beigemessen. Zu ihnen zaehlt auch der Wuerzburger Lehrstuhl fuer klassische Archaeologie. Die vormalige Lehrstuhlinhaberin, Prof. Dr. Erika Simon, hat auf diesem Feld Massgebliches publiziert und entsprechenden wissenschaftlichen Nachwuchs ausgebildet. In ihrer Amtszeit wurde die Sammlung etruskischer Kunst - mit Unterstuetzung des Universitaetsbundes - in beachtlicher Weise erweitert. So war es schliesslich moeglich, innerhalb der Antikenabteilung ein "Museum Etruscum" einzurichten.
Der Lehrstuhl fuer klassische Archaeologie moechte an dieser guten Tradition festhalten, indem er den Etruskern in Forschung und Lehre, vor allem aber auch in der OEffentlichkeitsarbeit des Museums besondere Aufmerksamkeit schenkt. Entsprechend ihrer Rolle in der antiken Welt sind die Zeugnisse der Etrusker jetzt inmitten der griechischen Abteilung zu sehen. Unmittelbar kommt nun zur Anschauung, wie zum Beispiel die Etrusker griechische Mythen in ihre religioesen Vorstellungen einbezogen, dabei aber in ihre eigene Bildsprache uebertrugen.
Aber auch die umgebenden griechischen Vasen kehren gewissermassen in ihr antikes Umfeld zurueck: Ein Grossteil der heute bekannten griechischen Vasen - auch in der Wuerzburger Sammlung - stammt aus etruskischen Graebern: In ihrer Bewunderung fuer die Leistungen der griechischen Toepfer haben die Angehoerigen der etruskischen Oberschicht im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. im grossen Umfang griechische Vasen importiert. In der sicheren Umhuellung der etruskischen Kammergraeber haben sie die Jahrtausende ueberdauert. Ohne die Etrusker gaebe es nicht die lebendige Anschauung von der griechischen Kunst, Religion und Alltagswelt wie sie dem Betrachter in den Vasenbildern vor Augen tritt. Ohne die Nachfrage aus Etrurien waeren die athenischen Kuenstler aber auch kaum so produktiv gewesen.
Die neue Praesentation der etruskischen Sammlung des Martin von Wagner-Museums wurde am Donnerstag, 5. Februar, mit einer festlichen Veranstaltung im Toscanasaal eingeleitet. Im Mittelpunkt der Eroeffnungsveranstaltung standen die Reflexionen des englischen Schriftstellers David Herbert Lawrence, der sich nach einer 1927 unternommenen Reise in mehreren Essays mit den Staetten und der Kultur der Etrusker auseinandersetzte. Dr. Irma Wehgartner, Konservatorin der Antikenabteilung und Expertin auf dem Gebiet der Etruskologie, las, untermalt von Lichtbildern, aus diesen Reiseaufzeichnungen.
Im Rahmen der Etruskischen Woche des Martin von Wagner-Museums spricht am Donnerstag, 12. Februar, um 18.00 Uhr im Toscanasaal Prof. Dr. Fiedhelm Prayon aus Tuebingen zum Thema "Die Anfaenge des Menschenbildes in Etrurien". Die Antikenabteilung des Martin von Wagner-Museums hat ihre Raeume im 3. Stock des Suedfluegels der Wuerzburger Residenz (Eingang durch den Innenhof neben der Hofkirche).
OEffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr sowie jeden zweiten Sonntag von 9.30 bis 12.30 Uhr. Fuehrungen sind nach Vereinbarung auch ausserhalb der regulaeren OEffnungszeiten moeglich: Telefon (0931) 31-2866, Fax (0931) 13037.
Kontakt: Prof. Dr. Ulrich Sinn, Telefon (0931) 31-2865, E-Mail: arch001@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
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Deutsch
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