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Wissenschaft
Stefan Strohschneider zum Professor für Interkulturelle Kommunikation der Universität Jena ernannt
Jena (10.04.07) Manches Schiffsunglück ist nicht nur den Tücken des Meeres geschuldet. Wenn heutzutage ein großes Schiff mit 13 Mann Besatzung auskommt, die aber aus neun Ländern stammt, dann spielt Kommunikation eine wichtige Rolle. Ein Befehl, der nicht verstanden oder auf Grund anderer Herkunft falsch interpretiert wird, und schon ist das Unglück da. Wie organisiert man die Zusammenarbeit von Menschen untereinander und mit komplexen technischen Systemen, wie Schiffen oder Kraftwerken, um solche Katastrophen zu verhindern? Dies ist eine der aktuellen Fragen, die Prof. Dr. Stefan Strohschneider untersucht. Der 49-jährige gebürtige Stuttgarter ist gerade zum Professor für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Jena ernannt worden. Er hat bereits in den letzten Jahren intensiv solche "Human Factors" erforscht und beispielsweise die Kommunikation in Krisenstäben untersucht - und dafür Trainings entwickelt.
Die Kommunikation in ungewöhnlichen Situationen ist es, die den neuen Professor im Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation (IWK) seit langem interessiert. Dies hat der studierte Psychologe schon in seiner grundlegenden Dissertation über "Wissenserwerb und Handlungsregulation" an der Uni Bamberg untersucht. "Menschen tun sich schwer, Systemeigenschaften zu verstehen, die langfristige Konsequenzen haben", hat Strohschneider ermittelt.
Dennoch gibt es verallgemeinbare Herangehensweisen, hat der "Denkpsychologe" bei kulturvergleichenden Untersuchungen entdeckt. So hat er bereits zu Wendezeiten, von 1990-1993, die Problemlösungsstile und deren Anwendungen in Ost- und Westdeutschland untersucht. Die Ostdeutschen würden deduktiv vorgehen und Gesetzmäßigkeiten suchen, um daraus ihre Lösungen abzuleiten. Grundlage dafür sei wohl, so Strohschneider, dass ihnen der Staat ein verbindliches Weltmodell vorgegeben hatte. Im Westen hingegen wurden die Besonderheiten, induktiv, in den Vordergrund gerückt und daraus die Lösung - manchmal durchaus kreativ - entwickelt. Zwei unterschiedliche Wege, "die nichts mit gut oder schlecht zu tun haben", wie Strohschneider betont, sondern "deren Ansätze auf unterschiedliche Probleme passen", wie er auch in seinem Buch "Denken in Deutschland" dargestellt hat. Die Untersuchungen will der neue Kommunikations-Professor bald wiederholen, um zu erforschen, was sich 20 Jahre später verändert hat.
Dies war auch ein Grund für Strohschneider, vor drei Semestern nach Jena zu kommen. Und hier will der inzwischen berufene Ausdauersportler und Liebhaber alter Musik - "Bach ist mir eigentlich schon zu modern" - die "Studenten begeistern" und ihnen eine solide Grundausbildung mit Praxisbezug bieten.
Dass der verheiratete Vater von vier Kindern dabei häufiger Exkurse nach Indien anbieten wird, liegt in seiner Leidenschaft für dieses ferne, nahe Land begründet. Und in seiner Habilitation, die er 2000 als "Indische Suite: Über die Kulturabhängigkeit strategischen Denkens" an der Uni Bamberg erfolgreich abschloss. Bei den Indern sind "elementare Denkprozesse vollkommen identisch zu unseren", hat Strohschneider ermittelt. Aber die Inder ziehen ganz andere Konsequenzen, da sie bei ihrer Entscheidungsfindung stärker außersachliche Aspekte einbeziehen. "Ihre Problemwahrnehmung ist unterschiedlich zu unserer".
Doch gerade solche Unterschiede und Ähnlichkeiten faszinieren Strohschneider, der auf historisch-qualitative, statt auf sozialwissenschaftliche Methoden setzt. Bei ihm steht der Mensch - oder zumindest das kleine Team - im Mittelpunkt.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Strohschneider
Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944376
E-Mail: stefan.strohschneider[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Stefan Strohschneider
Foto: Günther/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie, Sprache / Literatur, Wirtschaft
regional
Personalia
Deutsch
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